Vor Ort

Westfalen

Energiegeladen

Text & Drohnenaufnahmen Leo Kölzer – Fotos Frank Rogner

Bisher förderten die Quarzwerke in Haltern „nur“ Quarzsand aus dem See.
Seit dem letzten Jahr gewinnen sie mit Deutschlands größter schwimmender Fotovoltaikanlage auch erneuerbare Energie.

Ob in Glas für Fenster, Autoscheiben oder Behälter, in Putz, Mörtel und Beton oder in den Getrieben von Windrädern und in Fußbodenschichten: Überall findet sich Sand. Auch als sogenannte Formsande in der Gießereiindustrie sind die in Haltern gewonnenen Rohstoffe heiß begehrt. Baggerschiffe bauen den reinen, hellen Quarzsand unter dem Grundwasserspiegel ab. Üblicherweise laufen Schiffe dieser Art mit Diesel – anders die Baggerschiffe in Haltern. Weil die Silberseen in einem Trinkwasserschutzgebiet liegen, werden die Schiffe mit leistungsstarken Elektromotoren betrieben. Haben die Saugbagger ihren Job erledigt, landet der Quarzsand in den Hallen des Werks. In den Aufbereitungsanlagen wird der Sand gewaschen und in verschiedene Korngrößenklassen zerlegt. Für all das braucht es eine Menge Energie.

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Größte schwimmende Solaranlage

Seit Ende Mai 2022 produzieren die Quarzwerke einen Teil dieser Energie mit Deutschlands größter schwimmender Solaranlage. Sie wurde auf einem der ehemaligen Gewinnungsseen, dem Silbersee III, in Betrieb genommen. Die fast 5.800 Module sind auf 360 Schwimmelementen, sogenannten Booten aus mehreren Pontons, zusammengesetzt. Trotz der gewaltigen Dimensionen bedecken sie insgesamt nur etwas mehr als zwei Prozent der Wasserfläche. Das entspricht in etwa der Größe von zwei Fußballfeldern.

Die Konstruktion der Solaranlage ist im See so verankert, dass sie möglichst den ganzen Tag lang Energie liefern kann. Insgesamt 24 Spezialanker, die in Tiefen von bis zu 23 Metern angebracht sind, sorgen dafür, dass die Anlage auf dem Silbersee III exakt an dem dafür definierten Ort schwimmt. Ein knapp 300 Meter langer Wellenbrecher schützt die Anlage vor Stürmen. „Für eine optimale Energieausbeute sind die Solarmodule nach Ost/West ausgerichtet und mit einer Neigung von zwölf Grad installiert“, erklärt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Maik Dramm. „Damit wir den See nach unten hin nicht abdunkeln, haben wir Glas-Glas-Module verwendet.“ So könne ausreichend Licht auf die Wasseroberfläche einstrahlen. „Zudem haben Glas-Glas-Module den Vorteil, dass sie langlebig und robust gegenüber Umwelteinflüssen und mechanischen Belastungen sind.

Video Statement Maik Dramm:

75 Prozent der Energie nutzen wir.

Maik Dramm,
stv. Betriebsratsvorsitzender

Energiegeladenes Floß

Die Fotovoltaikanlage erreicht eine Nennleistung von etwa 3,1 Megawattpeak und produziert jährlich etwa drei Millionen Kilowattstunden Strom. Kilowattpeak bezeichnet den Wert, der die elektrische Höchstleistung einer Solaranlage bei optimaler Einstrahlung der Sonne misst. Er macht die elektrische Leistung von Modulen und Anlagen vergleichbar. Mit der Strommenge, die die Anlage in Haltern erreicht, sparen die Quarzwerke jedes Jahr rund 1.100 Tonnen CO₂ ein. 600 Haushalte könnte das energiegeladene Floß mit Strom versorgen. „75 Prozent der erzeugten Energie nutzen wir selbst“, sagt Dramm. „Der restliche Teil wird als Grünstrom ins öffentliche Stromnetz eingespeist.“

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IGBCE ist große Unterstützerin

Mit seinen 35 Jahren ist Dramm der Älteste im Betriebsrat. Seit 19 Jahren ist er bereits im Betrieb. Neben seinem Engagement in der Mitbestimmung arbeitet der Aufbereitungsmechaniker bei den Quarzwerken als Springer. „Im Betriebsrat haben wir uns letztes Jahr komplett neu aufgestellt“, berichtet er. „Wir sind daher noch im Findungsprozess, bei dem uns die IGBCE super unterstützt.“ Vor allem das Schulungsangebot der BWS helfe dem Gremium enorm. „Das Betriebsverfassungsgesetz war für uns alle neu. Da kamen die Weiterbildungsmöglichkeiten durch die IGBCE genau richtig.“


Über das Unternehmen

Die Quarzwerke Gruppe ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit mehr als 135 Jahren Erfahrung in Gewinnung, Aufbereitung und Veredelung von Industriemineralien wie Quarz, Kaolin oder Feldspat. Die Werke in Frechen, Gambach, Haltern, Weferlingen und Hohenbocka gehören der Quarzwerke GmbH, weitere Teile der Gruppe sind über die LL Holding GmbH organisiert. Weltweit beschäftigt das Unternehmen an 33 Standorten rund 3.600 Menschen. Am Standort in Haltern arbeiten 85 Beschäftigte.

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