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Private Energiewirtschaft

Erste Verhandlung ohne Ergebnis

Umspannwerk der Firma Tennet.

Foto: Picture Alliance/dpa

Die erste Tarifverhandlung für die 30.000 Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft ist im November ergebnislos zu Ende gegangen. Zwar hätten sich IGBCE und Arbeitgeber in den Gesprächen angenähert, von einem Abschluss sei man aber noch weit entfernt, so IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden.

„Das war ein vernünftiger Verhandlungsstart. Um in der nächsten Tarifrunde zu einem Ergebnis zu kommen, muss die Arbeitgeberseite ihr vorgelegtes Angebot aber noch um einiges nachbessern“, betonte Nieden. Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage der Unternehmen seien die Tarifforderungen absolut berechtigt und ein deutliches Plus für die Kolleginnen und Kollegen machbar und nur fair: „Die Beschäftigten in der Energiewirtschaft sind stark belastet, viele müssen wegen der zahlreichen offenen Stellen in der Branche Extra-Arbeit und Überstunden leisten.“

Die IGBCE fordert ein deutliches Entgeltplus von 8,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Außerdem fordert sie eine Weiterentwicklung des Mitgliedervorteils sowie Übernahmegarantien und das Nachholen der Inflationsausgleichsprämie für Auszubildende und dual Studierende. Verhandelt wird für die Beschäftigten des Energiekonzerns Eon sowie der zum Konzern gehörigen Energieunternehmen Avacon, Preussenelektra, Bayernwerk, Westenergie, Edis und Envia M sowie die Kolleginnen und Kollegen beim Übertragungsnetzbetreiber Tennet. IGBCE und Verdi führen die Verhandlungen gemeinsam.

Amedes

Bonus erreicht

Tarifaktion in Göttingen.

Foto: IGBCE

Erfolg in der dritten Verhandlungsrunde: Am 22. Oktober haben sich IGBCE und Arbeitgeber auf einen Tarifabschluss für die Amedes-Beschäftigten geeinigt. Dieser umfasst die Zahlung einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.700 Euro im Dezember 2024, eine zweistufige Entgelterhöhung um insgesamt 4,5 Prozent sowie eine zusätzliche, steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro nur für Mitglieder der IGBCE. Bei der Amedes-Gruppe, einem Anbieter von medizinischen Diagnostikdienstleistungen, arbeiten deutschlandweit rund 4.500 Beschäftigte in den Laboren und Praxen.

„Der Mitgliedervorteil war ein hartes Brett, das wir bohren mussten, und wir sind froh, dass es geklappt hat!“, betont Katharina Stihler, Verhandlungsführerin der IGBCE. Diesen durchzusetzen, habe viel Durchhaltevermögen erfordert und das Engagement der Beschäftigten. Das hatten die Kolleginnen und Kollegen Mitte Oktober bewiesen. Mit Dutzenden Protestaktionen an mehreren Standorten hatten sie den Druck auf die ­Arbeitgeber erhöht.

Fachkräfte

fehlen laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die im Auftrag des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) erstellt worden ist, in pharmarelevanten Berufen in Deutschland. Besonders dramatisch ist die Situation in der Produktion, wo jede vierte Stelle nicht besetzt werden kann. IGBCE und vfa fordern daher in einem gemeinsamen Positionspapier die Politik auf, dringend notwendige Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftepotenzials zu ergreifen zum Beispiel mit einer Offensive für Gute Arbeit, mit mehr Ausbildung und mit lebenslangem Lernen.

Tarifticker

Schott

Die erste Verhandlungsrunde der diesjährigen Tarifverhandlungen beim Spezialglas- und Glaskeramikhersteller Schott endete am 30. Oktober ohne Ergebnis. Die IGBCE fordert für die rund 6.000 Beschäftigten an den Standorten Mainz, Mitterteich, Landshut, Müllheim, Grünenplan, Jena unter anderem eine Einkommenssteigerung von sieben Prozent, mindestens aber 200 Euro im Monat, eine jährliche Urlaubsgelderhöhung um 300 Euro als Bonus für IGBCE-Mitglieder, die Auszahlung einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 500 Euro sowie die Übernahme der Auszubildenden nach bestandener Abschlussprüfung. Die Verhandlungen gingen Ende November (nach Redaktionsschluss) in die zweite Runde. Mehr dazu auf igbce.de.

K+S

Nach intensiver Debatte hat die IGBCE-Tarifkommission Ende Oktober die Forderung für die Tarifrunde bei K+S beschlossen: Sie fordert für die 10.000 Beschäftigten des Kali- und Salzbergbauunternehmens eine Erhöhung der Entgelte um sechs Prozent und eine spürbare Entwicklung der Ausbildungsvergütungen. Außerdem will sie eine Verbesserung der bestehenden Mitgliedervorteilsregelung durchsetzen sowie Verbesserungen der Zulagen für teil- und vollkontinuierliche Schichtarbeit und Entlastungen älterer Beschäftigter im Schichtbetrieb. Die erste Verhandlung findet am 15. Januar statt.


BASF

Harte Kritik an Sparkurs

Foto: Hubert Jelinek

Um den Chemiekonzern profitabler zu machen, hat der BASF-Vorstand Ende September eine neue Strategie und einen weitreichenden Umbau vorgestellt. Demnach sollen in Ludwigshafen weitere Chemieanlagen geschlossen, Geschäftsteile verkauft und die Agrarsparte an die Börse gebracht werden.

Diese Strategie kritisiert die IGBCE als zu einseitig: „Anlagen abbauen, Stellen streichen und zur Transformation in Trippelschritten: Für den größten Chemiekonzern der Welt genügt das nicht als Konzept“, sagte Michael Vassiliadis, IGBCE-Vorsitzender und BASF-Aufsichtsrat. „Durch die vielen Sparprogramme fühlen sich die Beschäftigten ohnmächtig“, betonte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat. Er forderte, den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen am Stammwerk Ludwigshafen von Ende 2025 auf 2030 zu verlängern.

BASF verkündete zudem, sich künftig auf die vier Kernbereiche Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition and Care fokussieren zu wollen. Nicht zu diesen Kernbereichen zählen neben der Agrarsparte die Batteriematerialien, das Coatings-Geschäft mit Lacken und Oberflächenbehandlung sowie das Katalysatorengeschäft. Für diese Bereiche würden laut BASF-Vorstand „aktive Portfolio-Optionen“ geprüft, also möglicherweise Börsengänge, Teilverkäufe oder Kooperationen. „Was das für uns und die Tausenden Kolleginnen und Kollegen an den zahlreichen betroffenen Standorten konkret bedeuten wird, ist völlig offen“, kritisierte Edgar Winzenhöler, Betriebsratsvorsitzender am Coatings-Standort in Würzburg. Für die Beschäftigten sei diese Ungewissheit nur schwer zu ertragen.