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Vor Ort: Nordrhein
Bedburg
Dem Strukturwandel eine Stimme geben
Sprachrohr für die Arbeitnehmenden im Rheinischen Revier: Manfred Maresch.
Foto: Projekt Revierwende
Mitten im Rheinischen Revier, dem Herzstück des deutschen Strukturwandels, ist das DGB-Projekt „Revierwende Bedburg“ eine wichtige Anlaufstelle geworden. Seit vier Jahren bringt das Team rund um Manfred Maresch Gewerkschaften, Politik und Wirtschaft an einen Tisch, um die Interessen der Beschäftigten in der Region zu vertreten.
„Wir sind hier in den letzten Jahren ein wichtiger Netzwerkpartner und Vermittler geworden. Dabei vertreten wir die Stimme der Arbeitnehmenden“, betont Maresch, der das Projektbüro in Bedburg leitet. Nach der ersten Projektlaufzeit, die nun zu Ende geht, ist eines klar: Der Strukturwandel nimmt gerade erst Fahrt auf, und die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, in Mitbestimmungsgremien und den Gewerkschaften wird immer wichtiger.
Von Braunkohle zu Wasserstoff
Ein besonderes Merkmal des Projekts ist seine Übersetzungsfunktion. Viele Themen des Strukturwandels – von Agri-Photovoltaik über Wasserstofftechnologien bis hin zur regionalen Infrastrukturplanung – sind hochkomplex. Hier leistet das Team der Revierwende wichtige Aufklärungsarbeit, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mitzunehmen und sie auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten. „Es geht nicht nur darum, Informationen zu vermitteln. Wir müssen auch sicherstellen, dass die betroffenen Menschen aktiv beteiligt werden“, erklärt Maresch.
Dafür organisiert das Projekt über das Jahr hinweg zahlreiche Veranstaltungen: von Konferenzen über Vorträge bis hin zu Workshops. Ziel ist es, die Menschen in der Region einzubinden, ihnen eine Plattform zu geben und so demokratische Prozesse zu stärken. Maresch sieht hierin eine zentrale Aufgabe: „Diese Form des Miteinanders stärkt die Demokratie und sorgt dafür, dass die Menschen nicht uninformiert oder falsch informiert sind und dann, von Sorgen und Ängsten getrieben, in rechte Ränder abrutschen.“
Stimme der Arbeitnehmenden sein
Seit dem Start des Projekts im September 2021 ist Maresch die erste Anlaufstelle für Politik, Wirtschaft und andere Stakeholder im Rheinischen Revier. Dabei stößt er immer wieder auf ein Ungleichgewicht: „Es gibt viel Fürsprache für Naturschutzthemen, Forschungsprojekte oder Infrastrukturplanungen. Doch die Perspektive der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz verlieren oder große Veränderungen erleben, wird oft übersehen.“
Genau hier setzt die Revierwende an. Das Projekt macht deutlich, dass der Strukturwandel nicht nur eine technische, sondern vor allem auch eine soziale Herausforderung ist. Der Verlust von Arbeitsplätzen, die Umstellung auf neue Technologien und die Unsicherheiten der Beschäftigten erfordern nicht nur Aufklärung, sondern auch eine gezielte Unterstützung.
Die Zukunft der Revierwende
Um diese wichtige Arbeit fortzusetzen, hat das Team einen Folgeantrag gestellt, um weiterhin Fördermittel aus dem Strukturwandelfonds zu erhalten. Neben dem Bedburger Büro ist das Projekt auch in der Lausitz, im Mitteldeutschen Revier und im Saarland aktiv. Doch bevor es weitergehen kann, müssen positive Rückmeldungen aus den einzelnen Bundesländern vorliegen. Erst danach entscheidet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), ob der Antrag bewilligt wird.
Wenn alles planmäßig verläuft, könnte die Entscheidung bereits im ersten Quartal 2025 fallen. „Dann steht einem Fortbestand des Projekts nichts mehr im Wege und wir können weiterhin als Stimme der Arbeitnehmerschaft im Strukturwandel laut und deutlich wahrgenommen werden“, zeigt sich Maresch optimistisch.
Hückelhoven-Baal
Neuer Tarifvertrag: Weihnachtsgeschenk bei Semperit
Ein wichtiger Schritt in eine sichere und faire Zukunft der Semperit-Beschäftigten: der neue Tarifvertrag.
Foto: Nejdet Karul
Noch kurz vor Weihnachten konnte die IGBCE einen wichtigen Erfolg für die Beschäftigten des österreichischen Kautschuk- und Kunststoffunternehmens Semperit erzielen. Nach intensiven Verhandlungen schloss sie dort einen neuen Tarifvertrag ab, der deutliche Verbesserungen bei Löhnen, Gehältern und sozialen Leistungen vorsieht. Für die Beschäftigten am nordrhein-westfälischen Standort Gevelsberg ist dieser Abschluss ein wahres „Weihnachtsgeschenk“, wie die IGBCE betont.
Der Tarifvertrag ist das Ergebnis langer und hartnäckiger Verhandlungen. Recep Kaya, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der IGBCE-Tarifkommission, zeigt sich zufrieden: „Unsere Geduld und Beharrlichkeit haben sich ausgezahlt. Die Beschäftigten bekommen endlich, was ihnen zusteht.“ Der Vertrag sieht nicht nur eine spürbare Gehaltserhöhung vor, sondern auch soziale Verbesserungen, die den Arbeitsalltag der Belegschaft nachhaltig erleichtern.
Martin Droigk, der zuständige Gewerkschaftssekretär bei der IGBCE, betont die Signalwirkung des Abschlusses: „Dieser Erfolg zeigt, dass wir durch Tarifbindung und solidarisches Handeln echte Fortschritte erzielen können. Der Tarifvertrag ist ein starkes Zeichen dafür, dass sich gemeinsames Engagement auszahlt.“
Meilenstein für die Beschäftigten
Die Verhandlungsparteien sind sich einig, dass der Tarifabschluss ein Meilenstein für die Beschäftigten von Semperit ist. Betriebsratsvorsitzender Kaya: „Das ist ein Erfolg, der zeigt, wie wichtig der Einsatz der Gewerkschaft und der Rückhalt aus der Belegschaft sind.“ Gewerkschafter Droigk sieht die übergreifende Bedeutung: „Dieser Abschluss ist eine klare Botschaft an die Arbeitgeber. Tarifverträge sind keine Frage des Entgegenkommens, sondern eine Notwendigkeit, um faire Bedingungen für die Beschäftigten zu sichern.“
Besser geht es immer
Mit dem neuen Tarifvertrag stellt die IGBCE erneut unter Beweis, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Fortschritte für Beschäftigte möglich sind. Der Vertrag bringt nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Belegschaft in die Gewerkschaftsarbeit. Kaya und Droigk sind sich sicher: Dieser Erfolg ist ein wichtiger Schritt in eine sichere und faire Zukunft für die Mitarbeitenden von Semperit.