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Beirat

Neuaufstellung des IGBCE-Vorstands beschlossen

Der neue geschäftsführende Hauptvorstand der IGBCE ab September 2023 (von links): Alexander Bercht, Francesco Grioli, Michael Vassiliadis (Vorsitzender), Birgit Biermann (stellvertretende Vorsitzende), Oliver Heinrich.

Foto: Stefan Koch

Mit klaren Mehrheiten hat der Beirat der IGBCE Mitte Juni die Neuaufstellung des geschäftsführenden Hauptvorstands beschlossen. Birgit Biermann wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Alexan­der Bercht und Oliver Heinrich rücken in das führende Gremium der Organisation auf.
„Wir stellen uns auf für eine Ära multipler Megaherausforderungen, in der die Beschäftigten nicht nur auf gewerkschaftlichen Schutz angewiesen sein werden, sondern mehr denn je auch auf die Solidarität einer starken Gemeinschaft und auf gewerkschaftliche Gestaltungskraft“, sagt der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. „Die strategische Weiterentwicklung des Spitzenpersonals und ebenso geordnete wie geeinte Nachfolgeregelungen gehören zur DNA unserer Gewerkschaft. Mit einem Altersdurchschnitt von 49,8 Jahren muss die neue Führungsspitze weder demografische noch strategische Herausforderungen scheuen“, so Vassiliadis. „Wir sind bestens aufgestellt für die Zukunft.“
Mit 94,4 Prozent der Stimmen wählten die Delegierten das bisherige Vorstandsmitglied Birgit Biermann (49) zur stellvertretenden Vorsitzenden der IGBCE. Neu in den geschäftsführenden Hauptvorstand wählte der Beirat Alexan­der Bercht (44), bislang Vorstands­sekretär des Vorsitzenden, mit 94,3 Prozent und Oliver Heinrich (46), bislang Leiter des IGBCE-Landesbezirks Nordost, mit 87 Prozent der Stimmen.
Die Wahlen waren nötig geworden, weil Ralf Sikorski, aktuell stellvertretender Vorsitzender der IGBCE, und Vorstandsmitglied Karin Erhard ihre Mandate mit Wirkung zum 1. September niedergelegt haben. Der Beirat dankte beiden mit stehenden Ovationen und langanhaltendem Applaus.
Alle personellen Veränderungen treten zum 1. September 2023 in Kraft. Der neue geschäftsführende Hauptvorstand wird wie bisher aus insgesamt fünf Personen bestehen. Das Team komplettieren der Vorsitzende Michael Vassiliadis (59) und Vorstandsmitglied Francesco Grioli (51). Birgit Biermann soll künftig die Bereiche Sozialpolitik, Recht und Mitbestimmung verantworten, Francesco Grioli Wirtschaftspolitik, Industriegruppen und Betriebspolitik, Alexan­der Bercht Finanzen, Fachkräftepolitik und Konzernstrategien, Oliver Heinrich Tarifpolitik, Change-Management und Frauenpolitik.

Deutscher Betriebsrätepreis

Vier Nominierte

Der Preis ist heiß: Die Nominierungen für den diesjährigen Betriebs­räte­preis wurden Mitte Juni bekannt gegeben. Darunter sind auch vier Gremien aus den Branchen der IGBCE zu finden.
Der Betriebsrat der Essity Operations GmbH Neuss hat sich beispielsweise mit dem Projekt „Zukunftsfähige Schichtarbeit“ beworben. Auch der Betriebsrat der Ineos Solvents Germany GmbH Herne setzt mit dem Projekt „Teilzeit in der Wechselschicht“ auf das Thema Schichtarbeit. Mit der „Zukunftssicherung Werk Werra – Werra 2060“ hat sich der Betriebsfrat bei K+S Minerals and Agriculture GmbH, Werk Werra, beschäftigt. Und der Betriebsrat der Wipak Walsrode GmbH & Co KG reichte seine Pläne zum Projekt „Sicherheit + Zukunft“ ein.
Für den Betriebs­räte­preis haben sich in diesem Jahr 75 Gremien aus ganz Deutschland beworben. Eine Expertenjury hat die Bewerbungen gesichtet und zwölf betriebliche Interessenvertretungen für die Auszeichnung nominiert – darunter die vier Belegschaftsvertretungen aus den IGBCE-Branchen. Geehrt werden Mit­bestimmungs­initiativen, die etwa zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen, zum Erhalt von Arbeitsplätzen oder zur Bewältigung von aktuellen Krisen im Betrieb führen sollen oder dazu geführt haben. Der Betriebs­räte­preis wird am 9. November 2023 im Rahmen des 20. Deutschen Betriebsrätetags verliehen. Schirmherr der Auszeichnung ist Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.

Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE

Viel zu tun bei der Transformation

Viel to do gibt es auch in den Bundesländern, wie die Diskussion zeigte.

Foto: Andrea Vollmer

Prominent besetzt war die inzwischen dritte industriepolitische Konferenz der Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE zum Thema „To Do: Transformation“. Ziel war es, konkrete Aufgaben und Lösungen aufzuzeigen, um die Industrien mitsamt ihren Arbeitsplätzen auf einem realistischen Transformationspfad hin zur Treibhausgasneutralität zu halten oder dorthin zu führen, ohne dabei ihre wirtschaftlichen Grundlagen zu zerstören.
Hochrangige Gäste aus der Politik diskutierten in unterschiedlichen Gesprächsrunden über Ideen und Ansätze, den Industriestandort Deutschland zu sichern. Etwa durch einen Industriestrompreis, für den Robert Habeck (Grüne), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, im Gespräch mit IGBCE-Chef Michael Vassiliadis warb. Der Gewerkschafter betonte: „Es geht nicht um Subventionen. Es geht darum, ob wir eine energieintensive Industrie in Deutschland und Europa haben wollen. Und darum, einen subventionierten Industriestrompreis mit Transformationsimpulsen zu verbinden.“

Minuten

lang stellte sich IGBCE-Chef Michael Vassiliadis live bei „Jung & Naiv“ – einem der erfolgreichsten politischen Interviewformate bei Youtube – den kritischen Fragen von Moderator Tilo Jung. Was du schon immer mal über die IGBCE und Michael Vassiliadis wissen wolltest, hier erfährst du es: Die gesamte Folge kannst du hier nachschauen.

industriAll

International denken

Die IGBCE nahm mit einer zwölfköpfigen Delegation an der Halbzeit­konferenz des Europäischen Industriegewerkschaftsbundes teil.

Foto: Hannes Hauke Kühn

Nicht nur Deutschland muss die Transformation wuppen: Gewerkschaften auf der ganzen Welt setzen sich damit auseinander, wie der Umbau der Industrie sozial gerecht gestaltet werden kann. Die Halbzeitkonferenzen der internationalen Dachverbände industriAll Europe und IndustriALL Global boten den Organisationen Raum für Austausch auf internationaler Ebene.
Anfang Juni traf sich der europäische Dachverband industriAll Europe, dessen Präsident der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis ist, im griechischen Thessaloniki. Vassiliadis machte deutlich, dass es eine gemeinsame Antwort der europäischen Industriegewerkschaften auf die Krisen unserer Zeit brauche. In seiner Rede bei der Konferenz ging er darauf ein, dass nach der Corona-Pandemie der russische Angriffskrieg die politische Sicherheit in Europa auf den Kopf gestellt hat. Die Folgen der Energiepreis- und Inflationssteigerungen treffen die Mitglieder hart, weshalb es Aufgabe der Mitgliedsgewerkschaften ist, darauf Antworten zu finden. Reaktionen seien besonders mit Blick auf den Inflation Reduction Act (IRA) der USA und chinesische Ambitionen auf der ganzen Welt notwendig.
Auch bei der Halbzeitkonferenz des Dachverbandes ­IndustriALL Global in Kapstadt Ende Juni rückte die IGBCE-Delegation eine sozial gestaltete Transformation der Industrien sowie die Auseinandersetzung mit der Lieferkettengesetzgebung in den Fokus. Egal, wo auf der Welt, es gelte überall die Regel: „Eine gerechte Transformation gibt es nur mit den Beschäftigten und ihren Gewerkschaften“, erklärte Vassiliadis. „Deshalb unterstützen wir unsere Schwestergewerkschaften beim Aufbau eines sozialen Dialogs mit unseren Erfahrungen.“ Weiterhin ging es um die Frage, wie die weltweit wachsende Ungleichheit bekämpft und die Zukunft gerecht gestaltet werden kann. Die IGBCE-Delegation konnte sich in vielen bilateralen Treffen über die Prioritäten und Schwerpunkte internationaler Gewerkschaftsarbeit sowie Kooperationsmöglichkeiten in Südafrika und auf dem Kontinent austauschen.

Bundesfrauenausschuss

Aus Leidenschaft

Foto: Kai-Uwe Knoth

Mitte Mai wurde Verena Peters zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesfrauenausschusses der IGBCE gewählt und rückt damit auch in den Hauptvorstand der IGBCE auf. Der Bundesfrauenausschuss besteht aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitgliedern und ist zuständig für die Planung, die Koordinierung sowie die Entwicklung von Konzepten für die Frauen- beziehungsweise Gleichstellungsarbeit auf Bundesebene.
Verena Peters hat sich schon früh in ihrer Karriere intensiv mit der Rolle von Frauen in der Arbeitswelt auseinandergesetzt. 2013 besuchte sie das erste Frauenkolleg der IGBCE. Danach wurde sie im Bezirksfrauenausschuss aktiv und stellte fest, dass „wir Frauen gemeinsam viel mehr erreichen können und besser gehört werden“. Leider sei es aber immer noch so, dass Frauen in männerdominierten Branchen einen härteren Kampf ausfechten müssten, um sich zu behaupten.

Diversity Lab

Mach mit!

Von Vielfalt reden viele – ob diese aber auch wirklich gelebt wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wie lebendige Vielfalt im Betrieb aussehen kann, möchten wir gern mit dir gemeinsam beim ersten IGBCE Diversity Lab am 25. November 2023 in Hannover erarbeiten. Du hast Erfahrungen, Ideen oder konkrete Forderungen zum Thema Diversity – dann mach mit!
Mehr Infos und Anmeldung unter:
abt.frauen-diversity@igbce.de
PDF-Informationen
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SBV-Jahrestagung

Mut zum inklusiven Arbeitsmarkt

Alle klagen über Fachkräftemangel – dabei gibt es unter Menschen mit Behinderungen ein riesiges Potenzial an Arbeitskräften. Da­rauf lenkte die Jahrestagung der Schwerbehindertenvertretungen der IGBCE 2023 den Fokus unter dem Motto „Mut zum inklusiven Arbeitsmarkt“. Fast 150 Engagierte waren nach Hannover gereist, um sich über Themen wie „Inklusion im Betrieb“ oder „Beteiligung der SBV am Bewerbungsverfahren“ auszutauschen.
In Richtung der Arbeitgeber zeigte sich Birgit Biermann, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand der IGBCE, bei der einführenden Podiumsdiskussion kämpferisch: „Fachkräftemangel? Ja, aber ihr habt die Leute auch jahrelang liegen lassen.“ Das gelte für Schwerbehinderte ebenso wie für Frauen und für Jugendliche, die als nicht fit für eine Ausbildung betrachtet wurden.
Andrea
Nahles, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, war per Video zugeschaltet und lieferte Zahlen und Fakten: 25 Prozent der Arbeitgeber, die gesetzlich verpflichtet sind, Schwerbehinderte zu beschäftigen, sind sogenannte „Nullbeschäftiger“: Sie kaufen sich mit einer Ausgleichsabgabe frei. 296.000 freien Pflichtarbeitsplätzen stehen 172.000 arbeitslos gemeldete Schwerbehinderte gegenüber. Dazu kommt eine vermutlich große Zahl von Menschen, die auf Jobsuche sind und ihre Behinderung nicht angeben, weil sie sich vor Diskriminierung fürchten. Hier sieht Nahles ein großes Potenzial, das ihre Mitarbeitenden den Arbeitgebern zu vermitteln versuchen. „Inzwischen hören sie zu“, beobachtet Nahles.
Woran es liegt, dass Schwerbehinderte und Arbeitgeber oft nicht zueinanderfinden, erklärte Birgit Biermann mit drei Mythen, die den Führungskräften Angst machen. Erstens: Schwerbehinderte wird man nie wieder los. Zweitens: Während einer Krankheit kann man nicht kündigen. Drittens: Jedem steht eine Abfindung zu. Als Juristin weiß sie, dass das alles nicht stimmt. Auf der anderen Seite existiert die Angst aber auch in den Köpfen von Arbeitnehmenden mit Behinderungen. Deswegen wählen die meisten von ihnen Jobs im öffentlichen Dienst.
„Betriebe brauchen eine kreativere Einstellungspraxis“, forderte Jörg Bungart, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung e. V. „Job-Carving“ nennt er die Technik, passende Tätigkeiten zu einem Arbeitsplatz für die jeweilige Person zusammenzusetzen.
Die Fachleute stellten sich nach der Podiumsdiskussion den Fragen der Teilnehmenden. Viel Applaus bekamen Forderungen an die Arbeitsagentur nach festen Ansprechpersonen für die Betriebe und nach einem Kommunikationskanal zwischen der Agentur und den Schwerbehindertenvertretungen. „Eine Reorganisation der BA kriegen wir nicht hin“, bremste Nahles zunächst. Doch zum Schluss versprach sie, zahlreiche Anliegen mit nach Nürnberg zu nehmen: „Ich habe ganz viele Zettel voll­geschrieben.“

Fast 150 Engagierte verfolgten die Diskussion zum Thema „Inklusion am Arbeitsmarkt und im Betrieb“. Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, war per Video zugeschaltet.

Foto: Kai-Uwe Knoth