Vor Ort

Bayern

Die Zukunft fest im Blick

Text & Fotos Michael Kniess

Wertvolle Impulse, richtungsweisende Beschlüsse: Landesbezirks-delegiertenkonferenz der IGBCE Bayern diskutiert Herausforderungen der Arbeitswelt und Perspektiven gewerkschaftlicher Arbeit.

Aktiv für weitere vier Jahre erfolgreicher Gewerkschaftsarbeit: der neue Landesbezirksvorstand.

Die stellvertretende IGBCE-Vorsitzende Birgit Biermann

Das war die Landesbezirksdelegiertenkonferenz Bayern 2025 in bloßen Zahlen: 90 Delegierte, mehr als 100 Anträge und richtungsweisende Beschlüsse sowie die Wahl neuer Gremien. Inhaltlich stehen dahinter intensive Stunden, in denen leidenschaftlich und engagiert die drängenden Herausforderungen der Arbeitswelt diskutiert und die Zukunft der gewerkschaftlichen Arbeit in Bayern und darüber hinaus gestaltet wurden.

Auf die vielfältigen Herausforderungen für diese machte Harald Sikorski, Landesbezirksleiter der IGBCE in Bayern, direkt zu Beginn der Konferenz am 17. Mai in Nürnberg aufmerksam: „Wir leben in Zeiten, die geprägt sind von politischen Umbrüchen, wirtschaftlichen Herausforderungen und gesellschaftlichem Wandel.“ Die gestellten Anträge, die sich für eine gute Zukunft der Betriebe, der Arbeitsplätze und der Arbeitsbedingungen einsetzen, würden dafür sorgen, dass Bayern bleibe, was es bleiben müsse: ein wichtiger Industriestandort, der für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit sorgt. Seine unmissverständliche Botschaft: „Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, eine aktive Industriepolitik zu betreiben und damit den Wohlstand in Deutschland zu sichern.“

Industriestandort stärken

Hoffnung mache der Koalitionsvertrag: „Dieser beinhaltet auch viele Punkte, die wir im Wahlkampf gefordert haben. Das Investitionspaket von 500 Milliarden Euro war richtig, weil wir Deutschland wieder auf Vordermann bringen müssen. Und auch die Unternehmen werden spürbar entlastet, und das ist gut für unsere Industrie und unsere Arbeitsplätze.“ Daraus leitete Harald Sikorski zugleich eine Forderung an die Arbeitgeberseite ab: „Wir erwarten von unseren Unternehmenslenkern, dass sie sich nun auch wieder zum Standort Deutschland bekennen und hier investieren.“

Der Landesbezirksleiter Harald Sikorski

Die Delegierten.

Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, nahm in seinem Grußwort ebenfalls Bezug auf das Sondervermögen für Investitionen und mahnte: „Wir wollen ein Wirtschaftswachstum für gute Jobs und nicht noch mehr Geld für die Unternehmen auf dem Rücken der Beschäftigten.“ Birgit Biermann verwies in ihrem Impulsreferat ebenfalls darauf, dass die Konferenzen klare Themen an die neue Bundesregierung adressieren würden: „Den Industriestandort Deutschland zu stärken, gute, mitbestimmte, tarifgebundene Arbeitsplätze zu sichern und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, werden unsere Kernbotschaften sein.“

Die stellvertretende Vorsitzende der IGBCE weiter: „Es geht um den Industriestandort Deutschland, um gute, mitbestimmte Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen, aber auch um sozialpolitische Themen. Es geht um Verteilungsgerechtigkeit und Demokratie. Für alle diese Themen stehen wir als IGBCE.“ Davon zeugen auch die auf den Weg gebrachten Anträge. Diese reichten von (gesellschafts)politischen bis zu IGBCE-Themen. Darunter unter anderem die Aufforderung, die IGBCE möge sich dafür einsetzen, dass ein Anspruch auf Bildungsfreistellung auch in Bayern möglich ist. Gleichzeitig wird die IGBCE aufgefordert, sich mit allen Gremien gegen Rechtsextremismus einzusetzen.

Wir sind als IGBCE gefragt, die Balance zu finden zwischen Moderne und Tradition.

Harald Sikorski,
Landesbezirksleiter

Auch: Fokus auf Ausbildung

Daneben plädierten die Delegierten auch für klare Regeln zur sozialen Absicherung und zur Qualifizierung der Beschäftigten in der digitalen Transformation und einen Ausbau des sozialen Wohnungsbaus sowie eine stärkere Regulierung des Wohnungsmarkts. Ebenfalls auf der Antragsliste: die Arbeit der Vertrauensleute als Arbeitszeit vom Arbeitgeber künftig anzuerkennen. Die Ausbildungsbedingungen in den Betrieben müssten unter anderem durch die Vereinfachung von Bewerbungsverfahren, die Weiterbildung von Ausbildenden und die Sensibilisierung der betrieblichen Mitbestimmung für die Ausbildung vor Ort im Betrieb verbessert werden.

„Wir sind als IGBCE gefragt, die Balance zu finden zwischen Moderne und Tradition genauso wie zwischen sozialpartnerschaftlichem Handeln und hartem Durchsetzen unserer Interessen und Forderungen“, unterstrich Harald Sikorski mit Blick auf die Anträge und die gefassten Beschlüsse. Am Ende einer lebendigen Konferenz standen zahlreiche neue Ideen, um die gewerkschaftspolitische Arbeit der kommenden vier Jahre in Bayern voranzubringen. Das Fazit aller Delegierten: Es war ein gelungener letzter Zwischenschritt vor dem Gewerkschaftskongress im Oktober.