Vor Ort

Westfalen

Vertrauensleute im Fokus

Text Leo Kölzer

Sie sind die Stimme der Gewerkschaft im Betrieb: die Vertrauensleute.

Foto: Frank Rogner

Bindeglied zwischen Gewerkschaft und Beschäftigten: Vom 1. März bis 30. Juni werden in den Betrieben die Vertrauensleute neu gewählt.

Zwischen dem 1. März und dem 30. Juni 2024 stehen die Wahlen der Vertrauenskörper an. Auch im Landesbezirk Westfalen wählen die Belegschaften in den Betrieben ihre neuen Vertrauensleute. Und sie legen damit einen wichtigen Grundstein für die Gewerkschaftsarbeit in den kommenden Jahren. Eine Gewerkschaft kann ohne ihre Mitglieder nicht bestehen. Kernbestandteil der IGBCE bilden dabei die Vertrauensleute im Betrieb. Sie gehören mit dem Betriebsrat zu den ersten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern im Unternehmen. Klassischerweise findet die Vertrauensleutearbeit direkt im Betrieb statt: in den Pausen, beim Schichtwechsel oder nach getaner Arbeit.

Foto: privat

So wie bei Bayer in Bergkamen. Dort sind rund 63 gewerkschaftliche Vertrauensleute Bindeglied zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und den Betrieben am Standort. Das erfordert eine Menge Organisation. Anfang März liefen die Wahlen planungsgemäß an. „Unsere Wahlen finden in der Regel in einer kombinierten Form statt: vor Ort und in Briefwahl. In der Produktion und Technik sowie im Verwaltungsbereich können wir so möglichst viele erreichen“, berichtet Betriebsrätin Eveline Engel, die sich seit 27 Jahren im Vertrauenskörper engagiert.

Das Besondere bei dieser Wahl: Die Vertrauensleute bei Bayer Bergkamen stehen vor einem Generationenwechsel. „Wir erwarten einen massiven Abgang der Babyboomer“, erklärt Engel. „Daher hoffen wir, mehr junge Leute für das Amt gewinnen zu können.“ Dabei spiele die Jugend- und Auszubildendenvertretung eine zentrale Rolle. Sie sei die Schnittstelle zu den Nachwuchsgewerkschafterinnen und -gewerkschaftern. „Gerade jetzt, wo unsere Demokratie massiv in Gefahr ist, ist es umso wichtiger, junge Menschen für das soziale Miteinander zu begeistern und sich mit anderen Generationen auszutauschen“, sagt Engel.

„Zu den wichtigsten Aufgaben der Vertrauensleute gehört es, immer ein offenes Ohr zu haben“, findet Thorsten Phlips, freigestelltes Betriebsratsmitglied und Vorsitzender des Vertrauenskörpers bei Uniper im Ruhrgebiet. „Auf die Kolleginnen und Kollegen zugehen, Informationen und Erfahrungen weitergeben. Vertrauen schaffen und Hilfsbereitschaft vermitteln.“ Es sei wichtig, dass die einzelnen Mitglieder nicht den Kontakt zur Gewerkschaft verlören.

Deshalb informieren Vertrauensleute nicht nur über neue Tarifverträge, Vereinbarungen oder neue Gesetze, sie sind ganz nah dran an der Belegschaft und ergründen Verbesserungsvorschläge und Probleme. Sie sprechen in der Belegschaft über die Ziele der IGBCE, über Rechte und Pflichten von Beschäftigten und klären über wichtige Aspekte des Gesundheitsschutzes, der Unfallverhütung und der Betriebssicherheit auf.

„Interessierten Kolleginnen und Kollegen empfehle ich die Teilnahme an den angebotenen Veranstaltungen und Weiterbildungsseminaren der IGBCE“, sagt Phlips. Das schaffe die theoretische Basis für die praktische Anwendung im Betrieb.

Foto: privat

3 Fragen an …

Lina Plucinski

Die Betriebsrätin und Vertrauensfrau der Vivawest Dienstleistungen GmbH über ihre Tätigkeit.

Du blickst auf etliche Jahre Erfahrung zurück. Was macht gute Vertrauensleute aus?

Gute Vertrauensleute sind für mich engagierte Menschen, die von allein auf andere Menschen zugehen können und auch wollen. Sie sollten einen guten Draht zu Kolleginnen und Kollegen aus dem Betrieb haben oder aufbauen wollen. Gute Vertrauensleute sollten rundum über die IGBCE informiert sein. Man ist das Sprachrohr für die IGBCE und sollte Vorteile und das Leitbild der IGBCE nach außen positiv vertreten können. Gute Vertrauensleute stehen 100-prozentig hinter ihrer Gewerkschaft und dem Leben in einer Solidaritätsgemeinschaft. Außerdem sollte man Spaß an Demokratie und Gemeinschaft haben, um gemeinsam etwas zu bewegen.

Warum sollte man kandidieren?

Ohne Vertrauensleute im Betrieb kann die Gewerkschaft nicht in voller Stärke präsent sein. Die Vertrauensleute sind das Bindeglied zwischen den Mitgliedern und der IGBCE. Je weniger Vertrauensleute wir in einem Betrieb haben, umso geringer wird die Stimme der Demokratie und der Solidaritätsgemeinschaft sein. Ein Ehrenamt bedeutet zwar zusätzliche Arbeit ohne Bezahlung, aber der Mehrwert durch eine starke Gemeinschaft, ein starkes Miteinander und eine starke Solidarität ist enorm.

Hast du Tipps für neue Vertrauensleute?

Wenn du dich für das Ehrenamt Vertrauensfrau oder -mann entscheidest, solltest du präsent sein. Präsent ist man durch Aktionen, Gespräche und wenn man als Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner auftritt. Lass dich nicht abhalten oder schau dir an, was andere machen, versuche, deine eigenen Ideen miteinzubringen. Finde deine eigene Definition einer guten Vertrauensperson und besuche Seminare und Workshops der IGBCE, um dich zu schulen. Werberseminare, spezielle Seminare für Vertrauensleute oder Netzwerke zu nutzen sollte am Anfang im Fokus stehen. Und bei Fragen steht dir die IGBCE mit ihrer gesamten Power zur Verfügung.