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Steag

„Ermutigendes Signal“

Das Steag-Kraftwerk Fenne in Völklingen.

Foto: Klaus Landry

Die spanische Beteiligungsgesellschaft Asterion übernimmt den Essener Energiekonzern Steag. Man habe mit dem Konsortium eine Vereinbarung zum Erwerb unterzeichnet, teilte Asterion mit. Das Konsortium vertritt die Stadtwerke Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken, die unterschiedlich große Anteile halten. Sie hatten 2021 entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. Asterion will Steag als Ganzes zu einem nachhaltigen Energieversorger weiterentwickeln. Das Ziel der Steag, bis 2040 klimaneutral zu werden, will man unterstützen.
Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Verkaufsprozesses. „Mit Asterion hat die Steag als Ganzes nun einen starken Partner, der gewillt ist, aber auch über die notwendigen Finanzmittel verfügt, dem Unternehmen und seinen beiden Teilkonzernen Power und Iqony eine gesicherte Zukunftsperspektive zu eröffnen“, sagte er. „Nach dem schmerzlichen Arbeitsplatzabbau in den vergangenen, wirtschaftlich für Steag sehr schwierigen Jahren ist das ein ermutigendes Signal!“ Die IGBCE werde darauf achten, dass der neue Eigentümer sein nachhaltiges und langfristiges Zukunftskonzept auch in ihrem Interesse umsetzt und Standorten wie Beschäftigten neue Perspektiven bietet.
Das Unternehmen war 1937 im Ruhrgebiet als Steinkohlen-Elektrizität AG gegründet worden. Derzeit hat Steag in Deutschland etwa 2.900 Beschäftigte.

Sportartikel- und Schuhindustrie

Einigung erzielt

Entgelterhöhung plus Inflationsausgleichsprämie plus Demografiebetrag: IGBCE und Arbeitgeber haben sich Anfang August in der zweiten Tarifverhandlung auf einen Abschluss für die rund 13.000 Beschäftigten in der Schuh- und Sport­artikel­industrie geeinigt. Allein beim Dax-Konzern Adidas arbeiten gut 8.000 Beschäftigte.
„In einer denkwürdigen Tarifverhandlung, die beiden Seiten Geduld und Nerven abverlangt hat, haben wir ein gutes Gesamtpaket für die Beschäftigten geschnürt“, so IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn.
Für das Jahr 2023 erhalten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro sowie weitere 1.000 Euro für das Jahr 2024. Auszubildende erhalten jeweils 500 Euro Inflationsausgleich, Teilzeitbeschäftigte anteilig. Die Entgelte steigen in zwei Stufen um insgesamt 350 Euro (Adidas) beziehungsweise um 250 Euro (Schuhindustrie). Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ebenfalls in zwei Stufen um insgesamt 100 Euro. Richtig sei laut Weißenborn, dass die Vergütungen bei Adidas zusätzlich stiegen. Der Dax-Konzern könne sich nicht mehr hinter dem Mittelstand verstecken.
Außerdem einigten sich die Tarifpartner auf den Neuabschluss des Demografie-Tarifvertrages mit einem Beitrag pro Beschäftigten von 750 Euro ­(Adidas) beziehungsweise 400 Euro (restliche Schuh­industrie) ab 1. Januar 2025.

Pharma- und Biotechnologieindustrie

Leitindustrie mit hoher Strahlkraft

Michael Vassiliadis (rechts) bei der abschließenden Podiumsdiskussion.

Foto: Marc-Steffen Unger

In den vergangenen Monaten haben sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und der IGBCE in der Vortragsreihe „Gesunde Industriepolitik Fortschrittsdialog“ über den Pharmastandort Deutschland ausgetauscht. Im Mittelpunkt standen unter anderem die Themen gute Arbeitsplätze, die Schaffung von Investitions- und Planungssicherheit, Anreize für Forschung und Entwicklung sowie Produktion in Deutschland, um die Gesundheitsindustrie zukunftsfähig zu gestalten und als starken Biotechnologiestandort zu positionieren. Die Branche trägt in Deutschland jährlich rund 190 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Dennoch fällt sie im internationalen Vergleich zurück.
Um diesem Trend entgegenzuwirken braucht es – darin sind sich alle Initiatorinnen und Initiatoren der Veranstaltungsreihe einig – gerade jetzt mehr Investitionen in moderne Forschungs- und Produktionsanlagen, eine effiziente Infrastruktur und gut ausgebildete Fachkräfte. „Die industrielle Gesundheitswirtschaft kann ein Motor und ein Positivbeispiel in der Transformation sein“, resümierte beispielsweise der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis auf der Abschlussveranstaltung. Sie sei trotz geopolitischer Umbrüche, Engpässen und Krisen einer der wenigen Industriebereiche mit nachhaltig hohen Wachstumsraten und biete hoch qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze.
Weiterhin forderten die Diskutierenden auf dem Podium eine echte Willkommenskultur für Innovationen in Deutschland. Die Voraussetzungen dafür haben sie in einem Positionspapier festgeschrieben. Neben einer ganzheitlichen Strategie, die die industrielle Gesundheitswirtschaft als Leitindustrie verstehe, brauche es Fachkräfte als Innovationsmotor, ein modernes und pragmatisches Datenmanagement, Bürokratieabbau, zügige Planungsverfahren und lückenlose Finanzierungsketten sowie zuverlässige Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa. Damit diese Transformation gelinge und die industrielle Gesundheitswirtschaft weiter gestärkt werde, ist ein kooperativer Ansatz notwendig, an dem Politik, Unternehmen, Sozialpartner sowie Betriebsräte als Praktiker mitwirken.

Treffen der Industriegruppenausschüsse

Standort Deutschland in Gefahr

Alexander Bercht betonte: „Wenn Deutschland und die Europäische Union nicht reagieren, werden Investitionen woanders getätigt.“

Foto: Kai-Uwe Knoth

Ein eher düsteres Bild zeichneten die Mitglieder der Industriegruppenausschüsse vom Zustand der energieintensiven Industriebranchen in Deutschland. Um die betroffenen Unternehmen zu entlasten und den Standort Deutschland zu sichern, forderten sie die Bundesregierung nochmals eindringlich dazu auf, zeitnah einen Brückenstrompreis einzuführen.
„In der deutschen Wirtschaft braut sich nicht nur ein Sturm zusammen, er bläst vielen Branchen und Betrieben ins Gesicht – insbesondere den energie­intensiven Branchen“, sagte Alexander Bercht, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, anlässlich der gemeinsamen Sitzung der Industriegruppenausschüsse Chemie, Papier, Glas, Keramik, Kautschuk, Leder und Kunststoffe am 4. September 2023 und präsentierte alarmierende Zahlen: Als einzige Industrienation weltweit konnte Deutschland kein Wirtschaftswachstum verzeichnen, Fachleute rechnen für das Jahr 2023 gar mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes. Die Produktion in der Chemie lag im ersten Halbjahr 2023 um 15 Prozent, in der Grundstoffchemie und der Papierindustrie sogar um 20 Prozent unter Vorjahresniveau. Das sei besonders bedenklich, da die IGBCE-Branchen am Beginn vieler Wertschöpfungsketten stünden.
Einer der Hauptgründe: Die Unternehmen ächzen unter den enormen Strompreisen, viele sind nicht mehr in der Lage, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. So berichtet Rafael Freund von der Forbo Siegling, die Kunststoffriemen für Fließbänder produziert, von einem markanten Einbrechen der Aufträge. „Wir sind gut durch alle Krisen gekommen. Dass es nun auch bei uns ernst wird, liegt an der schwierigen Situation in den übrigen Branchen.“ Er befürworte die Einführung eines Industriestrompreises „besser gestern als heute“. Für den Goodyear-Standort in Fulda käme der subventionierte Strompreis bereits zu spät, so Ines Sauer. Aufgrund der hohen Kosten beabsichtige die Konzernleitung, die Produktion in ein Niedrigkostenland zu verlagern. In dem Zuge werden innerhalb eines guten Jahres die Hälfte der aktuell 1.200 Stellen gestrichen.

Weitere Stimmen im Video

Tarifticker

AVEU

Die erste Tarifverhandlung für mehrere Tausend Beschäftigte in der ostdeutschen Energiewirtschaft endete Mitte September ergebnislos. „Zu keinem Zeitpunkt waren die Arbeitgeber zu einem vernünftigen Angebot bereit“, erklärt Holger Nieden, Verhandlungsführer der IGBCE. Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Vergütungen um zwölf Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich. Um den Druck zu erhöhen, fanden Ende September an mehreren Standorten Warnstreiks statt. „Nur so können wir Bewegung in die Verhandlungen bringen“, so Nieden. Zum Arbeitgeberverband energie- und versorgungswirtschaftlicher Unternehmen (AVEU) gehören 130 Betriebe.
Am 28. September haben sich IGBCE und AVEU auf einen Tarifabschluss geeinigt. Mehr Infos dazu findest du hier: 10,5 Prozent Entgeltplus und 3200 Euro Einmalzahlung (igbce.de)

Schott

Die IGBCE hat bei Schott eine deutliche Reduzierung der Wochenarbeitszeit, spürbare Einkommenserhöhungen und eine massive finanzielle Aufwertung der Schichtarbeit tariflich vereinbart. Nach langwierigen Gesprächen einigten sich Gewerkschaft und Unternehmen auf einen neuen Manteltarifvertrag und auch auf die Steigerung der Entgelte, die der bestehende Entgelttarifvertrag vorsieht. Beide Tarifverträge greifen zum 1. April 2024. Davon profitieren mehr als 6.500 Schott-Beschäftigte bundesweit. IGBCE-Verhandlungsführer Markus Kraft: „Wir haben Schott nach langem Mühen endlich in die tarifpolitische Neuzeit geholt.“

Feinkeramik Ost

Abschluss in der feinkeramischen Industrie Ost: Direkt in der ersten Verhandlungsrunde haben sich IGBCE und Arbeitgeber darauf geeinigt, dass die Vergütungen der rund 2.400 Beschäftigten in vier Stufen um insgesamt 300 Euro monatlich steigen. Für die Kolleginnen und Kollegen in der Vergütungsgruppe 4 bedeutet das beispielsweise, dass ihre Entgelte stufenweise um insgesamt 13,5 Prozent erhöht werden. Außerdem erhalten die Beschäftigten in zwei Raten insgesamt 2.000 Euro Inflationsausgleichsprämie netto. Und ab dem 1. Januar 2025 wird es deutschlandweit eine einheitliche Entgelttabelle geben. Mit der Aufteilung in Feinkeramik Ost und West wird es dann vorbei sein.

Shell

Im Spannungsfeld wirtschaftlicher Herausforderungen einerseits sowie der Lebensrealität der Beschäftigten mit steigenden Preisen andererseits haben sich die IGBCE und der Mineralöl- und Erdgaskonzern Shell auf einen neuen Entgelttarifvertrag für die bundesweit 3.600 Beschäftigten geeinigt. Die Tarifentgelte, Ausbildungsvergütungen, Schichtzulagen und Nachtzuschläge steigen in zwei Stufen: zum 1. Oktober 2023 um 4,7 Prozent und zum 1. Oktober 2024 um weitere 2,8 Prozent. Außerdem erhalten Beschäftigte die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro in zwei Stufen (Oktober und Dezember).


LEAG

Dauerhaft 7 Prozent Plus und Einmalzahlungen

Der Kampf hat sich gelohnt: Die Vergütungen der 7.200 Beschäftigten des Lausitzer Energiekonzerns LEAG steigen ab dem 1. Dezember 2023 um 7 Prozent, mindestens aber um 240 Euro. IGBCE-Mitglieder erhalten außerdem im Oktober zusätzlich eine Sonderzahlung in Höhe von 6.000 Euro. Darauf hat sich die Energiegewerkschaft IGBCE mit den Arbeitgebern in der dritten Tarifrunde geeinigt.
„Wir haben unser Ziel erreicht und eine signifikante und nachhaltige Erhöhung der Vergütungen durchgesetzt, die unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben dauerhaft und deutlich entlastet“, zeigt sich IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden zufrieden. In extrem zähen und harten Verhandlungen habe die Tarifkommission alles rausgeholt, was möglich war.
Die Sonderleistung in Höhe von 6.000 Euro für IGBCE-Mitglieder wird mit der Oktober-Abrechnung 2023 ausgezahlt. Stichtag für die IGBCE-Mitgliedschaft ist der 25. Oktober 2023. Teilzeitbeschäftigte erhalten den Betrag anteilig. Auszubildende, die IGBCE-Mitglied sind, bekommen eine Sonderzahlung in Höhe von 2.000 Euro.
Auch die Ausbildungsvergütungen steigen überproportional: Sie betragen im 1. Ausbildungsjahr 1.100 Euro, im 2. Ausbildungsjahr 1.200 Euro, im 3. Ausbildungsjahr 1.300 Euro und im 4. Ausbildungsjahr 1.400 Euro.
Darüber hinaus erhalten alle Beschäftigten ebenfalls noch im Oktober 2023 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.500 Euro netto ausgezahlt (Auszubildende 500 Euro und Teilzeitbeschäftigte anteilig).
Der Tarifvertrag läuft bis zum 31. Januar 2025 (18 Monate).

Warnstreiks senden klare Botschaft an den Arbeitgeber

Der Einigung beim zweitgrößten deutschen Stromerzeuger waren zwei ergebnislose Verhandlungsrunden und zwei Warnstreiks vorausgegangen, mit denen die Beschäftigten im Vorfeld der dritten Tarifrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhten. Nieden hebt hervor: „Herzlichen Dank an unsere Kolleginnen und Kollegen für ihr Engagement und ihren Einsatz in dieser Tarifrunde. Ohne sie hätten wir das nicht geschafft!“ Beim ersten Warnstreik Anfang September legten rund 2.000 Beschäftigte an allen Tagebau- und Kraftwerksstandorten des Unternehmens für sechs Stunden ihre Arbeit nieder. Beim zweiten Warnstreik am 20. September waren für acht Stunden erneut 2.500 Beschäftigte im Streik.
„Die Beschäftigten haben in den vergangenen Monaten unter Hochdruck gearbeitet und reihenweise Überstunden gemacht, um die Energiekrise zu meistern“, sagte Nieden im Vorfeld der Streiks. Dadurch habe das Unternehmen Milliardengewinne erwirtschaftet. „Die Beschäftigten haben geliefert. Jetzt sind sie dran. Jetzt ist Zahltag!“

Die LEAG-Beschäftigten fordern eine dauerhafte nachhaltige Entgelterhöhung.

Foto: Thomas Goethe

Video: 2.500 Beschäftigte legen Arbeit nieder | Zweiter Warnstreik bei LEAG