„Schutz und Schild für euch“
Was der Zusammenschluss bedeutet, wie die politischen Leitlinien aussehen und was jetzt zählt: Die Delegiertenkonferenzen der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen markierten auch den Aufbruch in eine neue Ära.

Stärke durch Einheit: die Delegierten aus den Landesbezirken Nordrhein und Westfalen.
Ein letztes Mal kamen sie getrennt zusammen – die Delegierten der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen. Doch obwohl es auf dem Papier noch zwei Konferenzen waren, war die Richtung längst klar: Zusammenwachsen. Zusammenhalten. Zusammen gestalten. Am 9. und 10. Mai wurde auf Zeche Zollverein deutlich: Die IGBCE steht vor einem historischen Schritt – und sie geht ihn mit Rückenwind und klarer Perspektive.
„In der Herzkammer der IGBCE führen wir zwei erfolgreiche Landesverbände zu neuer Größe und Stärke zusammen“, sagte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. Der geplante Zusammenschluss zum 1. Januar 2026 sei mehr als eine organisatorische Reform: „Mit Blick auf die Herausforderungen in der größten Chemieregion Europas stärken wir unsere Strukturen, konzentrieren unsere Fähigkeiten und bauen unser Kompetenznetzwerk weiter aus. Auch die gute Kooperation mit der Landesregierung wird so noch einmal intensiviert.“
Wer an diesen beiden Tagen dabei war, spürte den Aufbruch – aber auch die Verbundenheit. Viele kennen einander, haben sich gemeinsam für gute politische Rahmenbedingungen eingesetzt und für Industriearbeitsplätze starkgemacht. „Wir werden unsere Kräfte in Nordrhein-Westfalen bündeln, um noch schlagkräftiger und durchsetzungsfähiger zu werden“, erklärte Thomas Meiers, Landesbezirksleiter der IGBCE Westfalen. „Wir verbinden unsere tief verwurzelte Tradition mit modernen Arbeitsmethoden für eine gute und positive Zukunft. Hierbei erproben wir völlig neue Formen der Gewerkschaftsarbeit, die wir eng mit unseren Funktionären erarbeiten.“
Das bildete sich auch im Abendprogramm ab: Neben spannenden Diskussionen und politischen Beiträgen, war der Ruhrkohlechor ein Höhepunkt der Veranstaltung. Besonders das Zukunftslied mit dem Kinderchor sorgte für große Emotionen.

Politische Inhalte und spannende Diskussionen: auf dem Podium …

… mit Impulsen vom IGBCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis …

… und mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Bekenntnis zur Industrie
Ministerpräsident Hendrik Wüst betonte in seinem Grußwort ebenfalls die Dringlichkeit, zu handeln: „Wir in Nordrhein-Westfalen glauben an die Stärke und das Potenzial unseres Wirtschaftsstandorts. Wir haben alle Chancen für ein neues, solides Wirtschaftswachstum. Die Industrie bleibt dabei unser Wohlstandsmotor“, betonte er. Damit das so bleibe, sei jetzt die Zeit, entschlossen zu handeln. „Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung bietet eine solide Grundlage, um genau das zu tun: eine Vereinbarung der Vernunft in einer Zeit weltweiter Unvernunft.“
Mit der „Chemieagenda 2045“ würden laut Wüst Innovationen gefördert und Industriearbeitsplätze gesichert. Eine Einschätzung, die die IGBCE teilt – allerdings mit einem klaren Appell an die Politik, nicht nur von Transformation zu reden, sondern sie auch sozial zu gestalten. Vassiliadis: „Es ist gut, dass die Regierung endlich steht. Sie muss jetzt klare Prioritäten setzen. Die Wirtschaft muss zurück in die Wachstumsspur und Arbeitsplätze in der Industrie müssen gesichert werden. Energiepreise runter, Transformation mit Vernunft und Investitionen in der Infrastruktur des Landes.“
Solidarität statt Strukturkrise
Dass die strukturellen Umbrüche gerade in Nordrhein-Westfalen besonders zu spüren sind, machte Frank Löllgen, Landesbezirksleiter der IGBCE Nordrhein, deutlich: „In Nordrhein-Westfalen trifft uns die anhaltende Strukturkrise besonders hart. Wir werden vor allem in dieser Situation weiterhin Schutz und Schild für die Beschäftigten in unseren Branchen bleiben – nicht nur mit guter Tarifpolitik, sondern auch mit effektivem Schutz von Beschäftigung und dem politischen Einsatz für Industriearbeitsplätze.“
Der Applaus war groß – und ehrlich. Denn hinter dem Ziel der Fusion steckt nicht nur Strategie, sondern auch ein starkes Bekenntnis: zur Industrie, zur Mitbestimmung – und zur gemeinsamen Zukunft.