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Text & Fotos Axel Stefan Sonntag

Die B+K Bremsen- und Kupplungsteile ist ein Mittelständler, der für namhafte Automobilhersteller Handbremsen fertigt. Nach Betriebsratswahl und Haustarifvertrag profitieren jetzt auch die Beschäftigten vom Erfolg des Unternehmens.

Bestimmen jetzt mit: Ismail Kaya (Betriebsratsvorsitzender, Mitte) und seine Kollegen Fitim Behrami (links) und Andrej Kolosov.

Seit 37 Jahren arbeitet ­Ismail Kaya bei B+K Bremsen- und Kupplungsteile. Der im badischen Neuenburg (zwischen Freiburg und Basel) ansässige Betrieb ist ein typischer Mittelständler. Kaya und seine 45 Kolleginnen und Kollegen stellen hier Trommelbremsen her, die in vielen namhaften Fahrzeugen ihre Verwendung als Handbremse finden. Der Betrieb läuft, „made in Germany ist für viele ein echtes Argument“, weiß Kaya. „Qualität sichert unsere Arbeitsplätze“, heißt es selbstbewusst auf den T‑Shirts, die als Betriebskleidung dienen.

Weniger gut hingegen lief es in den vergangenen Jahren beim Thema Arbeitsentgelte. „Wir sahen in vielen Fällen Stundensätze in Höhe des geltenden Mindestlohns oder nur knapp darüber“, berichtet Gewerkschaftssekretär Lukas Gruber. „Außerdem kombinierte der Arbeitgeber den Stundenlohn mit einer Anwesenheitsprämie, die auch jetzt noch in Teilen die Höhe des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes bestimmt.“ Dies erzeugte Unmut bei vielen Beschäftigten, die sich darauf­hin bei der IGBCE meldeten, um Gewerkschaftsmitglieder zu werden. „Wir hatten hier relativ schnell ein eindeutiges Mandat“, so Gruber. Was bedeutet: Es trat weit mehr als die Hälfte der Belegschaft in die Gewerkschaft ein, sodass diese den Arbeitgeber zu Gesprächen über Tarifverhandlungen aufforderte. Zudem wählten die Beschäftigten im Oktober 2022 einen Betriebsrat, in dem Kaya die höchste Zahl an Stimmen erhielt – und inzwischen als Betriebsratsvorsitzender agiert.

Bei B+K sichert viel Handarbeit die Qualität.

Qualitätssicherer Wendelin Hageni prüft die Rohware.

Gewerkschaftssekretär Lukas Gruber (rechts) und Geschäftsführer Christian Stiefvater sind sich einig.

Die erste Betriebsversammlung bei B+K.

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Beharrlich setzt er seither alles daran, den finanziellen Verdienst seiner Kolleginnen und Kollegen deutlich zu steigern. „Es geht ja auch darum, dass wir uns als attraktives Unternehmen präsentieren. Uns fehlen Leute. Viele sind abgewandert zu Betrieben, die mehr bezahlen oder in denen es Nachtschichtzuschläge gibt“, weiß er. Das aber kann nicht im Interesse von B+K sein, denn: „Wir könnten noch viel mehr verkaufen, wenn wir mehr Menschen für die Produktion hätten.“

Der erste Schritt hierfür ist jetzt immerhin getan. Im Mai trat erstmals ein Haustarifvertrag in Kraft. Viele Punkte, die die IGBCE-Mitglieder vorab in einer Mitgliederversammlung zu ihrer Forderungsaufstellung sammelten, konnte Lukas Gruber gemeinsam mit der Tarifkommission durchsetzen: Die Anwesenheitsprämie auf Arbeitsentgelte gehört ab sofort der Vergangenheit an, eine Inflationsausgleichprämie von 1.000 Euro ist bereits vereinbart. Die IGBCE sieht hier noch Spielraum für mehr. „Vor allem aber steigen die Entgelte. Wir sind übereingekommen, dass wir nach vier Stufen 90 Prozent des Chemie--Flächen-tarif-vertrags-niveaus Baden-Württemberg erreichen werden.“ Das ist im Oktober 2024 der Fall.

Wir sind auf einem guten Weg.

Ismail Kaya,
Betriebsratsvorsitzender

Arbeitsentgelte gehört ab sofort der Vergangenheit an, eine Inflationsausgleichprämie von 1.000 Euro ist bereits vereinbart. Die IGBCE sieht hier noch Spielraum für mehr. „Vor allem aber steigen die Entgelte. Wir sind übereingekommen, dass wir nach vier Stufen 90 Prozent des Chemie-­Flächen­tarif­vertrags­niveaus Baden-Württemberg erreichen werden.“ Das ist im Oktober 2024 der Fall.

Zudem steht der Einstieg in einen Manteltarifvertrag an, um beispielsweise die auch jetzt noch teilweise vorhandene Urlaubsdauer von 25 Tagen deutlich zu erhöhen. Für Betriebsrat Ismail Kaya ist all das ein Erfolg, auf den er sehr lange warten musste.