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Kautschuk

„Abschluss kann sich sehen lassen“

IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters appelliert an die Arbeitgebervertreter.

Foto: Andreas Arnold

In der zweiten Tarifverhandlung haben sich die IGBCE und die Kaut­schuk-Arbeitgeber Ende Februar auf ein Entlastungspaket für die 70.000 Beschäftigten der Branche geeinigt. Die Vergütungen steigen in drei Stufen dauerhaft um insgesamt 250 Euro (Auszubildende 125 Euro), was einer durchschnittlichen prozentualen Erhöhung um 8,1 Prozent entspricht. Das tarifliche Inflationsgeld in Höhe von 3.000 Euro netto erhalten sie außerdem in vier Einmalzahlungen. Auszubildende erhalten jeweils 250 Euro (1.000 Euro netto insgesamt). IGBCE-Mitglieder bekommen im Mai 2024 200 Euro Mitgliederbonus. Dieser Energiekostenbeitrag wird über den sozialpartnerschaftlich getragenen Verein zur Beschäftigungsförderung (VzB) ausgezahlt.
IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters zeigt sich mit dem errungenen Gesamtpaket zufrieden: „Die deutliche Entwicklung der Entgelte setzt ein Ausrufezeichen für die Zukunft und kann sich in der Tariflandschaft sehen lassen.“ Durch Steigerung der Einkommen um Festbeträge würden die unteren Entgeltgruppen überproportional entlastet. „Wichtig ist, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mit der ersten Einmalzahlung im März 2023 direkt entlastet werden und damit ihre Rechnungen bezahlen können.“ Ermöglicht hätten den Abschluss auch die mehreren Tausend Beschäftigten, die im Vorfeld der zweiten Verhandlung mit vielen verschiedenen betrieblichen Aktion den Druck auf die Arbeitgeber erhöhten.

K+S

Sattes Plus

Moritz Hautmann (rechts) mit Christoph Wehner, Verband der Kali- und Salzindustrie.

Foto: Hubert Jelinek

Nach schwierigen Verhandlungen haben sich IGBCE und Arbeitgeber in der dritten Tarifrunde auf einen Abschluss bei K+S geeinigt. Für die 10.000 Beschäftigten des Bergbauunternehmens bringt das Ergebnis eine durchschnittliche, dauerhafte Einkommenssteigerung in Höhe von 8,5 Prozent und zwei satte Einmalzahlungen.
Das Entgelt erhöht sich zum 1. April 2023 um einen Sockelbetrag von 200 Euro und zum 1. April 2024 um weitere zwei Prozent. Außerdem bekommen die Beschäftigten das tarifliche Inflationsgeld in Höhe von 3.000 Euro netto sowie eine weitere Einmalzahlung von 1.700 Euro brutto. Die Ausbildungsvergütungen steigen ab dem ersten Lehrjahr auf einen vierstelligen Betrag, Auszubildende erhalten Einmalzahlungen in Höhe von 1.500 Euro netto in zwei Raten.
IGBCE-Verhandlungsführer Moritz Hautmann betont: „Das Ergebnis konnten wir nur erreichen, weil die Beschäftigten bereit waren, für den Abschluss zu streiten.“ An den Standorten des K+S-Konzerns hatten mehrere Tausend Beschäftigte im Vorfeld der dritten Verhandlung mit Aktionen massiv den Druck auf die Arbeitgeber erhöht.

BASF

„Standort Ludwigshafen sichern“

Mehr Investitionen nötig, besonders am BASF-Stammwerk in Ludwigshafen.

Foto: BASF SE

BASF-Betriebsrat und die IGBCE kritisieren das Ende Februar verkündete Sparprogramm des Konzerns und den Stellenabbau in Ludwigshafen als überzogen. Gemeinsam legten sie ein Vier-Punkte-Papier zur Zukunftssicherung des Standorts vor. Es sieht Investitionen in Personal und Transformation des Chemieareals vor. Anlagenschließungen und Sparmaßnahmen in Höhe von jährlich 500 Millionen Euro, davon ein Großteil in Ludwigshafen, seien ein harter Schlag für die engagiert arbeitende Standortbelegschaft. Ludwigshafen dürfe nicht durch ständig neue Sparmaßnahmen geschwächt werden.

Sinischa Horvat

Foto: Andreas Reeg

Der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat (Foto) setzt auf die Transformation und will sie weiter forcieren: „Wir müssen in Ludwigshafen mehr in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft investieren. Wir wissen alle, dass der entsprechende Umbau des Standorts Ludwigshafen viel Geld und Kraft kosten wird, keine Frage. Doch als Betriebsratschef und Gewerkschafter kämpfe ich dafür, dass wir hier im Herzen Europas eine starke Chemieproduktion erhalten, und dafür müssen wir eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Produkten einnehmen! Nicht in China, den USA oder irgendwo auf der Welt, sondern mit gutem Beispiel vorangehen hier an unserem Stammstandort Ludwigshafen! Standortsicherung geht vor Gewinnmaximierung!“
„Anlagen abbauen und Stellen streichen ist noch kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft des größten Chemieareals der Welt“, kritisierte der IGBCE-Vorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. „Dieser Standort steht vor seiner ganz eigenen Zeitenwende. Und die gestalten wir nur mit mutigen Innovationen und Investitionen – nicht mit dem Kostenhammer.“ Vassiliadis fordert: „Ludwigshafen braucht jetzt eine konkrete Roadmap zur nachhaltigen Chemieproduktion von morgen, in die mehr investiert wird.“

Tarifticker

Energie

Enttäuschender Verhandlungsauftakt: Die erste Tarifrunde in der privaten Energiewirtschaft ist im März vertagt worden. Zwar legten die Arbeitgeber für die Zehntausenden Beschäftigten, die zum Großteil beim Energiekonzern E.ON arbeiten, ein Angebot vor, dieses wies die IGBCE jedoch als unzureichend zurück. Sie fordert ein Vergütungsplus von 13 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – mindestens aber 550 Euro mehr pro Monat. Auszubildende sollen 300 Euro mehr pro Monat erhalten. Zudem sollen alle Auszubildenden nach 2024 übernommen werden. Gewerkschaftsmitglieder sollen einen zusätzlichen finanziellen Vorteil erhalten. Am 19. April gehen die Verhandlungen weiter.

Feinkeramik West

Einen Festbetrag von mindestens 200 Euro und eine tarifliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro: Diese Forderungsempfehlung hat die IGBCE-Bundestarif-kommission im Februar für die Verhandlungen in der feinkeramischen Industrie (West) beschlossen. In der Branche sind rund 16.000 Beschäftigte tätig. „Die Beschäftigten brauchen Entlastung, um ihre Rechnungen bezahlen zu können und die Preissprünge abzufedern“, sagt IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein. Die Branche leide bereits unter Fachkräftemangel. Die Unternehmen müssten schon aus eigenem Interesse für gut bezahlte Arbeitsplätze sorgen.