Vor Ort

Baden-Württemberg

Viel Politik, viele Emotionen

Text Axel Stefan Sonntag – Fotos Dietrich Bechtel/Axel Stefan Sonntag

Auf der achten ordentlichen Landesbezirksdelegiertenkonferenz der IGBCE Baden-Württemberg bestimmten die rund sechzig Delegierten ihr Zukunftsprogramm. Zugleich verabschiedeten sie Frank Heßler aus seiner aktiven Hauptamtlichkeit.

In Karlsruhe ebnete die Landesbezirksdelegiertenkonferenz den Weg dafür, dass der Gewerkschaftskongress in Hannover viele Anträge aus dem Südwesten diskutieren wird.

Engagiert debattierten die Delegierten die Anträge. und tauschten in den Pausen ihre Meinungen dazu aus. Sie lobte die überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität der Pharma-Beschäftigten im Südwesten: Landesbezirksleiterin Catharina Clay.

Das sind eure Anliegen und nicht das, was wir uns an Themen überlegt haben“: Mit diesen Worten lobte Gewerkschaftssekretär Kai Königshausen den Input von 98 Anträgen, die basisdemokratisch entstanden waren und der achten ordentlichen Landesbezirksdelegiertenkonferenz der IGBCE Baden-Württemberg vorlagen. Darunter war beispielsweise, den Frauenanteil in den betrieblichen und gewerkschaftlichen Strukturen zu erhöhen und vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und dem Einzug der künstlichen Intelligenz eine Qualifizierungsoffensive zu fordern.

Weiterhin will der Landesbezirk die Pharmaindustrie im Land als Schlüsselindustrie einstufen. 22 Prozent der deutschen Pharma-Beschäftigten arbeiten im Südwesten. „Die Innovationskraft der hier tätigen Menschen mitsamt ihrer überdurchschnittlichen Arbeitsproduktivität zeigt, wie sehr das Land von dieser Schlüsselbranche profitiert“, betonte Landesbezirksleiterin ­Catharina Clay.

Transformation sozial gerecht

Im „politischen Zukunftstalk“ zur Transformation mahnte Birgit Biermann, stellvertretende Vorsitzende der IGBCE, dazu, dass die Unternehmen nicht die alleinigen Gewinner und die Beschäftigten nicht die alleinigen Verlierer des Wandels sein dürften. Auf die Frage, warum Transformation im Koalitionsvertrag zwar vorkomme, aber nicht in Verbindung mit sozial, stellte Andreas Stoch fest: „Für uns sind Transformationsprozesse immer sozial, das kann gar nicht anders gehen.“

„Ich möchte mitgenommen werden und mich keinem Wandel stellen, den sich irgendjemand überlegt hat“, wünschte sich Emily Mayer, Vorsitzende der Bezirksjugend Mannheim.

Die „Informations- und Geschenkestraße“ mit einer Vielzahl an Ständen.

Im „politischen Zukunftstalk“ diskutierten (von rechts): Andreas Stoch (MdL, SPD), Emily Mayer (Bezirksjugend Mannheim), Kim Klass (Betriebsrätin Roche), Catharina Clay (Landesbezirksleiterin), Birgit Biermann (stellvertretende IGBCE-Vorsitzende) und Björn Sucher (Hauptgeschäftsführer Arbeitgeberverband Chemie).

Großer Dank an Frank Heßler

Nach so viel Politik wurde es am Ende ziemlich emotional: Landesbezirksleiterin Catharina Clay verabschiedete nach 35 Jahren Hauptamtlichkeit ihren Stellvertreter Frank Heßler. Zielstrebig und hartnäckig, aber immer mit viel Anerkennung und Respekt sei sein Arbeitseinsatz gewesen, insbesondere bei Tarifverhandlungen.

„Für dich war die Gewerkschaft keine Organisation, sondern im besten Sinne des Wortes eine Wertegemeinschaft, bei der das menschliche Miteinander immer ganz oben stand“, dankte sie ihm. Spätestens, als das Plenum im Stehen Heßler lange und anerkennend applaudierte, zeigte er sich von seiner emotionalen Seite. „Nehmt die vielen positiven Dinge aus dem Alltag mit, um die manchmal vorkommenden negativen überlagern zu können“, riet der Gewerkschafter seinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen und endete mit „Ein herzliches Dankeschön!“. Wer ihn kennt, weiß, dass dies für ihn keine dahergesagte Floskel ist. „Is’ so“, würde Frank jetzt spontan zustimmen.