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Chemische Industrie

Mehr Geld im Januar

Beim Tarifabschluss im November 2022 hatten sich IGBCE und Arbeitgeber auf eine zweistufige Erhöhung der Entgelte geeinigt.

Foto: Andreas Reeg

Die nächste Chemietarifrunde steht schon in den Startlöchern, doch zuerst profitieren die Beschäftigten noch einmal vom Tarifabschluss 2022: Denn spätestens im Januar 2024 landet die zweite Rate der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.500 Euro netto auf ihrem Konto. Außerdem greift zum 1. Januar 2024 die zweite tabellenwirksame Entgelterhöhung: Die Chemievergütungen steigen dauerhaft um 3,25 Prozent. Insgesamt hatte sich die IGBCE mit den Arbeitgebern bei dem Abschluss auf eine Nettoentlastung von bis zu 15,6 Prozent geeinigt.
Was im kommenden Jahr möglich ist, werden die Verhandlungen zeigen. Zunächst wird der Hauptvorstand der IGBCE am 30. Januar seine Forderungsempfehlung zur Tarifrunde 2024 aufstellen. Bis Ostern haben die Beschäftigten in den Betrieben dann Zeit, diese Empfehlung zu diskutieren. Am 10. April wird die Bundestarifkommission die endgültige Forderung beschließen.
Danach beginnen die Verhandlungen in den Regionen. Einigen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in den Regionen nicht, beauftragen sie die Bundesebene mit den Verhandlungen. Dort wird erstmals am 14. und 15. Mai verhandelt. Zur zweiten Verhandlung treffen IGBCE und Arbeitgeber am 4. und 5. Juni aufeinander. Die dritte Bundes­tarif­ver­hand­lung ist für den 26. und 27. Juni geplant. Am 30. Juni enden sowohl die Laufzeit der aktuellen Entgelttarifverträge als auch die Friedenspflicht. Danach sind Warnstreiks möglich.

Chemische Industrie

Mehr Ob als Wie

Rückschritte statt Fortschritte: So ist zurzeit der Stand bei den Gesprächen zur Stärkung der Tarifbindung in der chemischen Industrie. „Die Arbeitgeber haben leider eine Blockadehaltung eingenommen“, informierte IGBCE-Tarifvorstand Oliver Heinrich die Bundestarifkommission Chemie auf ihrer Sitzung Mitte Oktober.
Mit dem Tarifabschluss 2022 hatten sich IGBCE und Arbeitgeber darauf verständigt, die Tarifbindung zu stärken. Die IGBCE möchte ihren Fokus in diesem Prozess auf Vorteile für Mitglieder richten. Ab Jahresbeginn 2023 wollten die Chemiesozialpartner in einem strukturierten Prozess im Rahmen der Laufzeit des Tarifvertrages Ideen für tarifliche Regelungen zur Stärkung der Tarifbindung auf beiden Seiten entwickeln. Geschehen ist bisher kaum etwas.
„Wir kommen nicht voran, die Gespräche stocken. Statt vorwärtszugehen, gehen die Arbeitgeber zurück. Wir reden wieder mehr über das Ob als über das Wie. So kann das nicht weitergehen“, schimpft Heinrich. Um Bewegung in die Sache zu bringen, fanden in allen regionalen Tarifbezirken in den vergangenen Wochen Workshops zur Stärkung der Tarifbindung statt. Die IGBCE hofft, dass diese den Prozess endlich konkret weiterbringen. Im IGBCE-Organisationsbereich finden Mitgliedervorteile immer größere Verbreitung und sind Bestandteile zahlreicher Tarifabschlüsse. Heinrich fordert: „Die Chemieindustrie muss da endlich nachziehen.“

Goodyear und Michelin

Beschäftigte unter Schock

Schon im Sommer versammelten sich knapp 1.000 Beschäftigte von Goodyear vor dem Werk in Fulda, um gegen den geplanten Stellenabbau zu demonstrieren.

Foto: Wolfgang Lenders

Die Nachrichten waren für die Beschäftigten ein Schock: Goodyear und Michelin planen, tausende Stellen abzubauen und ganze Werke zu ­schließen. Begründet haben die Reifenhersteller diese Schritte mit zunehmendem Wettbewerbsdruck, steigenden Kosten und Überkapazitäten am Markt. Für IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli, zuständig für Branchen und Betriebspolitik, sind das keine stichhaltigen Argumente: „Wir erwarten gerade von diesen traditionsreichen Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein klares Bekenntnis zu den deutschen Standorten und mehr Einsatz für die Beschäftigten, die oft schon in zweiter oder dritter Generation in den Reifenwerken arbeiten.“ Er kündigt Widerstand an: „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.“
Goodyear will sein Werk in Fulda komplett schließen und den Standort Fürstenwalde weitgehend abwickeln. Bereits 2025 soll in Fulda Schluss sein. Rund 1.050 Menschen verlieren dann ihre Arbeit. In Fürstenwalde sollen schrittweise 700 der insgesamt rund 1.000 Stellen bis 2027 wegfallen, die komplette Reifenproduktion. Das erfuhren die Beschäftigten auf Belegschaftsversammlungen Mitte November. „Die Kolleginnen und Kollegen sind völlig fertig“, sagt Anne Weinschenk, Leiterin des IGBCE-Bezirks Mittelhessen. Nötig ist die Schließung der Standorte nicht. „Goodyear betreibt Gewinnmaximierung. Die Menschen in den Betrieben sind Goodyear offenbar völlig egal.“
Michelin kündigte Ende Oktober an, sich weitgehend aus der Produktion von Lkw-Reifen in Deutschland zurückziehen zu wollen. Den Werken in Karlsruhe und Trier droht nach den derzeitigen Überlegungen die Schließung, dem Standort in Homburg der Verlust von einem Großteil der Belegschaft. Teile der Administration könnten verlagert werden. Insgesamt wären rund 1.500 Beschäftigte betroffen. „Hier drohen ebenso traditionsreiche wie hochmoderne Standorte einfach ausgeknipst zu werden, ohne zuvor Alternativen systematisch durchdacht zu haben“, kritisiert Matthias Hille, Leiter des IGBCE-Bezirks Mainz. „Gegen diesen Rotstiftaktionismus werden sich Belegschaft, Betriebsrat und IGBCE entschieden zur Wehr setzen.“

Tarifticker

50 Hertz

Um über eine Einmalzahlung zu verhandeln, hat die IGBCE-Tarifkommission den Tarifvertrag bei 50 Hertz während der Laufzeit zum Teil gekündigt. Eine Sonderregelung lässt diese Option bei dem Netzbetreiber mit seinen 1.700 Beschäftigten zu. In diesen Verhandlungen fordert die IGBCE einmalig 6.000 Euro nur für die Mitglieder der IGBCE. Die Geschäftsführung erklärte in den Gesprächen jedoch, grundsätzlich nicht zu einer Zahlung ausschließlich für IGBCE-Mitglieder bereit zu sein. Für alle Beschäftigten sei allerdings eine Einmalzahlung in Höhe von 600 Euro realisierbar. Das lehnte die Tarifkommission ab, sie will weiterhin eine Zahlung exklusiv für IGBCE-Mitglieder aushandeln.

Octapharma

Die IGBCE-Tarifkommission hat in den Verhandlungen mit dem Pharmaunternehmen Octapharma hart um jeden einzelnen Euro gerungen und ein sehr gutes Ergebnis erzielt: Die Vergütungen der mehr als 650 Beschäftigten der Octapharma Produktionsgesellschaft am Produktionsstandort im niedersächsischen Springe steigen ab dem 1. November 2023 um 4,7 Prozent (mindestens 180 Euro) und ab dem 1. September 2024 um 4,2 Prozent (mindestens 150 Euro), insgesamt also um mindestens 330 Euro monatlich. In den unteren Entgeltgruppen bedeutet das ein Plus von deutlich über zehn Prozent bei einer Laufzeit von 18 Monaten.