Vor Ort

Nordost

Wenn die Chemie stimmt

Text Karin Aigner

Bayer bildet jedes Jahr eine Vielzahl von jungen Menschen in unterschiedlichen naturwissenschaftlichen, technischen sowie kaufmännischen Berufen aus. Zwei Auszubildende arbeiten hier mithilfe einer Bedienungsanleitung in einem Labor.

Fotos: Bayer AG

Brille, Scheitel, zuversichtliches Lächeln: Marten Kaffler (21) erzählt von seiner Berufswahl, der Gewerkschaft und der Generation Z.

Foto: privat

Volltreffer! Nach seinem dualen Studium in Informatik bei Bayer in Berlin wurde Marten Kaffler direkt von dem Unternehmen unbefristet übernommen. Der Beweis, dass die Berufsaussichten für Mitarbeitende in der Chemieindustrie sehr gut sind. Jetzt steht auf der Visitenkarte des jungen Mannes „Digital Solution Engineer“ und er arbeitet als Entwickler für Digitalisierung im Produktionsbereich. Gebürtig aus Lübben (Spreewald), wurde Marten Kaffler schon kurz vor dem Abitur klar, dass er später etwas mit Informatik und Technik machen möchte. „Ein Vollzeitstudium schloss ich aus, da es mir zu theoretisch erschien – ich wollte nicht drei oder fünf Jahre studieren und erst dann ins Berufsleben eintauchen. Ein duales Studium erschien mir perfekt.“

Auf einer Stuzubi-Messe in Berlin wurde er auf Bayer aufmerksam und wusste sofort: Das ist sein Ding! „Ich habe mich genau im richtigen Augenblick entschieden. Denn in einem großen und internationalen Unternehmen stehen die Türen weiter offen als in kleineren Softwarebuden oder bei regionalen Dienstleistern.“ Außerdem war nach einigen Informationsgesprächen klar, dass man sich bei Bayer auch nach der Ausbildung sehr gut weiterentwickeln und in die verschiedensten Branchen reinschnuppern kann.

Auf die Frage, wie zuversichtlich er in seine berufliche Zukunft sieht, reagiert der 21-Jährige ernst, aber lächelnd: „Ich verstehe Menschen, die angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland Unsicherheit verspüren. Wenn man dann auch noch die finanzielle Lage und die Umstrukturierungen bei Bayer betrachtet, können sich diese Gefühle noch verstärken. Ich bin jedoch der Ansicht, dass junge und engagierte Menschen stets einen attraktiven Arbeitsplatz finden werden. Aktuell fällt mir keine Branche ein, die nicht dringend nach qualifiziertem Personal sucht. Gerade in der IT passiert so viel, dass für diese Transformationsprozesse ständig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt werden. Daher blicke ich sehr zuversichtlich auf meine zukünftige Karriere.“

Die stellt sich Marten Kaffler so vor, dass er mal mehr Verantwortung innerhalb der Abteilung bekommt und Experte für bestimmte Sachverhalte wird, später vielleicht sogar die Personalverantwortung übernimmt. Er weiß genau, dass es noch ein weiter Weg ist, auf dem ihm nichts in den Schoß fallen wird. Deshalb zählt er dabei auch auf die Gewerkschaft, von der er sich noch viele Kampagnen wünscht, die auf die Qualifizierung von jungen Leuten abzielen und die es schaffen, heimische Unternehmen an den Industriestandort Deutschland zu binden.

Alle suchen qualifiziertes Personal.

Marten Kaffler

Danach gefragt, ob der sogenannten Generation Z, zu der er gehört, die Work-Life-Balance wichtiger sei als die Arbeit, wie es häufig heißt, antwortet der Digital Solution Engineer: „Das ist für mich ein sehr spannendes Thema. Ich beobachte in meinem Umfeld durchaus, dass viele junge Leute heutzutage weniger kompromissbereit sind, wenn es um Überstunden, Vorgaben zu Homeoffice und so weiter geht. Jedoch verstehe ich auch den Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und einer guten Work-Life-Balance. Letztendlich kommt es den Unternehmen ja auch zugute, wenn die Beschäftigten mit Spaß bei der Arbeit sind und dadurch produktiver arbeiten. Ich sag mal so: Verschiedene Werte schließen einander ja nicht zwangsläufig aus. Anerkennung im Beruf und Sicherheit bleiben für viele junge Menschen ein wichtiges Kriterium, genauso wie genügend Freizeit neben dem Beruf. Da sind verschiedene Arbeitsmodelle gefragt.“

Das für sich passende hat Marten Kaffler bereits gefunden. Der begeisterte Hobbysportler will in zwei Jahren neben seinem Job noch seinen Master (in Teilzeit) machen. Außerdem träumt er davon, die Welt zu bereisen.


Vertrauensleutewahlen 2024

Der Dank motiviert

Petra Minde

Foto: privat

Vom 1. März bis zum 30. Juni 2024 finden die Vertrauens-leute-wahlen statt. Petra Minde ist seit 2016 als Vertrauensfrau Schnittstelle zwischen Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft, seit 2022 ist sie Betriebsratsvorsitzende bei der Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH in Gardelegen. Sie weiß, was eine gute Vertrauensperson ausmacht: „Sie muss zuhören und rechtzeitig auch die Zwischentöne erkennen können. Schließlich sind es existenzielle Anliegen, mit denen die Kolleginnen und Kollegen auf uns zukommen. Außerdem ist es wichtig, für andere einzustehen, bei Rückschlägen gemeinsam aufzustehen und immer für alles offen zu bleiben. Man darf nicht vergessen, dass es überall auch Beschäftigte gibt, die sich nicht trauen, etwas zu sagen!“

Auf die Frage, ob es ein dankbarer Job ist, lacht sie: „Es ist vor allem ein ehrenamtlicher Job, was viele gar nicht wissen. Außerdem begreift man schnell, dass man es nicht allen recht machen kann. Aber alles, was zählt, ist ein ,Danke, dass du mir geholfen hast!‘, das mich immer wieder aufs Neue anspornt.“ Eine große Wertschätzung sieht Petra Minde auch darin, wenn Kolleginnen und Kollegen bei einem Arbeitskampf geschlossen hinter den Vertrauensleuten stehen, wie zum Beispiel im Juli 2022 bei einem 24-Stunden-Streik. „Ich selbst versuche, Menschen immer über ihre Wünsche nachdenken zu lassen, und frage dann, wie sie – oder wir – diesen Wunsch erreichen können. Nur wenn man Dinge selbst hinterfragt, kann es gemeinsame Lösungen geben.“