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Vor Ort: Westfalen
Bielefeld
Mitsubishi Hitec Paper:
Standort gerettet
Den gesamten Sommer über haben Betriebsrat und IGBCE um den Erhalt der Mitsubishi Hitec Paper Europe GmbH in Bielefeld gekämpft. Nur dank des Durchhaltevermögens der Mitbestimmungsorgane konnten der geplante Stellenabbau deutlich reduziert und die Geschäftsführung von neuen Investitionen überzeugt werden.
„Man hat dort jahrelang nicht richtig investiert und zu wenig auf neue Produkte gesetzt“, sagt Gewerkschaftssekretär Timo Bergmann. Das habe dazu geführt, dass die Absatzmengen rückläufig waren. „Als dann die Inflation in die Höhe schnellte, bekamen die Kunden Panik und füllten sich die Lager, bevor die Preiserhöhungen kamen. Dadurch sank im Anschluss der Absatz in Bielefeld merklich.“ Die Konsequenz: Die Lager der Kundinnen und Kunden leerten sich nur langsam, und so blieben Folgeaufträge in gewohnter Höhe aus, sodass es zu einem Millionenloch in der Kasse kam. Der Schuldenberg wuchs auf insgesamt 22,5 Millionen Euro an. In Bielefeld sollten deshalb 150 von 500 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verlieren.
Betriebsrat hat überzeugt
Die Wende ist laut Bergmann nur geglückt, weil es dem Betriebsrat gelang, der Geschäftsführung klarzumachen, dass der Standort ohne den weiteren Betrieb der Papiermaschine PM1 und Investitionen an den anderen Maschinen in wenigen Jahren nicht mehr existieren werde. Die PM1 sei diejenige Maschine, über die ein Großteil der Versuche für neue Produkte laufe.
„Irgendwann hat das auch der Arbeitgeber verstanden und akzeptiert, dass diese Maschine für den Fortbestand gebraucht wird“, sagt Dirk Hansmeier, Betriebsratsvorsitzender bei Mitsubishi Hitec Paper. „Wäre das nicht passiert, dann würden jetzt auch 150 Stellen abgebaut werden“, ist sich Bergmann sicher. Der Betriebsrat habe ganze Überzeugungsarbeit geleistet – und zwar erfolgreich. Stattdessen sind, auch dank bevorstehender Renteneintritte, Altersteilzeitregelungen und offener Stellen, „nur noch“ rund 35 Beschäftigte von Entlassungen betroffen. Für sie wurde ein Sozialplan vereinbart.
„Die Verhandlungen waren insgesamt sehr anstrengend“, resümiert Bergmann. „Der Arbeitgeber hat sich so falsch verhalten wie nur irgend möglich.“ Das habe vor allem die Belegschaft zu spüren bekommen. „Da wurden die eigenen Leute unter Druck gesetzt, angelogen und erpresst.“ Ohne die starken Betriebsräte und deren Unterstützung durch die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb hätte sich der Arbeitgeber nicht so weit bewegt, darüber ist sich Bergmann sicher. Auch Termine mit dem Bielefelder Oberbürgermeister und der Bundestagsabgeordneten Wiebke Esdar haben offenbar Eindruck hinterlassen. „Da wurde dem Arbeitgeber deutlich, welch enge Verbindungen wir haben und wie wir uns für unsere Leute einsetzen können.“
Positive Perspektive
Nun läuft die Papiermaschine erst einmal in einer zwölfmonatigen Testphase weiter – finanziert durch Geld aus der Energiepreisbremse. Die Diskussionen um die Still-legung könnten dennoch nächstes Jahr weitergehen. Betriebsrat und IGBCE schätzen das Risiko dafür allerdings als eher gering ein. „Der Arbeitgeber wird nun sehr genau auf die Maschine schauen und dann zwangsweise feststellen, das diverse seiner Produktideen ohne diese nicht möglich sind“, ist Gewerkschaftssekretär Timo Bergmann optimistisch für die Zukunft.
Gladbeck
„Heute schon an morgen denken“
Volles Haus in Gladbeck – neben den rund 160 Aktiven aus den Ortsgruppen und Vertrauenskörpern sowie den Betriebsräten und Schwerbehindertenvertretungen folgten auch Michael Porschen, IGBCE-Fachsekretär für Betriebspolitik, und Birgit Biermann der Einladung des Bezirks zu seiner diesjährigen Funktionärskonferenz. Vor vier Jahren noch stellvertretende Bezirksleiterin in Gelsenkirchen, kehrte Biermann nun als stellvertretende Vorsitzende der IGBCE zurück zu ihren Wurzeln.
In seiner Eröffnungsrede unterstrich Bezirksleiter Thomas Steinberg die Wichtigkeit einer funktionierenden Vertrauensleute- und Ortsgruppenarbeit sowie deren Vernetzung im Betrieb und in der IGBCE. Unterstützt durch die Betriebsräte, seien sie ein wichtiger Eckpfeiler zur Ausübung der Mitbestimmung. Zudem seien sie die Stimme der IGBCE im Betrieb und in der Region.
Birgit Biermann betonte in ihrer Ansprache die Wichtigkeit von Veranstaltungen wie dieser. „Nur mit euch vor Ort lassen sich all die Projekte und Ideen, die auf Bundesebene entwickelt werden, mit Leben füllen“, so Biermann. „Ohne euer Engagement ist all das nicht möglich. Dafür bedanke ich mich im Namen der gesamten IGBCE.“
Biermann machte auch deutlich, dass es in Zeiten wie diesen besonders wichtig sei, auf die eigene Kraft zu vertrauen. „Es kann nur in unserem eigenen Interesse sein, politische Vielfalt zu wahren.“ Genauso sei es gut, dass wieder mehr Bewegung in die politische Arbeitswelt komme. Die Logik rechter Ideologien sei allerdings immer die gleiche – sie spalte. Und Spaltung sei das komplette Gegenteil von dem, was die IGBCE ausmache.
„Wir müssen heute schon an morgen denken“, sagte Michael Porschen als Impulsgeber zu den Wahlen der Vertrauensleute sowie der Ortsgruppenvorstände im kommenden Jahr. In seinem spannenden Vortrag klärte er offene Fragen und betonte die Wichtigkeit der Wahlen. „Nutzt eure Beteiligungsrechte und motiviert eure Kolleginnen und Kollegen, sich in und mit unserer IGBCE im Betrieb und am Wohnort für unsere gemeinsamen Werte zu engagieren“, sagte Porschen abschließend.
Recklinghausen
Neue Leitung
Verena Gärtner ist neue Bezirksleiterin der IGBCE Recklinghausen. Die 39-Jährige wurde auf Vorschlag des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE in dieser Woche durch den ehrenamtlichen Bezirksvorstand vor Ort zur Nachfolgerin des ausgeschiedenen Karlheinz Auerhahn gewählt.
Mit Verena Gärtner übernimmt eine Gewerkschaftssekretärin die Leitung des zweitgrößten Bezirks der IGBCE, die die Region und die Menschen in der IGBCE bereits seit vielen Jahren kennt: „Verena Gärtner ist eine starke und erfahrene Kollegin, die gleichermaßen für Kontinuität und Veränderung in der IGBCE steht“, sagte IGBCE-Landesbezirksleiter Thomas Meiers, der die Wahl leitete.
Verena Gärtner freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Bezirksvorstand, den gewerkschaftlichen, betrieblichen und politischen Gremien im Bezirk Recklinghausen: „Wir sind vernetzt, fachlich hervorragend aufgestellt, wir verstehen unser Handwerkszeug und haben eine tolle gewerkschaftliche Basis im Betrieb und in den Ortsgruppen. Damit sind wir für die Zukunft stark aufgestellt.“