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Feinkeramik West

Vergütungen steigen um Festbetrag

IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein beim Verhandlungsauftakt im Juni.

Foto: Daniel Karmann

Dauerhaft monatlich 300 Euro und einmalig 2.000 Euro erhalten die 20.000 Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie (West). Darauf haben sich Mitte Juli IGBCE und Keramikarbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde geeinigt. Die Vergütungen steigen in drei Stufen um insgesamt 300 Euro. Die steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie wird in zwei Raten (2023 und 2024) von jeweils 1.000 Euro ausgezahlt.
„Wir haben ein umfangreiches und nachhaltig wirkendes Tarifpaket geschnürt, das unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben deutlich entlastet“, betont IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein. „Vor allem die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen, die durch die gewaltigen Preissteigerungen besonders belastet sind, profitieren davon, dass die Vergütungen um feste Beträge steigen.“
Außerdem tritt am 1. Januar 2025 die Tabelle des Entgeltrahmentarifvertrags in Kraft. Damit wird in den Entlohnungsstrukturen nicht mehr zwischen Löhnen (für Arbeiterinnen und Arbeiter) und Gehältern (für Angestellte) unterschieden, sondern für alle Beschäftigten gelten die gleichen Bedingungen und die Entgelte werden bundesweit angeglichen. Anstatt neun Entgelttabellen gibt es künftig nur noch eine. Das heißt auch, dass dann für alle Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie verhandelt wird und nicht mehr zwischen Ost und West unterschieden wird. Duckstein: „Damit beenden wir endlich die bisher geltende Zweiklassengesellschaft in der feinkeramischen Industrie.“

Sportartikel- und Schuhindustrie

Kein Angebot

Frieder Weißenborn (Zweiter v. l.): „Forderungen sind gerechtfertigt.“

Foto: Andreas Grasser

Katastrophaler Verhandlungsauftakt für die rund 13.000 Beschäftigten der Sportartikel- und Schuhindustrie: IGBCE und Arbeitgeber haben die erste Tarifrunde am 11. Juli ohne Ergebnis beendet. „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. Das Verhalten der Arbeitgeber sei inakzeptabel gewesen, denn sie wiesen die Forderung der IGBCE komplett zurück. Gleichzeitig legten sie kein Angebot auf den Tisch, weder zum Entgelt, noch zur Inflationsausgleichsprämie.
Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Entgelte der Beschäftigten um einen einheitlichen Festbetrag von 372 Euro sowie der Ausbildungsvergütungen um 200 Euro für jedes Ausbildungsjahr. Außerdem will sie die Zahlung des tariflichen Inflationsgeldes in Höhe von 3.000 Euro durchsetzen, das steuer- und abgabenfrei ausgezahlt werden kann.
Der Dax-Konzern Adidas stellt allein gut 8.000 Beschäftigte in dieser Tarifrunde. „An ihm orientieren wir uns, weil die große Mehrheit der Beschäftigten dort arbeitet“, erklärt Weißenborn.

Chemie

IGBCE stellt sich gegen Schließung

Der Beirat der IGBCE fordert einstimmig den Erhalt der Produktion von Fluorkunststoffen im Chemiepark Gendorf. Eine zugehörige Resolution hat das Gremium auf seiner Sitzung Mitte Juni verabschiedet. Der US-Konzern 3M hatte die Schließung seiner Tochterfirma Dyneon in Gendorf für Ende 2025 angekündigt. Hintergrund der geplanten Schließung sind die Pläne zu einer strengeren Regulierung von per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS). Diese Pläne resultieren aus der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit der EU-Kommission. Demnach sollen PFAS umfassend beschränkt und in einer zu regulierenden Stoffgruppe zusammengefasst werden. Das würde zu einem weitreichenden Verbot der Produktion, des Vertriebs und der Nutzung von PFAS-Stoffen und -Artikeln führen.
Wegen dieses Beschränkungsvorschlags hatte das US-Unternehmen 3M im Dezember 2022 den Ausstieg aus der PFAS-Produktion bekannt gegeben, von dem auch die hundertprozentige Tochter Dyneon betroffen ist. Bis Ende 2025 soll die Anlage geschlossen und anschließend zurückgebaut werden. Einen Weiterverkauf von Fabrik, Patenten und Lizenzen lehnt der US-Konzern ab. Etwa 700 Beschäftigte sind von der Werkschließung direkt betroffen; bis zu 10.000 Arbeitsplätze sind im Chemiepark sowie im unmittelbaren Umfeld bei Zulieferern und Dienstleistern in Gefahr. Der Beirat betont in der Resolution: „Wir fordern die 3M auf, die Dyneon GmbH mit Lizenzen und Patenten zu verkaufen.“ Interessenten für eine Übernahme gebe es.
Der Standort in Gendorf ist die einzige Fluorkunststoffproduktion in Deutschland und Dyneon für einige Produktklassen der Fluorkunststoffe der einzige europäische Hersteller. „Ein Ende der Produktion in Gendorf würde der deutschen und europäischen Industrie eine ihrer wichtigsten Rohstoffquellen nehmen“, heißt es in der Resolution. Es drohten weitere Abhängigkeiten und Verwerfungen in den Wertschöpfungsketten.

Verbindungen und Substanzen

zählen zur Stoffgruppe der Fluorkunststoffe. Sie sind für die Industrie unverzichtbar und werden unter anderem für Batterien, in der Energieerzeugung, bei der Fertigung von Chips, im Anlagenbau oder der Medizin gebraucht. Nach OECD-Definition fallen beinahe alle Fluorkunststoffe in die Kategorie der Kunststoffe mit einem geringen Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt.

Tarifticker

BGE

In der sechsten Verhandlungsrunde haben sich Ende Juni die IGBCE und die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) auf einen Tarifvertrag für die 2.300 Beschäftigten geeinigt. Vorausgegangen waren fünf Monate zähe Verhandlungen und Warnstreiks an den Standorten Schachtanlage Asse II und Schachtanlage Konrad. Der Tarifabschluss sieht eine zweistufige Erhöhung der Entgelte vor – zum 1. Oktober 2023 um 5,2 Prozent und zum 1. Oktober 2024 um weitere vier Prozent. Die Inflationsprämie in Höhe von 2.000 Euro netto wird ebenfalls in zwei Auszahlungszeiträumen gezahlt. Marcel Schmidt, Verhandlungsführer der IGBCE: „Das Ergebnis bringt den Beschäftigten die seit Langem notwendige finanzielle Entlastung. Die vergangenen Monate waren eine schwere Geduldsprobe für die Arbeitnehmenden.“

LEAG

Die IGBCE-Tarifkommission hat für die rund 7.200 Beschäftigten des Cottbusser Energiekonzerns LEAG ihre Forderung für die diesjährige Runde beschlossen: Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten soll die Vergütungstabelle um zwölf Prozent, mindestens jedoch um 400 Euro erhöht werden. Außerdem soll eine zusätzliche Leistung für Gewerkschaftsmitglieder verhandelt werden, die eine flexible Nutzung von Zeit oder Geld ermöglicht. Die Verhandlungen beginnen am 10. August 2023.