Vor Ort

Nordrhein

Nie wieder ist jetzt

Text Leo Kölzer

In vielen Bezirken in Nordrhein beteiligten sich zahlreiche Menschen an einer Demonstration gegen rechts.

Fotos (4): IGBCE

Wie im gesamten Bundesgebiet gingen die Menschen im Landesbezirk Nordrhein für die Demokratie auf die Straße. Auch auf dem Neujahrsempfang des Bezirks Niederrhein stand das Thema ganz oben auf der Agenda.

In den vergangenen Wochen sind im gesamten Landesbezirk Nordrhein viele Tausend Menschen gegen die Alternative für Deutschland (AfD) auf die Straße gegangen. Gemeinsam haben sie für Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität demonstriert. So auch im IGBCE-Bezirk Niederrhein. Dort beteiligten sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen an Kundgebungen von IGBCE und DGB sowie an vielen Aktionen in den Betrieben. Das Erstarken der Rechten war deshalb auch auf dem Neujahrsempfang des Bezirks ein zentrales Thema. Rund 200 geladene Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Ortsgruppenmitglieder und engagierte Kolleginnen und Kollegen der IGBCE folgten der Einladung in die Duisburger Gebläsehalle. Als Hauptredner war Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, vor Ort. In Anbetracht des Auflebens von Rechtsradikalismus und Populismus rief Grioli mit einem bekannten Zitat zu Zuversicht, aber auch zu Wehrhaftigkeit auf: „Wenn aus Unrecht Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Dem schloss sich Bezirksleiter Zafer Ates an: „Diese Rechten unter dem Deckmantel der AfD sind weder eine Alternative noch eine wie auch immer definierte Basis für unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft.“

Wenn aus Unrecht Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.

Francesco Grioli,
Hauptvorstandsmitglied

Industrie braucht Perspektiven

Aus Sicht der IGBCE steckt Deutschland zwischen etlichen Krisen, globaler Nachfrageschwäche und zahlreichen hausgemachten Problemen fest. Als Beispiel nannte Grioli die aktuelle Debatte um einen Industriestrompreis. Dabei gehe es um nichts weniger als darum, den Fortbestand der energieintensiven Industrieproduktion in Deutschland zu sichern. „Anstatt die Zeit bis zum breiten Zugang zu bezahlbaren erneuerbaren Energien mit einem Industriestrompreis zu überbrücken, verteilt die Ampelregierung ziellose Subventionen“, so Grioli. Die Konsequenz liege auf der Hand: Teile der Unternehmen planen nun eine Standortverlagerung ins Ausland, wo die Produktion wesentlich günstiger sei. In dem Zusammenhang forderte Zafer Ates:Wir brauchen Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur, sowohl bei uns in der Region als auch im gesamten restlichen Land.“

IGBCE-Bezirksleiter Zafer Ates fasst die Ergebnisse der Podiumsdiskussion zusammen: „Unsere Antwort auf die Krise ist eine starke Gemeinschaft.“

Foto: Leo Kölzer

Situation wird komplexer

All das sorgt in vielen Betrieben für enorme Sorgenfalten. Der Austausch untereinander und der Erfahrungsaustausch standen deshalb im Zentrum der anschließenden Podiumsdiskussion. Im Fokus: betriebliche Herausforderungen, strategisches Vorgehen der Mitbestimmung und die Rolle der IGBCE. „Es wird immer komplexer und dynamischer“, sagte Detlef Rennings, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des Chemparkbetreibers Currenta. Das liege nicht nur an fortlaufenden Veränderungen durch Umstrukturierungen, Transformationsthemen, Arbeitsschutz und Präventionsfragen. Die Themen seien insgesamt vielfältiger geworden.

Wir brauchen Investitionen in die Infrastruktur.

Zafer Ates,
Bezirksleiter Niederrhein

Alexandra Guist, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) der Evonik Goldschmidt, findet, dass die Jugend bei alldem noch stärker in den Fokus gerückt werden sollte: „Wollen wir bei der Jugend eine ernst zu nehmende Rolle spielen, müssen wir unsere Angebote dementsprechend noch deutlicher öffnen und als Arbeitgebende attraktiver werden.“

Doch es gab auch Errungenschaften zu feiern: Knapp 1.000 Neuaufnahmen konnte der Bezirk 2023 für sich verbuchen. Eine starke Mitgliederentwicklung, die das gesetzte Ziel sogar übertraf. „In diesem Jahr knacken wir die 1.000“, versprach Zafer Ates und richtete sein Wort an die Mitglieder in seinem Bezirk: „Ihr bildet den Grundstein für unsere gewerkschaftliche Arbeit und füllt die IGBCE mit Leben dafür möchte ich mich ganz persönlich bei euch bedanken.“