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Vor Ort: Westfalen

Foto: privat

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Patrick Wiesner

Der Konzernbetriebsratsvorsitzende der Pilkington Deutschland AG zur Lage nach dem Krisenwinter.

Wie beeinflusst die Energiekrise die Produktion und die Arbeitsbedingungen bei Pilkington?

Bei uns in Gladbeck laufen die beiden Produktionslinien rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche. Das ist notwendig, weil das Glas kontinuierlich flüssig gehalten werden muss. Dadurch entstehen täglich 1.300 Tonnen Floatglas. Nur, um das noch mal einzuordnen: Unser Energiebedarf ist enorm, er entspricht in etwa dem Jahresverbrauch einer Kleinstadt mit 60.000 Einwohner*innen. Die Energiekrise hat demnach also definitiv Auswirkungen auf unser Unternehmen. Im Winter haben wir die Produktion zwischenzeitlich zurückgeschraubt und auch sonst alle klassischen Einsparmöglichkeiten umgesetzt. So ist es uns gelungen, etwa 20 Prozent Energie einzusparen. Teurer sind für uns nicht nur Strom und Gas geworden, sondern auch die Rohstoffe. Da waren wir zwischenzeitlich schnell mal bei einer Million Euro an Mehrkosten pro Monat. Um über die Runden zu kommen, haben wir die Teuerung mit sogenannten Energiekostenzuschlägen an unsere Kunden weitergeben.

Wie geht die Belegschaft damit um?

Glücklicherweise mussten wir am Standort keine unserer 502 Stellen abbauen. Insgesamt ist unser Problem eher, dass Stellen momentan unbesetzt bleiben – Stichwort Fachkräftemangel. Trotzdem war die Belegschaft durch die Energiekrise enorm verunsichert. Als Betriebsrat arbeiten wir eng mit der Geschäftsführung zusammen, um die Auswirkungen der Energiekrise auf die Kolleginnen und Kollegen abzumildern. Das hat sich vor allem in der Kommunikation als sehr hilfreich erwiesen. Momentan freuen sich die Beschäftigten über eine gelungene Tarifrunde, die allen dank Inflationsausgleichsprämie ein ordentliches Plus in die Hosentasche zaubert. Insgesamt bemerken wir einen stetigen Mitgliederzuwachs. Unsere aktive Werbung trägt Früchte.

Was wünschst du dir von politischer Seite?

Für Pilkington ist nicht nur ein stabiler Strompreis wichtig, sondern auch, dass es zu einer schnellen Versorgung mit Wasserstoff über eine Pipeline kommt. Aus unserer Sicht führt kein Weg an Wasserstoff als Energiequelle vorbei, wenn es darum geht, den Industriestandort Deutschland fit für die Zukunft zu machen. Wenn es dann irgendwann so weit ist, könnte bei uns beispielsweise eine vorhandene Erdgasleitung genutzt werden oder alternativ eine etwa vier Kilometer lange Leitung gebaut werden. Die Politik ist hier gefordert, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Investitionen in Transformationsprozesse und Technologien müssen schnell und unbürokratisch gefördert werden.


Pilkington ist weltweit führender Glaslieferant für Wohnen, Bauen, Technologie und Automotive. Seit 2006 gehört das Unternehmen zur britischen NSG Group. Mehr über das Unternehmen: www.pilkington.com.

Essen

Leidenschaft für Chancengleichheit

Foto: Kai-Uwe Knoth

Als Aktive bei der IGBCE setzt sich Verena Peters für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein. Schon früh in ihrer Karriere hat sie sich intensiv mit der Rolle von Frauen in der Arbeitswelt auseinandergesetzt. 2013 besuchte sie das erste Frauenkolleg der IGBCE. Danach wurde sie im Bezirksfrauenausschuss aktiv und stellte fest, dass „wir Frauen gemeinsam viel mehr erreichen können und besser gehört werden“. Es entwickelte sich eine Leidenschaft für Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Heute ist Verena Peters stellvertretende Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses.

Errungenschaften bewahren

Große Bedeutung hat für sie ähnlich wie der 1. Mai – der Welt­frauen­tag. „Das sind für mich Gedenktage, um sich in Erinnerung zu rufen, dass Frauenrechte keine Selbstverständlichkeit sind und in vielen Ländern immer noch dafür gekämpft werden muss.“ Deshalb sei es wichtig, sich die Errungenschaften zu bewahren. Dazu gehöre vor allem die aktive Teilhabe von Frauen an Politik und am Arbeitsleben. Mit Feminismus sei der Weltfrauentag aber nicht zwangsläufig verbunden. „Er sollte vielmehr Anstoß sein, um Veränderungen anzustreben und Missstände anzusprechen.“ Wie zum Beispiel, dass Frauen immer noch weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen und Care-Arbeit nicht angemessen wertgeschätzt werde.
Leider sei es auch immer noch so, dass Frauen in männerdominierten Branchen einen härteren Kampf ausfechten müssten, um sich zu behaupten. „Sobald Frauen eine starke Position erreichen, wird das zwar akzeptiert, der Aufwand und die Energie, die sie dafür investieren mussten, wird aber oft unterschätzt.“ Peters selbst hat 2008 bei der Steag GmbH in Essen eine Ausbildung zur Industriekauffrau und ein berufsbegleitendes Studium absolviert. Heute arbeitet sie im Controlling von Iqony, einem eigenständigen Teilkonzern der Steag-Gruppe.

Austausch stärkt, inspiriert.

Verena Peters,
stv. Vorsitzende Bundesfrauenausschuss

IGBCE-Netzwerk macht Mut

Wie es ist, im beruflichen Kontext auf Ablehnung und Benachteiligung zu stoßen, hat Verena Peters schon am eigenen Leib erfahren: Ein nicht europäischer Kollege verweigerte ihr den Handschlag, vermutlich aufgrund ihres Geschlechts. „Solche Erfahrungen verdeutlichen, dass in Bezug auf Gleichberechtigung in Gesellschaft und Berufsleben noch einiges zu tun ist.“
Unterstützung erfährt Verena Peters auch von der IGBCE. Wichtig sind ihr vor allem das Netzwerk und die verschiedenen Foren, in denen sie sich mit anderen Frauen austauschen kann. „Ich finde es spannend zu hören, wie es ihnen ergangen ist. Das hat mir oft Mut gemacht.“ Dass die IGBCE in ihren eigenen Reihen nun auf gemischtgeschlechtliche Führungsduos setzen will, begrüßt Verena Peters. „Natürlich hoffe ich, dass es auch Ausdruck der Erkenntnis ist, dass gemischte Teams einfach besser funktionieren.“

Ungebrochen solidarisch

Das war der 1. Mai im Landesbezirk

Zum Tag der Arbeit haben in diesem Jahr endlich wieder zahlreiche Kundgebungen im Landesbezirk Westfalen stattgefunden. Die IGBCE war durch viele Hundert Kolleg*innen aus den Bezirken und Ortsgruppen vertreten. Eine Übersicht:

Lünen und Recklinghausen

Foto: IGBCE

Auf den Kundgebungen in Lünen (Foto oben) und in Recklinghausen (Foto unten) war Birgit Biermann, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, als Hauptrednerin vor Ort. In Lünen führte Biermann die Demonstration an. Die dort anschließende Veranstaltung war wie immer an ein großes Familienfest gekoppelt. In Recklinghausen hat die Maikundgebung wieder im Recklinghäuser Stadtgarten stattgefunden. Nach kurzer Eröffnung durch Birgit Biermann wurde zu einer Diskussionsrunde übergeleitet, an der neben dem IGBCE-Vorstandsmitglied auch Norbert Sperling, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Recklinghausen, und ver.di-Jugendsekretärin Nina Krüger teilnahmen.

Foto: IGBCE

Ruhrfestspiele

Foto: IGBCE

Die diesjährigen Ruhrfestspiele zu eröffnen war der Job von Nina Strojek. Sie hat das Jugendmandat im Hauptvorstand der IGBCE inne. Strojek löst damit Norbert Maus ab, den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden des Bergwerks Auguste Victoria.

Berg­kamen-Oberaden

Foto: IGBCE

Im Bezirk Nordwestfalen hat die Hauptkundgebung in Berg­kamen-Oberaden stattgefunden. Dort war Sozialdemokratin Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, als Hauptrednerin vor Ort. Barley forderte, der Solidarität wieder mehr Raum zu geben. Es sei eine Zeit des „Ich, ich, ich“ – auch wenn sie den Eindruck kleiner Verbesserungen habe. „Von Solidarität kann Leben abhängen“, mahnte sie. Das sei schon unter Tage so gewesen und habe an Gültigkeit nicht verloren.

Bezirk Gelsenkirchen

Foto: IGBCE

Demonstration, Kundgebung, Austausch – der Tag der Arbeit war auch im Bezirk Gelsenkirchen der Tag der Gewerkschaften. Auf Kundgebungen in Gelsenkirchen (Foto oben), Bottrop, Essen und Gladbeck war die IGBCE vertreten und setzte ein deutliches Zeichen für ungebrochene Solidarität.