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Synlab MVZ

Beschäftigte streiken bundesweit

Starkes Signal: In Weiden legten knapp 200 Beschäftigte ihre Arbeit nieder.

Foto: Ann-Kathrin Grötsch

Jeweils einen Tag lang haben rund 700 Beschäftigte des Labordienstleisters Synlab ihre Arbeit niedergelegt: An bundesweit sechs Standorten waren sie Ende Januar im Warnstreik, um den Druck in den Tarifverhandlungen zu erhöhen. Dazu hatte die IGBCE aufgerufen, nachdem die vierte Verhandlungsrunde gescheitert war.
IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters betont: „Die 700 Kolleginnen und Kollegen haben mit ihrem Einsatz gezeigt, dass sie hinter den Forderungen stehen und auch bereit sind, sie durchzusetzen. Das war ein lautes und ein wichtiges Zeichen des Zusammenhalts.“ Und eines, das hoffentlich Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt bringe.
„Wir haben den Arbeitgebern eine Frist gesetzt: Bis zum 30. Januar erwarten wir ein neues Angebot, das unsere Forderungen nach einer fairen, marktgerechten Vergütung aufgreift“, erklärt Welters. „Sollten die Arbeitgeber sich bis dahin nicht rühren, werden wir weitere Arbeitskampfmaßnahmen durchführen. Wir werden so lange weiter für unsere Forderungen auf die Straße gehen, bis bei den Arbeitgebern ein Umdenken stattfindet.“
Die IGBCE-Tarifkommission fordert in dieser Tarifrunde die Erhöhung der Vergütungen um elf Prozent, mindestens um 380 Euro, die Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 35 Euro pro Tag und die Zahlung einer Jahressonderzahlung in Höhe von 100 Prozent eines Monatsentgelts für alle Beschäftigten.
Die rund 3.500 Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren sind in der Labordiagnostik tätig und werten zum Beispiel Proben aus Krankenhäusern oder Coronatests aus?

Continental

Neue Perspektive für Beschäftigte

Foto: Stefan Koch

„Von Arbeit in Arbeit“ – so lautet das Grundprinzip der neu gegründeten Zeitarbeitsfirma des Autozulieferers Continental, an der sich die IGBCE als Sozialpartner beteiligen wird. Die Conti Motion soll vor allem als interne Vermittlungsstelle dienen. Von Stellenabbau betroffene Beschäftigte sollen aufgefangen, weiterentwickelt und innerhalb des Konzerns vermittelt werden.
„Wir wollen die Menschen dabei unterstützen, die Transformation zum Aufstieg zu nutzen“, erklärt IGBCE-Vorstandsmitglied ­Francesco Grioli. „Zeitarbeit kann hier ein Instrument sein, um Menschen eine Perspektive zu eröffnen und die Gefahren des Fachkräftemangels abzumildern.“ Noch immer hätten viele Arbeitgeber nicht verstanden, dass der Fachkräftemangel längst Realität sei, so Grioli. Er wünsche sich deshalb mehr Initiativen, die Menschen nicht einfach wegwerfen, sondern weiterentwickeln.
Für die IGBCE ist dabei entscheidend, dass die Beschäftigten bei Conti Motion keine Lohneinbußen und keine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen befürchten müssen. Gezahlt wird nach dem branchenüblichen Firmentarifvertrag für Zeitarbeitsunternehmen, den das Unternehmen zusätzlich aufstockt. Es gilt außerdem die Gesamtbetriebsvereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat Rubber, der für die Gummisparten zuständig ist. Bis zu 18 Monate können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Conti Motion beschäftigt werden.

Wintershall Dea

Engagement von Unternehmen und Staat gefordert

Für die Beschäftigten war die Nachricht vor Weihnachten schwere Kost: Der Chemiekonzern BASF will seine Tochterfirma Wintershall Dea an den britischen Ölkonzern Harbour Energy verkaufen. Um die Kompetenzen zumindest in Teilen in Deutschland zu erhalten, fordert die IGBCE staatliches Engagement.
Die Konsequenz des Verkaufs an Harbour Energy: Die Förderstandorte sollen übernommen werden, den beiden Zentralen der Wintershall Dea AG mit 850 Beschäftigten in Kassel und Hamburg droht die Schließung. „Für uns ist klar, dass für die beiden Hauptverwaltungen ein umfassender Interessensausgleich und Sozialplan geschaffen werden muss“, betonte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis kürzlich auf dem Neujahrsempfang des Bezirks Kassel. Neben dem Unternehmen Wintershall Dea selbst müsse auch die BASF nach mehr als 50 Jahren Partnerschaft dafür Verantwortung tragen.
„Zwar war schon länger klar, dass BASF sich von seinem Gas- und Ölgeschäft trennen möchte, der Verkauf kam aber völlig überraschend“, sagt Wintershall-Unternehmensbetreuer Michael Winkler und kritisiert den rigiden Beschäftigungsabbau: „Für die IGBCE ist klar, dass die BASF und der Miteigner Letter One in der sozialen Verantwortung für die von der Schließung betroffenen Menschen stehen.“
Vassiliadis hob einen weiteren Punkt hervor: „Wintershall Dea bündelt viele Kompetenzen für wichtige energiepolitische Fragen. Aus unserer Sicht rechtfertigen die es, den Erhalt oder Teilerhalt des Unternehmens in Deutschland auch mit staatlichem Engagement sicherzustellen.“ Wintershall Dea ist Deutschlands einziger Gas- und Ölförderer und verfügt über Wissen über Verfahren zur Abscheidung und Speicherung von CO₂ (CCS-Technologie). Der Verkauf würde bedeuten, dass diese Schlüsseltechnologien abwandern und der technische Zugriff auf Gasfelder verloren geht.
Der Verkauf vergrößere die Abhängigkeit von anderen Ländern in der Gasversorgung, mahnt Winkler. „Wir sollten uns in Deutschland nicht überstürzt von einer Branche und deren Technologien verabschieden und damit Fehler der Energiepolitik fortsetzen.“ Zweifel kommen auch von der Bundesregierung: Sie wird den Wintershall-Verkauf intensiv prüfen und könnte ihn aufgrund außenwirtschaftlicher oder kartellrechtlicher Kriterien verbieten.

Bayer

Umbau wird Jobs kosten

Foto: Bayer AG

Hierarchien sollen abgebaut, Strukturen verschlankt und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden: Ende Januar hat Bayer mitgeteilt, dass der Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern unter dem neuen Konzernchef Bill Anderson massiv umgebaut werden soll. Dieser Umbau wird auch viele der rund 22.000 Beschäftigten in Deutschland treffen. Wie viele genau, ist aktuell noch nicht klar. Bis Ende 2025 soll der Personalabbau abgeschlossen sein.
„Wir
sehen mit dem neuen Betriebsmodell eine große Chance, unsere wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern“, sagt Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG, und erklärt: „In der angespannten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens reichen die bereits laufenden Programme und Maßnahmen jedoch nicht aus, weshalb wir schweren Herzens weiteren Einschnitten zugestimmt haben.“ In den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber sei es gelungen, den bevorstehenden Stellenabbau im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. „Außerdem konnten wir durchsetzen, dass die allgemeine Beschäftigungssicherung um ein weiteres Jahr bis Ende 2026 verlängert wird.“
„Für uns hat oberste Priorität, die Zukunft der Beschäftigten bei Bayer zu sichern“, betont Francesco Grioli, IGBCE-Vorstandsmitglied und Mitglied des Bayer-Aufsichtsrats. Für die Beschäftigten werde sich vieles verändern. „Wir werden gemeinsam daran arbeiten, dass alle sicher neue Pfade beschreiten können.“

Tarifticker

Flachglasveredelung und -verarbeitung

Einigung in der zweiten Verhandlungsrunde: Die rund 2.300 Beschäftigten im Tarifbereich erhalten rückwirkend ab dem 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2024 monatlich 125 Euro netto Inflationsausgleichsprämie insgesamt 1.500 Euro (Auszubildende 750 Euro). Außerdem erhöhen sich die Entgelte dauerhaft in zwei Stufen: ab dem 1. Januar 2025 um monatlich 75 Euro sowie ab dem 1. April 2025 um weitere 100 Euro.

Saint-Gobain Rigips

Zweiter Schlichtungstermin bringt Ergebnis: Die IGBCE hat sich mit dem Arbeitgeber auf Tariferhöhungen und Einmalzahlungen für die mehr als 600 Beschäftigten geeinigt. So steigen die Monatsentgelte rückwirkend ab dem 1. August 2023 um 120 Euro und ab dem 1. September 2024 um weitere 100 Euro. Im Februar sowie im Dezember 2024 werden jeweils 1.000 Euro Inflationsausgleichsprämie gezahlt (Auszubildende erhalten jeweils 500 Euro).

Zementindustrie

Für die anstehende Tarifrunde 2024 fordert die gemeinsame Tarifkommission aus IGBCE und IG BAU für die knapp 2.000 Beschäftigten in der Zementindustrie Nordwestdeutschlands eine Erhöhung der Entgelte, die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro sowie einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder.