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Vor Ort: Baden-Württemberg

Karlsruhe

Konferenz für Vertrauensleute

Foto: Tanja Mlejnek

75 Jahre Tarifvertragsgesetz: Unter dieses Motto stellte der Landesbezirk seine Vertrauensleute-Konferenz (Foto). Patrik Huber, langjähriger Fachsekretär für Gute Arbeit und Demografie im Landesbezirk, machte den Anwesenden die Entstehungsgeschichte des Tarifvertragsgesetzes erlebbar: „Betriebsräte waren als Kontrollinstanzen absichtlich gewollt.“ Sinn und Nutzen von Tarifverträgen schilderte Rolf Benz, langjähriges Bundestarifkommissionsmitglied. „Die Aufzahlung im Krankheitsfall oder unser ständiges Pochen, auszubilden und so Fachkräfte zu sichern das sind zwei Beispiele dafür, wo Tarifverträge ganz konkret mehr bieten als das Gesetz.“

Doch es ging nicht nur darum, zurückzuschauen mit den Vertrauensleutewahlen und der Chemie-Tarifrunde gab es reichlich aktuellen Gesprächsstoff. Benz und Huber moderierten zwei Workshops, in denen es darum ging, Tarifverträge zukunftsfit und -fest zu machen. Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter diskutierten zudem, unter Moderation von Gewerkschaftssekretär Kai Königshausen, mit Oliver Heinrich vom geschäftsführenden Hauptvorstand der IGBCE und Boris Weirauch (SPD, Mitglied des Landtags) über die Tarifbindung und die Energiewende im Land.

Gernsbach

Eine lange Reise geht zu Ende

Rund 50 Gäste aus Betriebsratsgremien und Personalabteilungen waren vor Ort.

Foto: Matthias Lanz (AGP)

Nach mehr als 20 Jahren und mehreren Anläufen geht eine lange Reise zur Gestaltung des Bundesentgeltrahmentarifvertrags (BETV) in der Papier erzeugenden Industrie zu Ende. Grund genug für die Papier-Sozialpartner IGBCE und Arbeitgeberverband Baden-Württemberg, eine Sozial­par­tner­ta­gung zum Rückblick, zu den Inhalten und der Umsetzung der neuen Tarifregelungen durchzuführen. Verhandlungsführer Frank Heßler forderte die Anwesenden auf, über das moderne, längst fällige Zukunftstarifwerk zu diskutieren und es schnell in den Betrieben umzusetzen. Frank Gottselig, Betriebsratsvorsitzender bei Essity Mannheim und mehr als 30 Jahre lang Tarifkommissionsmitglied, verglich die nötigen Qualifikationen und damit die richtige Bezahlung von Beschäftigten so: „Eine Papiermaschine hat mehr Regelungskreise als ein Jumbojet.“ Nach dem intensiven Austausch ehrte Heßler unter großem Applaus Frank Gottselig und Thomas Lampart für ihre jahrzehntelange Arbeit in den Tarifkommissionen. Beide scheiden aus den Gremien aus und übergeben den Staffelstab an Jüngere.

Mehr Infos auf der Webseite des Landesbezirks.

Leinfelden-Echterdingen/Eppelheim

Erfolgreiche Streiks bei Synlab

Erfolgreiche Streiks in Eppelheim

Foto: Kai Könighausen

Im Schnitt ein Plus von 14,6 Prozent: Das bringt der mühevoll über fünf Tarifrunden hinweg verhandelte neue Tarifvertrag beim Labordienstleister Synlab. Notwendig dafür waren Streiks an mehreren bundesweiten Standorten unter anderem in Baden-Württemberg. „Die Pandemiejahre bescherten dem Unternehmen sprudelnde Einnahmen durch die PCR-Tests. Da ist es nur fair, dass die tariflich Beschäftigten bei der hohen Inflation ihren Anteil erhalten“, kommentiert IGBCE-Gewerkschaftssekretär Markus Deissler. „Ohne den Einsatz unserer Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und die hohe Beteiligung an den Streiks hätten wir den Abschluss nicht erreicht“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters. „Solidarität zahlt sich eben aus.“

Zusätzlich einigten sich beide Seiten auf Verbesserungen im Manteltarifvertrag: Beim Urlaub sind es nun 30 Tage für alle und 24 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag 2024 (von 2025 an sind es 25 Euro). Auch das Weihnachtsgeld steigt: in diesem Jahr auf 55 Prozent, in den Folgejahren je nach Betriebszugehörigkeit stufenweise auf bis zu 85 Prozent.

Streik Leinfelden-Echterdingen

Foto: Markus Deissler

Karlsruhe

Einstimmig!

Foto: IGBCE

Sieben Prozent höhere Entgelte, eine Erhöhung von 100 Euro für Auszubildende, mehr tariflichen Schutz exklusiv für IGBCE-­Mitglieder und einen modernisierten Bundesentgelttarifvertrag: Diese Punkte umfassen die Forderungen für die Beschäftigten der BW-Chemieindustrie, die die Tarifkommission einstimmig beschlossen hat.
„Sieben Prozent helfen, vor den Auswirkungen der Inflation zu schützen und die Kaufkraft unserer Mitglieder zu erhalten“, so Verhandlungsführerin ­Catharina Clay. Zwar habe der vergangene Tarifabschluss mit zweimal 3,25 Prozent und 3.000 Euro abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie die massiven Preissteigerungen ausgleichen können. Aber: „Die Wirkung der Einmalzahlungen ist inzwischen verpufft.“

Karlsruhe

Eindrucksvoller Protest bei Michelin

„Rote Karte“ für Michelin.

Foto: Klaus Landry

Die Ankündigung von Michelin, Teile der deutschen Unternehmensstandorte bis Ende 2025 zu schließen, zog nicht nur in Homburg/Saar, sondern auch in Karlsruhe Hunderte Beschäftigte auf die Straße. „Mehr als 300, viel mehr als gedacht“, kommentiert Bezirksleiter Karsten Rehbein zufrieden. Ebenso überwältigt zeigte sich Betriebsratsvorsitzender Lukas Kopaczewski: „Es ist absolut wirtschaftlich vernünftig und sozial verantwortlich, wenn Michelin die von IGBCE und Betriebsrat erarbeiteten Alternativkonzepte übernehmen würde“, fordert er. „Mit der Demonstration sendeten die Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Zeichen, dass man die Arbeitsplätze eben nicht so einfach wegradieren kann“, verweist Rehbein auf in Karlsruhe weit mehr als 500 betroffene Jobs.