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Vor Ort: Nordrhein

Essen

Ideen in konkrete Politik verwandeln

Wegweisende Abstimmungen auf der Landesbezirksdelegiertenkonferenz.

Foto: Stephen Petrat

Der zweite Tag der Landesbezirksdelegiertenkonferenz in Essen beginnt früh, aber nicht leise. Im Saal liegt die gespannte Energie, mit der eine Gewerkschaft ihre Richtung justiert. Es ist der Tag der Anträge und in Nordrhein geht es ums große Ganze: Wie gestalten wir die Transformation? Wie bleibt Mitbestimmung wirksam? Und wie bleibt die IGBCE ein kraftvoller Akteur in Betrieb, Branche und Gesellschaft?

Neuer Landesbezirk ist Vorbild

„Wir dürfen uns nicht nur anpassen wir müssen gestalten!“, bringt es ein Delegierter auf den Punkt. Genau das tut der Leitantrag zur Fusion des Landesbezirks Nordrhein mit Westfalen. Er beschreibt, wie der Zusammenschluss zum 1. Januar 2026 nicht nur strukturell, sondern strategisch gelingen soll: mit schlankeren Entscheidungswegen, agiler Zusammenarbeit und einer gestärkten Rolle des Ehrenamts. Der neue Landesbezirk Nordrhein-Westfalen soll zum Zukunftslabor der IGBCE werden.

Beschäftigte sichtbarer machen

Ein starkes politisches Ausrufezeichen setzt der Antrag zur Stärkung politischer Teilhabe: Die IGBCE will die „Lobby der Beschäftigten“ noch sichtbarer machen durch Bildungsangebote, Netzwerke für politisch aktive Mitglieder und eine gezielte Unterstützung für Mandatsträgerinnen und ‑träger.

Starke Industriepolitik

Wie wirtschaftliche Macht und gewerkschaftliche Verantwortung zusammengehen, zeigen die industriepolitischen Anträge zu Energieversorgung, Standortentwicklung, industrieller Infrastruktur und dem Schutz des Verbundsystems. Der Tenor: Transformation muss sozial, technologieoffen und standortstark gestaltet werden. Die IGBCE fordert bezahlbare Energie, eine industriepolitische Infrastrukturoffensive und den Schutz integrierter Produktionsprozesse. Raffinerien, Grundstoffe, Wertschöpfungsketten – sie dürfen im internationalen Wettbewerb nicht unter die Räder geraten.

Setzte ein starkes politisches Zeichen: Der Antrag zur Stärkung politischer Teilhabe.

Foto: Stephen Petrat

Tarifpolitik weiterentwickeln

Tarifpolitisch setzen die nordrheinischen Delegierten ein klares Zeichen: Gute Arbeit braucht starke Tarifverträge gerade in der Transformation. Der Antrag zur Weiterentwicklung der Tarifpolitik fordert, Tarifverträge strategisch weiterzuentwickeln und stärker mit Qualifizierung, Standortentwicklung und Zukunftssicherheit zu verknüpfen.

Auch das Innere der Organisation gerät in den Blick: Ein Antrag formuliert den Anspruch, die Energiewende gewerkschaftlich mitzugestalten. Und ein weiterer Antrag will die Bildungsarbeit im Landesbezirk neu denken und praxisnäher machen als Werkzeug für mehr Beteiligung und mehr gewerkschaftliches Profil im Alltag.

Konferenz setzt Richtung

Am Ende des Tages bleiben große Themen – und ein entschlossener Kurs. „Wir haben heute nicht nur Papier bewegt, sondern die Richtung gesetzt“, sagt eine Delegierte beim Hinausgehen. Die Stimmung: fokussiert, solidarisch, zukunftsmutig.

Nordrhein

IGBCE-Jugend: „Unsere Zukunft beginnt hier!“

Mehr als erfolgreich: die IGBCE-Jugend im Landesbezirk Nordrhein.

Foto: Leo Kölzer

Mit einem klaren Bekenntnis zur Mitgestaltung, gegen rechte Tendenzen und für eine zukunftsfähige Gewerkschaftsarbeit hat die Landesbezirksjugendkonferenz in Nordrhein die politischen und strukturellen Leitlinien der Jugendorganisation geschärft. In einer Zeit tiefgreifender Transformation und gesellschaftlicher Umbrüche setzten die Delegierten ein Zeichen für Solidarität, Erneuerung und klare Haltung.

Nach der Eröffnung stand zunächst die Konstituierung der Konferenz im Fokus. Im Anschluss präsentierte der Landesbezirksjugendausschuss seinen Geschäftsbericht, gefolgt von der offiziellen Entlastung und der Verabschiedung scheidender Mitglieder. Für viele ein emotionaler Moment, denn wie Yannick Schulze, Fachsekretär in der Abteilung Junge Generation/Ausbildung der IGBCE, betonte: „Ohne euch hätten wir diese Entwicklungen der letzten Jahre nicht möglich machen können ihr habt die IGBCE-Jugend in einer schwierigen Zeit stark gehalten.“

Mit Haltung und Ideen vorangehen

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der strategischen Weichenstellung. Unter dem Motto „Zukunft der IGBCE-Jugend – neuer Landesbezirk NRW“ eröffnete Landesbezirksleiter Frank Löllgen gemeinsam mit Joshua Zobel, für Jugend zuständiger Gewerkschaftssekretär, und ­Yannick Schulze den inhaltlichen Teil. ­Löllgen betonte: „Wir stehen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich vor enormen Herausforderungen. Aber gerade weil so vieles im Umbruch ist, brauchen wir euch, die mit Haltung und Ideen vorangehen.“ Er sparte dabei nicht mit klaren Worten zur politischen Lage: „Dieses Land gehört nicht den Rechten. Es gehört uns den Menschen, die für eine demokratische, solidarische und gerechte Gesellschaft einstehen. Und ihr seid es, die in den Betrieben klar Position beziehen und deutlich machen: Kein Platz für Faschismus.“

Alte Zöpfe weg, neue Wege gehen

Joshua Zobel betonte die Bedeutung politischer Bildung und innergewerkschaftlicher Veränderung: „Wir wollen mehr junge Menschen erreichen und wir wollen Strukturen schaffen, die Beteiligung wirklich ermöglichen. Also: Alte Zöpfe abschneiden und neue Wege gehen.“

Ein zentrales Thema war die Reform der Jugendarbeit selbst. Der Bundesjugendausschuss stellte hierzu ein neues Leitbild vor, das auf drei Säulen fußt: bessere Zusammenarbeit, moderne Kommunikation und neue inhaltliche Schwerpunkte. „Wir müssen dort sein, wo unsere Zielgruppe ist auf Instagram genauso wie im Pausenraum“, sagte Yannick Schulze. „Und wir müssen Themen setzen, die die Realität junger Menschen treffen: Ausbildungsqualität, Mitbestimmung, politische Orientierung und sichere Zukunftsperspektiven.“

Großer Mitgliederzuwachs

Besonders stolz zeigten sich die Vertreterinnen und Vertreter über einen klaren Mitgliederzuwachs im Jugendbereich. „Seit dem 1. Juli letzten Jahres konnten wir fast 7.000 neue Auszubildende und dual Studierende als Mitglieder gewinnen“, berichtete Schulze. „Ein Beweis dafür, dass ihr mit eurer Arbeit vor Ort genau den richtigen Ton trefft.“

Am Nachmittag wurden zahlreiche Anträge debattiert – von Ausbildungsqualität über Tarifbindung bis zur Positionierung gegen rechte Netzwerke in der Arbeitswelt. Schließlich wählte die Konferenz die Delegierten für die Bundesjugendkonferenz 2025 sowie den neuen Landesbezirksjugendausschuss.

Lebendig, kritisch, zukunftsfähig

Zum Abschluss rief Vanessa Dorenbeck, damals noch zuständige Gewerkschaftssekretärin, dazu auf, die Energie aus der Konferenz mitzunehmen: „Diese zwei Tage zeigen, wie lebendig, kritisch und zukunftsfähig unsere Jugend ist. Jetzt kommt es da­rauf an, dass wir dranbleiben. Denn gute Arbeitsbedingungen, starke Tarifverträge und eine gerechte Gesellschaft fallen nicht vom Himmel sie werden gemacht. Von euch.“