Vor Ort

Rheinland-Pfalz/Saarland

Klares Zeichen: 8.000 Beschäftigte der BASF SE fordern den Brückenstrompreis. Mit dabei: Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.

Foto Marcus Schwetasch

Wir für den Brückenstrompreis

Text Axel Stefan Sonntag

Mit einer ganzen Reihe von Aktionen verstärkt die IGBCE den Druck auf die Politik, der Industrie endlich wettbewerbsfähige Strompreise bereitzustellen.

Mit mehr als 3.000 Teilnehmenden rechnete der Bezirk zunächst, mehr als 8.000 sind es geworden: In Ludwigshafen, genau gegenüber von Tor 2 der BASF SE, demonstrierten die Beschäftigten des weltgrößten Chemiekonzerns für einen auf Zeit gedeckelten Brückenstrompreis. Für Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IGBCE, war das ein Pflichttermin. Denn wenn die Strompreise weiterhin so hoch bleiben, befürchtet der Gewerkschaftschef „einen schmerzlichen Verlust von Arbeitsplätzen, Wertschöpfung, Steuereinnahmen und Binnennachfrage“. Notwendig sei jetzt, dass die Standorte in die klimagerechte Transformation und die Modernisierung investieren. Dafür brauche man aber wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Der Betriebsratsvorsitzende der BASF SE, Sinischa Horvat, machte deutlich: „Die Transformation ist anspruchsvoll und braucht Zeit. Der E‑Cracker und andere Projekte sind auf dem Weg. Wir wissen, wohin wir wollen: klimaneutrale und wettbewerbsfähige Chemieproduktion hier am Verbundstandort Ludwigshafen. Ohne energieintensive Basischemie geht das langfristig nicht, deshalb brauchen wir den Brückenstrompreis.“

Unser Konzern sitzt in Frankreich. Die hohen Energiepreise in Deutschland waren bereits Thema im Europäischen Betriebsrat.

Helmut Glöckner,
Betriebsratsvorsitzender bei Verallia in Wirges

Foto: Marcus Schwetasch

Sorgen um seine rund 230 Kolleginnen und Kollegen macht sich auch Helmut Glöckner, Betriebsratsvorsitzender bei Verallia in Wirges. „Unser Konzern sitzt in Frankreich. Die hohen Energiepreise in Deutschland waren bereits Thema im Europäischen Betriebsrat“, berichtet er und verweist auf Frankreichs Nutzung von Atomenergie. „Hinzu kommt das erklärte Ziel unseres Konzerne, bis 2035 CO₂-neutral produzieren zu wollen. Das verstärkt den Druck auf uns zusätzlich.“ Zwar habe man auch für den westerwäldischen Standort Alternativkonzepte mit Hybridwannen zur Glasschmelze entwickelt, um diese wahlweise mit Strom aus erneuerbaren Energien betreiben zu können. „Dafür aber werden wir bis zu sechsmal mehr Strom verbrauchen. Das ist mit den jetzigen Preisen nicht darstellbar, von den noch zu bauenden Leitungen ganz zu schweigen“, kritisiert er die fehlenden politischen Entscheidungen. „Wenn die Strompreise nicht runtergehen, wird sich die Industrie aus dem Westerwald verlagern und werden wir eine große Rolle rückwärts in Richtung Armenhaus erleben.“ Vor Ort unterstützten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von Sibelco, Steuler Höhr-Grenzhausen und Siershahn, Finzelberg, RHI Magnesita (Urmitz) und Metsä Tissue (Raubach) die politische Mittagspause.

Die IGBCE unterstützte den saarlandweiten Stahl-Aktionstag in Dillingen und Völklingen.

Foto: Markus Köpp

Die Aktion bei Verallia im Westerwald

Foto: Detlev Uthe

Die Forderung steht – ob bei Win Aerosol zur Mitgliederversammlung

Foto: Tobias Paulus

… oder bei der Renolit-Betriebsversammlung.

Foto: Udo Weißwange-Kol

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Im Saarland setzte sich eine Delegation von Ursapharm, Villeroy & Boch und Iqony Energies für den Brückenstrompreis ein. Insgesamt demonstrierten hier mehr als 10.000 Menschen für ihre Branchen. Solidarisch zeigte sich die IGBCE: Michael Vassiliadis war ebenfalls vor Ort, wies auf die betroffenen Branchen seiner Gewerkschaft hin. Wie etwa Villeroy & Boch: „Mit klimaneutral hergestelltem Strom betriebene Öfen sind eine der Optionen, die wir derzeit pilotieren, um zukünftig auch Keramik klimaneutral beziehungsweise CO₂-reduziert produzieren zu können“, berichtet Thommy Scherer, Betriebsratsvorsitzender im Unternehmensbereich Bad und Wellness. Auch hierfür sei allerdings ein langfristig wettbewerbsfähiger Strompreis notwendig.