Vor Ort

Bayern

Halt in der Krise

Text & Fotos Michael Kniess

Der Bayerntag der IGBCE in München: Das Mitgliederevent setzt ein deutliches Zeichen gegen rechts und für Industriearbeitsplätze.

Politischer Klartext, eindringliche Appelle und eine satirische Abrechnung mit Politik und Gesellschaft: Das waren die Zutaten für einen gelungenen Bayerntag der IGBCE Bayern. Gemeinsam mit allen sieben bayerischen IGBCE-Bezirken hat der bayerische Landesbezirk der Zukunftsgewerkschaft seine aktiven Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dazu Mitte ­Februar in den Löwenbräukeller nach München eingeladen.

Die mehr als 700 Teilnehmenden haben gemeinsam mit Hauptrednerin Yasmin Fahimi, DGB-Vorsitzende, ein deutliches Zeichen gesetzt: gegen rechts, für demokratische Teilhabe und die Stärkung ordentlich entlohnter, tarifbestimmter Arbeitsplätze sowie für die Zukunft des Industriestandorts Bayern.

Beim Bayerntag in München setzte die gesamte bayerische IGBCE-Familie ein deutliches Zeichen: gegen rechts, für demokratische Teilhabe und die Stärkung ordentlich entlohnter, tarifbestimmter Arbeitsplätze sowie für die Zukunft des Industriestandorts Bayern.

Dieses Zusammentreffen zeigt, dass wir viele sind“, unterstrich Harald Sikorski die Bedeutung des Bayerntags. „Die IGBCE-Mitglieder geben uns in den Betrieben ein Gesicht und machen uns zu dem, was wir sind: eine starke Gewerkschaft.“ Der Landesbezirksleiter der IGBCE in Bayern betonte vor der anstehenden Chemie-Tarifrunde: „Es kann nicht sein, dass die Sozialpartnerschaft nur in eine Richtung geht. Die Kolleginnen und Kollegen setzen in den Betrieben Tag für Tag mit ihrer Arbeit die Rahmenbedingen für den wirtschaftlichen Erfolg. Deshalb erwarten wir, dass auch unsere Mitglieder davon profitieren.“

Mit Blick auf die Vertrauensleute- und Ortsgruppenwahlen forderte er auf, Botschafterinnen und Botschafter der IGBCE zu werden: „Wir müssen uns breit aufstellen und den Menschen in den Betrieben und in den Regionen immer wieder deutlich machen, was wir wollen und wofür wir stehen. Wir Hauptamtlichen schaffen das nur gemeinsam mit euch.“ Klare Kante gegen rechts zeigte der Landesbezirksleiter der IGBCE in Bayern mit Verweis auf die Europawahl: „Die Demokratie ist ein Privileg, um das uns 80 Prozent der Menschen auf der Welt beneiden. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Wahlurne nicht zur Urne unserer Demokratie wird.“

Deutschland und Bayern sind eine Industrienation, und das muss auch so bleiben.

Harald Sikorski,
Landesbezirksleiter Bayern

Auch die IGBCE-Jugend setzte mit einer eindrucksvollen Aktion ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsruck im Land. „Menschenrechte statt rechte Menschen“ und „Nie wieder ist jetzt“ forderten sie nicht nur mit ihren Plakaten auf der Bühne. Im Dezember haben sich die Jugend- und die Auszubildendenvertretenden in Workshops gegen rechte und diskriminierende Parolen zu „Stammtischkämpfer*innen“ ausbilden lassen. Es reiche nicht aus, nur in Wahlen seine Stimme abzugeben, so Antonia Hierhager, Mitglied im Landesbezirksjugendausschuss.

Daran knüpfte auch Yasmin Fahimi in ihrer Rede an: „Wir als Gewerkschaften müssen in der ersten Reihe stehen, wenn es um den Kampf gegen rechts geht. Das ist Teil unserer DNA.“ Gleichzeitig hob die DGB-Vorsitzende die Bedeutung der Gewerkschaften hervor: „Wir leben in herausfordernden Zeiten, erleben vielleicht sogar eine der größten Krisen seit Bestehen der BRD. Als Gewerkschaften sind wir mehr denn je gefragt, für Halt und Sicherheit zu sorgen.“

Auf dem Weg hin zur Klimaneutralität forderte Fahimi von der Politik mutige Entscheidungen und eine Abkehr vom Sparkurs. Der Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte müsse abgebaut werden. Gleichzeitig warb sie für die „hocheffektiven, hochinnovativen und hocheffizienten Produkte“, die in den IGBCE-Branchen hergestellt werden. Dabei ging sie auch auf die drohende Werksschließung von Dyneon ein: „Natürlich geht es zuallererst um den Kampf um Arbeitsplätze. Es geht aber auch um den sinnvollen Erhalt der industriellen Produktion von Fluorkunststoffen, ohne die kein Toaster oder Flugzeug funktioniert, und damit um die Vermeidung von einseitigen Abhängigkeiten.“

Unser Kampf für soziale Gerechtigkeit in den Tarifverträgen ist unteilbar.

Yasmin Fahimi,
DGB-Vorsitzende

Die Arbeitgeberseite rief die DGB-Vorsitzende dazu auf, sich an einen Tisch zu setzen und über vernünftige und gesunde Arbeitsmodelle zu sprechen. Noch mehr Arbeitsstunden zu leisten, obwohl bereits jetzt viel Mehrarbeit geleistet werde, könne nicht die Antwort auf den Fachkräftemangel sein. Ihr Resümee: „Wir brauchen in Deutschland eine tarifpolitische Wende. Dieses Land muss sich dafür entscheiden, dass Tarifverträge der gewollte Standard für die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sind.“ Damit verknüpft sei ein Versprechen: „Unser Kampf für soziale Gerechtigkeit in den Tarifverträgen ist unteilbar.“

Angesichts der Herausforderungen forderte auch Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, in seinem Grußwort die Landesregierung dazu auf, die notwendigen Zukunftsaufgaben zu lösen angefangen bei der Stärkung der Tarifbindung bis zur Gestaltung des sozialen und ökologischen Wandels. Er verwies auf die großen gesellschaftlichen und gewerkschaftspolitischen Herausforderungen, allen voran jene, die Transformation sozialverträglich zu gestalten.

Kabarettist Christoph Brüske nahm schließlich mit tiefsinnigem Humor die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage in den Blick.