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Foto: Cordula Kropke

3 Fragen an …

Henrike Rauber

Die Leiterin des Bezirks Schleswig-Holstein folgt auf Andreas Suß.

Zum 1. September übernimmst du die Leitung des Bezirks Schleswig-Holstein. Was zeichnet den nördlichsten Bezirk Deutschlands aus?

Es ist ein Flächenbezirk mit unterschiedlichen industriellen Zentren. Vieles geschieht dort in den Regionen, häufig in Zusammenarbeit mit dem DGB. Zurzeit verschaffe ich mir einen Überblick und lerne den Bezirk, unsere Betriebe und Aktiven kennen. Nach meinen ersten Eindrücken aus Gesprächen mit Betriebsräten und Bezirksvorstand ist das Thema Transformation in einigen Unternehmen schon weiter fortgeschritten. Der Druck scheint höher zu sein, aber es wird auch bereits darauf reagiert – und das ist positiv. Bezeichnend für den Bezirk ist aber auch, dass er aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu Windparks und damit einer wichtigen Quelle erneuerbarer Energie enorme Potenziale für die ansässige Industrie hat und attraktiv für Neuansiedlungen ist.

Wo wirst du Schwerpunkte setzen?

Aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit verzeichnet der Bezirk seit vielen Jahren eine positive Mitgliederentwicklung in den Betrieben. Wir werden alles tun, damit sich der Trend fortsetzt. Ich bin froh, dass ich auf ein erfahrenes Team zurückgreifen kann, das mich tatkräftig bei der Einarbeitung unterstützt. Natürlich werden wir die Unternehmen während der Transformation begleiten, um den Druck auf die Betriebsräte und Beschäftigten zu mindern. Auch in der Industriepolitik werden und müssen wir weiterhin unsere Rolle ausfüllen als Beraterin, aber auch Treiberin der politischen Prozesse. Hier profitiere ich von der guten Vernetzung von Andreas Suß, der mich gerade in die schleswig-holsteinische politische Landschaft einführt.

Blicken wir in das Jahr 2030. Was sind deine Visionen für den Bezirk und seine Betriebe?

Wir werden bis dahin wesentliche Hürden im Transformationsprozess genommen und die Betriebe gut durch diese Prozesse begleitet haben. Dafür ist es notwendig, dass die Europäische Union ebenso wie die Bundesregierung zeitnah wegweisende industriepolitische Entscheidungen treffen und einen Rechtsrahmen schaffen, damit die Unternehmen sicher in die Zukunft investieren und dann auch steuern können. Ich denke an den Industriestrompreis, Klimaschutzverträge oder eine achtsame Gestaltung der Chemikalienstrategie von der EU. Außerdem hoffe ich, dass sich neue, innovative Unternehmen im Norden angesiedelt haben, die von der IGBCE als Energiegewerkschaft organisiert werden.

Schlüsselübergabe in Schleswig-Holstein.

Foto: IGBCE

Kaltenkirchen

Im Betrieb spielt die Musik

Foto: Michael Kottmeier

„Die Musik spielt da, wo die Arbeiter sind – im Betrieb!“ Diese Worte seines Großvaters wurden zu Andreas Suß’ Leitspruch. Gewerkschaft erlebbar machen und mit den Arbeitnehmenden für deren In­te­res­sen kämpfen, das war Ansporn und Messlatte für den in Hamburg geborenen Sohn aktiver Gewerkschafter. Nach Pädagogikstudium und einer Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer leitete er bald Großbaustellen und engagierte sich zunächst ehrenamtlich in der Mitbestimmung. Über die IG Bau Steine Erden, wo er hauptamtlich einen „beinharten“ Arbeitskampf begleitete, kam der Familienvater 2008 zur IGBCE Schleswig-Holstein.
„Aus eigenem Erleben weiß ich um den Wert der Sozialpartnerschaft“, sagt Andreas Suß. Doch die Zeiten hätten sich verändert, nun stehe auch die Chemiebranche vor härteren Auseinandersetzungen. „Die Transformation mit ihren Folgen wird zu Verteilungskämpfen führen“, warnt er. „Wir müssen den Beschäftigten klar machen, dass Tarifverträge und Arbeitnehmerrechte verteidigt werden müssen.“
Als Bezirksleiter legte Andreas Suß Wert auf die Arbeit und Sichtbarkeit in den Betrieben, ist stolz darauf, „dass der Bezirk Schleswig-Holstein in den Betrieben dank einer tollen Mannschaft jedes Jahr gewachsen ist“. Doch auch in die industrie- und wirtschaftspolitischen Diskussionen hat sich Andreas Suß zuletzt vermehrt eingemischt und die IGBCE im nördlichsten Bundesland als Expertin und kompetente Beraterin für die Politik etabliert.

Bomlitz

Zukunft für Wipak-Standort

Konzept von Betriebsrat und IGBCE für Deutschen Betriebsrätepreis nominiert.

Foto: IGBCE

Über elf Monate dauerte das Ringen von Wipak-Betriebsrat und IGBCE um die Zukunft des Standorts mit seinen rund 490 Beschäftigten. Statt weiteren Personalabbau und Lohnkürzungen zu schlucken, haben sie ein eigenes Konzept zu Stand­ort­sicherung und Zukunftsfähigkeit des Folienherstellers entwickelt. Dafür wurde der elfköpfige Betriebsrat nun für den Deutschen Betriebsrätepreis nominiert.
Bereits Ende letzten Jahres hat er mit der Geschäftsführung eine Standort- und Trans­for­mations­sicherung vereinbart. Darin festgeschrieben wurden neben Lohneinbußen, die deutlich unter den von der Geschäftsführung geforderten 23 Prozent liegen, wesentliche Zusagen für die Zukunft des Unternehmens: Der Arbeitgeber werde die betrieblichen Abläufe im Sinne einer Kreislaufwirtschaft organisieren und allen Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, das Chancen- und Qualifizierungsgesetz zu nutzen. Hier sind erste Schritte gemacht, auch wenn es laut Michael Linnartz, Bezirksleiter Hannover, bis zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für den gesamten Industriepark Walsrode noch „dicke Bretter zu bohren“ gilt. „Es ist gar nicht so leicht, die Geschäftsführungen der benachbarten Unternehmen an einen Tisch zu holen und kreative Konzepte zu entwickeln.“
Entgegen der Forderung der Geschäftsführung nach einem Abbau von weiteren 50 Arbeitsstellen wurden im Interessenausgleich 29 Arbeitsstellen vereinbart. Laut Thorsten Buse werden die betroffenen Beschäftigten ohne Entgelteinbußen auf andere Stellen versetzt. Nur wenige Mitarbeitende werden das Unternehmen über ein Freiwilligenprogramm verlassen. Entscheidend für den Betriebsratsvorsitzenden ist jedoch eine Bürgschaft des finnischen Mutterkonzerns Wihuri. „Damit ist eine Insolvenz bis zum Jahr 2030 ausgeschlossen“, so Buse. Auf Basis einer verbindlichen Investitionszusage „haben wir jetzt die realistische Chance, dass sich das Unternehmen dauerhaft für die Zukunft am Standort ausrichtet“.
Der Betriebsrat habe nach seinen Worten „das Bestmögliche herausgeholt“ – unterstützt durch einen starken Rückhalt in der Belegschaft und durch den tatkräftigen Einsatz von Gewerkschaft und Landes- sowie Bundespolitik.

Hamburg-Harburg

Mitglieder geehrt

Foto: IGBCE

Über ein volles Haus freute sich Jan Koltze, Bezirksleiter Hamburg-Harburg, bei der Jubilarsfeier der Ortsgruppen Bergedorf und Stade im Ernst-Deutsch-Theater. Vor mehr als 300 Gästen würdigte Koltze die gelebte Solidarität der Geehrten. Angesichts von Corona-Folgen, Opfern und Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sowie der Frage, wie Politik mit den vielfältigen Betroffenheiten umgehe, sei Solidarität der entscheidende Kitt der Gesellschaft.

Oldenburg

Starke Gewerkschafter

Heinz Laue, Alexander Oyen, André Scharf, Ralf Becker und Francesco Grioli (von links)

Foto: Sven Seebergen/Bilderwerk

Mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet wurden André Scharf und Heinz Laue im Rahmen der Delegiertenkonferenz des Bezirks Oldenburg. In seiner Rede würdigte Bezirksleiter Alexander Oyen die Gesichter der Ortsgruppe Wilhelmshaven als „Leuchttürme der Gewerkschaftsbewegung“: „André und Heinz tragen eine starke gewerkschaftliche Idee in sich und zeugen davon mit ihrem gesamten Tun.“