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1. Mai 2023

Mehr Engagement gefordert

IGBCE-Chef Michael Vassiliadis zählte in Bremerhaven die Arbeitgeber an.

Foto: Denis Lochte

Fast 300.000 Menschen haben am 1. Mai auf gut 400 Veranstaltungen bundesweit ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit und Soli­darität in Arbeitswelt und Gesellschaft gesetzt. Neben dem IGBCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis in Bremerhaven sprachen auch der stellvertretende Vorsitzende Ralf Sikorski in Wilhelmshaven und Vorstandsmitglied Birgit Biermann in Recklinghausen.
Vassiliadis
forderte von Industrie und Arbeitgebern mehr Engagement und Verantwortungsbewusstsein in der Transformation. Zwar müsse der Staat die Rahmenbedingungen für den klimagerechten Umbau der Industrie noch massiv verbessern gleichzeitig müssten aber auch die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung stärker gerecht werden. „Wer über Jahrzehnte gutes Geld in Deutschland verdient hat, von dem erwarte ich auch, dass er jetzt mit uns gemeinsam durch diese Krise geht“, sagte Vassiliadis. „Wir werden nicht akzeptieren, wenn die Industrie die aktuelle Lage zur Verlagerung von Produktion nutzen will.“
Ohnehin hätten sich die Arbeitgeber zuletzt immer mehr aufs Mosern und Mäkeln konzentriert, statt selbstbewusst Herausforderungen anzupacken. Sie forderten von den Beschäftigten „mehr Bock auf Arbeit“ – also de facto längeres Arbeiten. Dabei kämpften viele Menschen schon heute mit Überlastung. „Sie haben sehr wohl Bock auf Arbeit aber auf Gute, partnerschaftliche, mitbestimmte, tariflich abgesicherte Arbeit.“

Internationaler Austausch

Ausstieg begleiten

Andrea Arcais (vorn, Zweiter von rechts) mit der Sintracarbón-Delegation.

Foto: privat

Die sozialökologische Transformation der Industrie ist nicht nur ein Thema in Deutschland und Europa, sondern auch in Südamerika. So hat die Regierung von Kolumbien beschlossen, den Steinkohleabbau in den nächsten 15 Jahren zu beenden und einen Transformationsprozess hin zu erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff einzuleiten. Diese Entscheidung trifft viele Beschäftigte in der Stein­kohle­industrie, die von der Gewerkschaft Sintracarbón vertreten werden.
Die IGBCE pflegt eine lange Partnerschaft mit Sintracarbón. Um sich vor Ort mit den Gewerkschaftsmitgliedern über Erfahrungen aus dem deutschen Kohleausstiegsprozess auszutauschen, reiste Andrea Arcais, Geschäftsführer der Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE, im April nach Kolumbien. „Das Interesse der Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich unserer Erfahrungen beim Kohleausstieg sowie der derzeit stattfindenden Strukturentwicklung in den deutschen Braunkohleregionen war immens“, so Arcais. Besonders die Arbeit der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, die den deutschen Kohlekompromiss erarbeitet hat, stand im Fokus.
Den ausführlichen Reisebericht zum Erfahrungsaustausch mit den kolumbianischen Gewerkschafter*innen findest du hier: Reisebericht Kolumbien – Die Transición Energética. – Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE (arbeit-umwelt.de).

Chemie³

Branchenstandard veröffentlicht

Die Initiative setzt sich für gute Arbeitsbedingungen in der Branche ein.

Foto: Markus Feger

Seit nunmehr zehn Jahren setzt sich die gemeinsame Initiative Chemie³ von IGBCE, Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) dafür ein, Nachhaltigkeit in der chemisch-pharmazeutischen Industrie als Leitbild zu verankern. Anfang Mai veröffentlichte die Initiative einen gemeinsam mit Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen entwickelten Branchenstandard zur Achtung von Menschenrechten in Lieferketten. Dieser orientiert sich an den „Leitprinzipien Wirtschaft und Menschenrechte“ der Vereinten Nationen und am deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Er umfasst fünf Module: Grundsatzerklärung und Governance, Risikoidentifikation und -priorisierung, Präventions- und Abhilfemaßnahmen, Beschwerdemechanismus sowie Dokumentation und Berichterstattung. Ziel ist es, über die gesetzlichen Anforderungen hinaus Arbeitnehmer- und Menschenrechte in der Breite der Branche zu sichern. Weitere Informationen:
chemiehoch3.de/branchenstandard/ueber-den-standard

Mitgliedsbeiträge

Anpassung erfolgt ab Juli

Zum 1. Juli steigen die Renten um 4,39 Prozent im Westen und 5,86 Prozent im Osten. Gemeinsam mit der Rentenerhöhung wird auch der Mitgliedsbeitrag angepasst. Der Gewerkschaftsbeitrag wird auf Grundlage der Beitragstabelle laut Satzung berechnet. Ein Beispiel: Für eine*n Rentner*in im Westen mit einer Rente von bisher 1.500 Euro steigt die Rente auf 1.565,85 Euro im Monat an. Der Gewerkschaftsbeitrag erhöht sich damit von 6,14 Euro auf 6,65 Euro im Monat. Das entspricht einer Erhöhung von 0,51 Euro. Für Mitglieder, deren Beiträge per SEPA-Lastschrifteinzug eingezogen werden, erfolgt die Erhöhung automatisch erstmals zum Ende des Monats Juli. Alle anderen werden gebeten, die Beitragszahlung entsprechend anzupassen. Sollte es zu Differenzen kommen, melde dich bitte bei deinem Bezirk!

Gewerkschaften

In Gedenken

Gedenkminute am 2. Mai an der Inselstraße 6 in Berlin.

Foto: Gordon Welters

Am 2. Mai 1933 zerschlugen die Nationalsozialisten die Gewerkschaften. Laut dem IGBCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis markierte dieser Tag „das dunkelste Kapitel in der Geschichte der freien Gewerkschaften in Deutschland“. Damals stürmten Schlägertrupps von SA und SS unter anderem das Bundeshaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in der Inselstraße 6 in Berlin. Sie randalierten, prügelten und verschleppten Gewerkschafter. Widerstand gab es – allerdings nur spontan und vereinzelt.
An diesem historischen Ort, den heute die IGBCE nutzt, erinnerte der DGB-Bundesvorstand zum 90. Jahrestag der Zerschlagung der deutschen Gewerkschaftsbewegung mit einer Gedenkveranstaltung an das Versagen der Demokratie. „Gewerkschaften sind Schützerinnen der Demokratie“, sagte die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi: „Wer an seinem Arbeitsplatz eine starke Arbeitnehmervertretung hat, erlebt Demokratie.“ Der Autor Heribert Prantl hob in seinem Vortrag die historische Stärke der Gewerkschaften hervor.