Vor Ort

Nordost

Ein kostbarer Job

Text & Fotos Karin Aigner

Antje Idziak ist Vertrauensleute-Vorsitzende, Betriebsrätin und aktive Gewerkschafterin. Und sie ist Künstlerin – seit 17 Jahren in der Porzellanmalerei bei der KPM in Berlin.

Mit dem Kollegen bespricht Antje Idziak Produktdetails.

Zittern gibt’s nicht! Mit ruhiger Hand, die auf ein kleines Malpult aufgestützt ist, trägt Antje Idziak hoch konzentriert Farbe mit einem Pinsel auf eine Porzellankanne des Services Urbino auf. Es ist eine Herausforderung, der sich die junge Berlinerin seit 17 Jahren mit großem Engagement und viel Liebe stellt. Schließlich ist es ihr Traumberuf.

Nach einem Vorstellungsgespräch und einem zweitägigen Zeichentest wurde sie seinerzeit unter 300 Bewerber*innen ausgewählt, um bei der Königlichen Porzellan-Manufaktur, kurz KPM, zu ­beginnen, zunächst mit der dreieinhalbjährigen Ausbildung. Die Motivation ist damals wie heute dieselbe: „Mir gefällt es sehr, dass ich mit dem Pinsel direkt am Produkt arbeiten kann und so auch mein Hobby zum Beruf machen konnte. Die Arbeit am Computer, wie sie beispielsweise ein Grafiker macht, hat mich weniger gereizt. Spannender ist es für mich, solche wunderschönen Unikate zu erstellen und damit die Kunden zu begeistern.“

Teil einer Tradition zu sein macht mich stolz.

Antje Idziak,
Manufakturporzellanmalerin

Ein bemaltes und gebranntes Porzellanstück vor sich zu haben ist für Antje Idziak immer wieder faszinierend. „Dass ich mit meiner außergewöhnlichen Arbeit ein Teil dieser Berliner Traditionsmarke mit Geschichte sein darf, erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz“, sagt die 38-Jährige mit einem Lächeln. KPM blickt auf eine Historie von 260 Jahren zurück und wurde von Friedrich dem Großen gegründet. Wobei der König selbst sein bester Kunde war.

Auch für die Farbmischung aus Farbpigmenten und Ölen hat Antje Idziak ein gutes und ruhiges Händchen.

Bestseller-Service Kurland, hier im Dekor Royal Noir.

Beliebt: die To-go-Becher (Übertragung einer Kinderskizze).

Obwohl Antje Idziak einen im wahrsten Sinne des Wortes kostbaren Job hat und eine Familie, engagiert sie sich zusätzlich zeitaufwendig auch für ihre mehr als 180 Kolleg*innen. Dabei geht es ihr vorwiegend um Gerechtigkeit.„Es ist eine große Herausforderung, andere von den Vorteilen einer Gewerkschaftsmitgliedschaft zu überzeugen. Nicht allen ist bewusst, dass wir ohne die IGBCE weder den Manteltarifvertrag noch den Entgeltrahmentarifvertrag hätten. Und der Manteltarifvertrag ist bei uns sehr umfangreich. Angefangen bei der Altersteilzeit über den Kurzarbeiterzuschuss bis hin zum Zuschuss beim Krankengeld. Ich hoffe also, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht nur sehen, was wir neu erkämpfen, wie in der nächsten Tarifrunde, sondern auch nie vergessen, was schon erreicht wurde.“

Für Antje Idziak ist klar: Im Betriebsrat wie auch bei den Vertrauensleuten kommt es darauf an, im Team zusammenzuarbeiten. Weil man im Team mehr erreicht. Und warum sind gerade die Vertrauensleute so wichtig? Auch darauf hat Antje Idziak eine Antwort: „Die Vertrauensleute sind die Verbindung zur Gewerkschaft und somit Ansprechpartner bei gewerkschaftlichen Belangen. Sie sind Personen des Vertrauens bei Problemen und Sorgen.“ Auch deshalb will sie in Zukunft weiter Mitarbeiter*innen für dieses wichtige Amt gewinnen. Denn: „Dieses Ehrenamt muss mehr wertgeschätzt werden. So wie auch alle anderen Ehrenämter.“