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Feinkeramische Industrie

Historische Einigung beendet Ungleichheit

Ab 2025 gibt es nur noch eine Entgelttabelle für alle Beschäftigten.

Foto: Frank Schinski OSTKREUZ

Der Bundesentgeltrahmentarifvertrag in der feinkeramischen Industrie steht: Nach jahrzehntelangen Diskussionen haben sich IGBCE und Arbeitgeber auf das Tarifwerk geeinigt. Dadurch fallen die unterschiedlichen Vergütungen in Ost- und Westdeutschland, die Differenzierung zwischen Hand- und Kopfarbeit sowie die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen, Unternehmen und Industriezweigen weg. Stattdessen gilt für alle Beschäftigten eine bundesweit einheitliche Entgelttabelle. Und für die allermeisten der 23.000 Beschäftigten der Branche bringt der neue Entgeltrahmentarifvertrag monatlich mehr Geld ins Portemonnaie.
„Mehr als dreißig Jahre lang haben IGBCE und Arbeitgeber versucht, sich auf einen Entgeltrahmentarifvertrag zu verständigen. Jetzt ist uns diese historische Einigung endlich gelungen“, freut sich IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein und betont: „Damit gelten endlich zeitgemäße und gerechte Vergütungsstrukturen in der feinkeramischen Industrie.“

Gleiche Bedingungen für alle

Zuvor gab es bundesweit insgesamt 18 verschiedene Lohn- und Gehaltstabellen, die sich zum Teil massiv unterschieden. Ein Beschäftigter in der Sanitärkeramik in Bayern konnte bei gleicher Tätigkeit einen deutlich anderen Betrag verdienen als ein Beschäftigter in einem Schleifmittelunternehmen in Norddeutschland. „Das ist nicht mehr so. Diese Ungerechtigkeit gehört nun endlich der Geschichte an“, unterstreicht Duckstein.
Mit dem Inkrafttreten des Entgeltrahmentarifvertrags wird nicht mehr zwischen Löhnen (für Arbeiterinnen und Arbeiter) und Gehältern (für Angestellte) unterschieden; für alle Beschäftigten gelten die gleichen Bedingungen. Außerdem werden die Entgelte bundesweit angeglichen: Anstelle mehrerer regionaler Entgelttabellen gibt es künftig nur noch eine. Das heißt auch, dass für alle Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie gemeinsam verhandelt und nicht mehr zwischen Ost und West unterschieden wird.

Tabelle tritt 2025 in Kraft

Bereits mit dem Tarifabschluss 2022 hatten sich IGBCE und die Arbeitgeberseite darauf geeinigt, den Bundesentgeltrahmentarifvertrag neu zu verhandeln. Mitte April stimmten schließlich die Tarifkommissionen zu; jetzt ist das Tarifwerk unterschrieben. Am 1. Januar 2025 tritt die Tabelle des Entgeltrahmentarifvertrags in Kraft. Vom 1. Januar 2025 bis zum 1. Juli (oder je nach Tarifgebiet 1. August 2025/1. September) wird allerdings zunächst eine Zwischenstufe wirksam und erst im Sommer 2025 werden die Beschäftigten dann in ihre korrekte Entgeltstufe eingruppiert und danach bezahlt. Die nächste Tarifrunde startet im Herbst 2025.

Zementindustrie Nordwestdeutschland

250 Euro mehr monatlich

Während der Verhandlung demonstrierten die Beschäftigten für mehr Entgelt.

Foto: Frank Rogner

Nach langen Verhandlungen haben sich IGBCE, IG BAU und Arbeitgeber im April in der dritten Tarifrunde auf einen Abschluss geeinigt: Die 8.000 Beschäftigten in der Zementindustrie Nordwestdeutschlands bekommen eine Inflationsausgleichsprämie und eine deutliche, dauerhafte Entgelterhöhung. IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein freute sich über das „hervorragende Ergebnis“, das in großen Teilen die gestiegene Inflationsrate ausgleiche.
Im Detail beinhaltet der Abschluss die Zahlung einer Inflationsausgleichprämie in Höhe von 1.500 Euro netto für die Monate März und April 2024. Ab Mai 2024 erhöhen sich die Entgelte der Endstufen der Entgelttabelle um 250 Euro monatlich (Beschäftigte in anderen Stufen erhalten etwas weniger). Die Laufzeit beträgt 15 Monate.
„Durch die Erhöhung der Entgelte um einen Festbetrag von 250 Euro wird die Schere zwischen den unteren und den oberen Entgeltgruppen geringer“, betont Duckstein und dankte den Beschäftigten für ihren Einsatz, ohne den der Abschluss so nicht möglich gewesen wäre.
Rund 300 Beschäftigte aus den umliegenden Zementwerken hatten während der dritten Tarifverhandlung vor dem Verhandlungshotel im nordrhein-westfälischen Sendenhorst ihre Forderung nach einem Entgeltplus von acht Prozent bekräftigt und mit Fahnen, Trillerpfeifen und Sprechchören den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Nach zwei vorangegangenen schleppenden Verhandlungsrunden hatten die beiden verhandelnden Gewerkschaften IGBCE und IG BAU zu der Kundgebung aufgerufen. Sabine Duckstein: „Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben haben ein starkes Signal der Geschlossenheit gesendet und damit den Druck in den Verhandlungen erhöht.“
Verhandelt wurde für die Beschäftigten der Unternehmen Holcim, Heidelberg Materials, Dyckerhoff Zement sowie der Portlandzementwerke Wittekind Hugo Miebach Söhne KG.

Tarifticker

Hohlglasveredelung und -verarbeitung

Ende April hat die IGBCE-Tarifkommission ihre Forderungen für die anstehenden Verhandlungen in der Hohlglasveredelung und -verarbeitung West aufgestellt. Die Forderung für die rund 2.500 Beschäftigten umfasst einen Inflationsausgleich mit einer Kaufkraftsteigerung, für IGBCE Mitglieder die Erhöhung des Urlaubsgeldes um 10 Euro pro Urlaubstag oder wahlweise zwei zusätzliche bezahlte freie Tage sowie ebenfalls nur für IGBCE-Mitglieder die Erhöhung der Nachtschichtzulagen um 10 Prozent. Unternehmen der Branche verarbeiten und veredeln zum Beispiel Getränkeflaschen, Konservengläser oder Glasleuchten.

Saint-Gobain Glass und Sekurit

Die Tarifaktionen der Gewerkschaftsmitglieder haben Wirkung gezeigt! In der Schlich­tung haben die IGBCE und der Arbeitgeberverband Glas und Solar für die 1.900 Beschäftigten der Glashersteller Saint-Gobain Glass Deutschland und Saint-Gobain Sekurit Deutschland eine Einigung erreicht. IGBCE-Verhandlungsführer Markus Kraft: „Die IGBCE-Tarifkommission dankt allen Mitgliedern für ihre Unterstützung.“ Ergebnis: Es wird eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe 1.500 Euro netto in mehreren Raten ausgezahlt, die Vergütungen steigen stufenweise um insgesamt 400 Euro monatlich und die Nachtschichtzulage wird in zwei Schritten auf 20 Prozent erhöht.