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Private Energiewirtschaft

Kräftiger Schub für die Beschäftigten

Die Beschäftigten bei E.DIS Nord legten am 20. April ihre Arbeit nieder.

Foto: IGBCE

Ende April haben sich IGBCE und ver.di mit den Arbeitgebern der Tarifgruppe Energie auf ein umfangreiches, nachhaltig wirkendes Tarifpaket geeinigt. Es sieht im Detail die Anhebung der Entgelte rückwirkend zum 1. April um zunächst sechs Prozent sowie zum 1. Juli 2024 um weitere 4,5 Prozent vor. Die Vergütung der Auszubildenden steigt analog um 180 und 70 Euro. Bis 2026 erhalten zudem alle Auszubildenden eine Übernahmegarantie. Das tarifliche Inflationsgeld, das steuer- und abgabenfrei ist, wird im Juni 2023 in voller Höhe von 3.000 Euro ausgezahlt – unabhängig davon, ob die oder der jeweilige Beschäftigte in Vollzeit, Teilzeit oder Elternzeit arbeitet. Auszubildende erhalten 2.100 Euro Inflationsgeld.
„Dieses Entgeltplus ist in jeder Hinsicht verdient“, machte IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden deutlich. „Nicht nur, dass auch die Beschäftigten der Energiebranche unter den gewaltigen Preissteigerungen leiden. Seit Monaten sorgen sie zudem mit viel Einsatz dafür, dass in Zeiten der Energieknappheit bei uns nicht die Lichter ausgehen“, so Nieden. „Dieser Tarifabschluss ist ein Zeichen der Entlastung und des Respekts.“
Der Einigung waren zahlreiche Aktionen und Warnstreiks von Tausenden Beschäftigten bundesweit vorausgegangen. Bestreikt wurden unter anderem die E.DIS-Standorte in Demmin, Fürstenwalde und Potsdam, die EnviaM-Standorte in Cottbus und Chemnitz, Avacon in Oschersleben und Oldenburg, die Tennet-Standorte in Oldenburg und Lehrte sowie PreussenElektra in Grohnde.

Feinkeramik West

350 Euro mehr

Die Bandbreite in der Feinkeramik ist groß: Auch Fliesen zählen dazu.

Foto: Frank Rogner

Die Kaufkraft der 20.000 Beschäf­tigten in der feinkeramischen Industrie (West) nachhaltig zu steigern das ist das Ziel der IGBCE in der diesjährigen Tarifrunde. Deshalb fordert sie die Erhöhung der Vergütungen um einen monatlichen Festbetrag von 350 Euro und die Auszahlung einer tariflichen Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Das hat die Bundestarifkommission Mitte Mai beschlossen.
„Arbeit in Deutschland muss sich lohnen. Dafür kämpfen wir“, betont IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein. „Mit der Forderung nach einem monatlichen Festbetrag wollen wir vor allem die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen vor den gestiegenen Kosten schützen.“ Fakt sei außerdem, dass die Branche bereits unter einem massiven Fachkräftemangel leide. Es müsse also auch im Sinne der Arbeitgeber sein, die feinkeramische Industrie, deren Beschäftigte in den Sparten Porzellan, Sanitärkeramik und technische Keramik tätig sind, durch höhere Vergütung attraktiver zu machen. Die erste Verhandlung mit den Arbeitgebern findet am 14. Juni statt.

Sportartikel- und Schuhindustrie

Forderung beschlossen

Zum Einstieg in die Tarifrunde in der Sportartikel- und Schuhindustrie hat die Tarifkommission der IGBCE am 25. April im fränkischen Iphofen ihre Forderung an die Arbeitgeber beschlossen: Die Gewerkschaft will für die rund 13.000 Beschäftigten der Branche (davon 8.000 bei Adidas) unter anderem eine Erhöhung der Entgeltsätze um einen einheitlichen Festbetrag von 372 Euro durchsetzen. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 200 Euro für jedes Ausbildungsjahr steigen. Außerdem fordert die IGBCE die Zahlung des tariflichen Inflationsgeldes in Höhe von 3.000 Euro, das steuer- und abgabenfrei ausgezahlt werden kann, entweder als Inflationsausgleichsprämie oder als Einmalzahlung.
„Die wirtschaftliche Lage in der Sportartikel- und Schuhindustrie, insbesondere beim börsennotierten Sportartikelhersteller Adidas, ist trotz der geopolitischen Herausforderungen des vergangenen Jahres sehr gut“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. „Deshalb haben wir unsere Forderung im Wesentlichen an der Ertragsleistung der Adidas AG orientiert. Es wird Zeit, dass Adidas seinen Anspruch als Champion auch an die eigene Entgeltpolitik stellt und die Beschäftigten entsprechend an den Erfolgen beteiligt.“
Der Dax-Konzern Adidas stellt allein gut 8.000 Beschäftigte in dieser Tarifrunde, sowohl in der Zentrale in Herzogenaurach als auch in den Logistikzentren in Bayern und im niedersächsischen Rieste sowie in den Adidas-Stores. Weitere Unternehmen, für die verhandelt wird, sind beispielsweise Puma, Lloyd oder Ara. Die erste Tarifverhandlung findet noch im Juli dieses Jahres statt, die Friedenspflicht endet am 31. Juli 2023.

Jahre Flächentarifvertrag

Am 9. Mai 1873 ist der erste deutsche Flächentarifvertrag in Kraft getreten er galt für Buchdrucker. In der chemischen Industrie begann die Geschichte der Bundestarifverträge im Jahr 1948. Tarifverträge sind einem ständigen Wandel unterworfen: Heute regeln Flächentarifverträge das Entgelt, die Arbeitszeit und die allgemeinen Arbeitsbedingungen von der Ausbildung bis zum Rentenübergang. Rund 3.300 aktuell gültige Tarifverträge für knapp eine Million Beschäftigte hat die IGBCE abgeschlossen.

Tarifticker

Glas Ost

Schlichtungsergebnis in zweiter Instanz angenommen: Die IGBCE hat für die 3.000 Beschäftigten der ostdeutschen Glasindustrie eine stufenweise Erhöhung der Vergütungen um insgesamt 410 Euro und die Zahlung der tariflichen Inflationsausgleichsprämie durchgesetzt. IGBCE-Mitglieder erhalten 3.000 Euro netto, Nichtmitglieder 2.500 Euro netto.

Pilkington

Ergebnis in erster Schlichtung: Im festgefahrenen Tarifkonflikt für die 2.700 Beschäftigten des Glasherstellers Pilkington ist Ende April ein einstimmiges Ergebnis erreicht worden, das den Beschäftigten ein sattes Plus im Portemonnaie bringt. Sie bekommen insgesamt 2.600 Euro netto Inflationsausgleichsprämie und eine zweistufige dauerhafte tabellenwirksame Erhöhung um insgesamt 400 Euro.

EEW

In der dritten Tarifverhandlung haben sich IGBCE und Arbeitgeber Anfang Mai auf einen Tarifabschluss für die 1.150 Beschäftigten von Energy from Waste geeinigt. Das Unternehmen erzeugt aus Abfall Energie. Die Entgelte der Beschäftigten steigen im Schnitt pro Jahr um 8,7 Prozent in Addition aller Entgeltkomponenten, wobei durch den Sockelbeitrag gerade niedrige Entgelte bessergestellt werden. Der Tarifvertrag läuft 18 Monate.