Vor Ort

Westfalen

Transformation – nicht ohne uns

Text und Fotos Leo Kölzer

Grenzenloser Dialog: In den Workshops tauschten sich die Teilnehmenden landesbezirksübergreifend aus.

Über die Probleme und Chancen in der Transformation – industriepolitisches Symposium der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen.

Wir stehen vor enormen Herausforderungen und müssen aufpassen, dass der Industriestandort Deutschland nicht abgehängt wird“, sagte Thomas Meiers zu Beginn des zweitägigen Symposiums vor den rund 150 teilnehmenden Betriebsrätinnen und -räten sowie Funktionärinnen und Funktionäre der IGBCE. Für den westfälischen Landesbezirksleiter ist es deshalb wichtiger denn je, dass „wir Fachwissen, Kompetenz und Erfahrungen untereinander bündeln. Lasst uns gemeinsam an der Zukunft für den Industriestandort Nordrhein-Westfalen arbeiten.“

Das politisch gewollte Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Für die Industrie bedeutet das, dass Produkte und Prozesse in den kommenden 23 Jahren an das Null-Emissionen-Ziel angepasst werden müssen. „In den kommenden Jahrzehnten wird dadurch nicht nur der Strombedarf aus erneuerbaren Quellen massiv steigen, sondern auch die Notwendigkeit, dass dieser Strom bezahlbar ist“, betont Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, der wie auch Andrea Arcais, Geschäftsführer der Stiftung Arbeit und Umwelt, einen interessanten Impulsvortrag hielt.

Der Austausch steht im Fokus

All das, gepaart mit der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage in der deutschen Industrielandschaft, sorgt in vielen Betrieben jetzt schon für enorme Sorgenfalten. Dialog und Erfahrungsaustausch untereinander sowie die Abstimmung kollektiver Ziele standen deshalb im Fokus des ersten gemeinsamen industriepolitischen Symposiums der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen. Die praktischen Mittel im Rahmen des Symposiums dazu: vier vertiefende Diskussionspanels zu den Themen Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung und Demografie. Darauf aufbauend schlossen sich Workshops zu den betrieblichen Herausforderungen, dem strategischen Vorgehen der Mitbestimmung, den Rollen der beiden Landesbezirke dabei und den Standpunkten der IGBCE für eine moderne Industriepolitik in Nordrhein-Westfalen an.

Die in diesem Rahmen erarbeiteten Konzepte sollen nun in den Landesbezirks- sowie in den Bezirksvorständen diskutiert und weiter vertieft werden. „Das werden spannende Prozesse. Wir freuen uns darauf, die interessanten Ideen weiterzuentwickeln“, erklärt Frank Löllgen, Landesbezirksleiter der IGBCE in Nordrhein.

In den Kleingruppen kamen alle zu Wort.

Einzelne Themenschwerpunkte wurden anschließend präsentiert.

Rund 150 Gäste verfolgten das Symposium.

Francesco Grioli, Thomas Meiers und Andrea Arcais.

Herausforderungen werden mehr

„Dass die Transformation der Industriegesellschaft eine Jahrhundertaufgabe ist, wissen wir nicht erst seit gestern“, sagt auch Patrick Wiesner, Konzernbetriebsratsvorsitzender der NSG Group, zu der auch das Pilkington-Werk in Gladbeck gehört. „Und trotzdem hat man in Deutschland das Gefühl, dass politische Entscheidung mehr aus einer kurzfristigen Reaktion entstehen, als dass sie von langer Hand geplant werden.“ „Es wird immer komplexer und dynamischer“, sagt auch Heike Hausfeld, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Bayer AG. Das liege nicht nur an fortlaufenden Veränderungen durch Umstrukturierungen, Transformationsthemen, Arbeitsschutz und Präventionsfragen. Die Themen seien insgesamt vielfältiger geworden.

„All dem müssen wir verstärkt mit Bildung und Qualifizierung begegnen“, zeigt Petra Kronen, Vorsitzende des Covestro-Gesamtbetriebsrats, auf. „Das ist nicht zuletzt auch der Schlüssel, um Tendenzen in Richtung AfD aufzuhalten.“