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Chemiegipfel: Ein Schulterschluss für die Zukunft

Einig für NRW: Patrick Wendeler, Vorstandsvorsitzender von en2x, NRWs designierter IGBCE-Landesbezirksleiter Thomas Meiers, NRW-Wirtschafts- und -Energieministerin Mona Neubaur sowie Evonik-Arbeitsdirektor Thomas Wessels (von links).

Foto: IGBCE

Es ist ein symbolträchtiger Moment, als sich in Düsseldorf Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Industrie und Gewerkschaft die Hand reichen. Auf dem zwölften Chemiegipfel in Nordrhein-Westfalen wird ein neues Kapitel für das industrielle Herz des Landes aufgeschlagen: Mit dem Chemie- und Raffineriepakt NRW bekennen sich alle Partner zu einer gemeinsamen Zukunftsstrategie für die energieintensive Branche.

Aufbruchstimmung trotz Druck

Der große Sitzungssaal im Wirtschaftsministerium ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Hier treffen die Sorgen und die Hoffnungen einer Schlüsselindustrie aufeinander. Sowohl die chemische Industrie als auch die Raffineriewirtschaft in Nordrhein-Westfalen stehen unter Druck – hohe Energiepreise, internationale Unsicherheiten und der Umbau hin zu einer klimaneutralen Produktion fordern Unternehmen wie Beschäftigte gleichermaßen heraus.

Doch an diesem Tag dominiert Aufbruchsstimmung. NRWs Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur spricht von einem „wichtigen Schritt in schwierigen Zeiten“. Es gehe darum, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und zugleich den Klimaschutz voranzubringen. „NRW kann Industrieland bleiben und seine Klimaziele erreichen – wenn Politik, Industrie und Gewerkschaften gemeinsam handeln“, sagt sie.

Jetzt brauchen wir Rahmenbedingungen, die uns wieder auf die Erfolgsspur bringen.

Thomas Meiers,
Leiter der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen

Chemie ist Wohlstandsmotor

Auch die IGBCE steht fest an der Seite der Beschäftigten. Thomas Meiers, Leiter der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen, betont, dass die Branche nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozialpolitisch von großer Bedeutung ist. „Die chemische Industrie ist ein Wohlstandsmotor für unser Land. Jetzt brauchen wir Rahmenbedingungen, die uns wieder auf die Erfolgsspur bringen – von wettbewerbsfähigen Energiepreisen bis zu einer Reform des EU-Emissionshandels. Gemeinsam mit unseren Betriebsrätinnen und Betriebsräten sind wir bereit, Zukunft zu gestalten.“

Der neue Pakt ist mehr als eine politische Absichtserklärung. Er enthält konkrete Maßnahmen: Ein Industriestrompreis ab 2026 soll Energie bezahlbarer machen, Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt und der Aufbau eines Wasserstoffnetzes soll vorangetrieben werden. Auch der Schutz vor sogenanntem Carbon Leakage – der Abwanderung von Produktion ins Ausland – steht auf der Agenda. Für die Industrieverbände ist das ein wichtiges Signal. Der VCI NRW und der Verband en2x sprechen von einem notwendigen Schritt, um wieder Planungssicherheit zu schaffen. Die Raffinerien, so Patrick Wendeler von en2x, seien „ein zentraler Bestandteil industrieller Wertschöpfung und nationaler Versorgungssicherheit“.

Gemeinsam gestalten

Am Ende des Tages steht vor allem eines: das Bekenntnis, die Transformation gemeinsam zu gestalten – wirtschaftlich stark, sozial abgesichert und ökologisch verantwortlich. Der Chemiegipfel zeigt, dass der Schulterschluss zwischen Politik, Industrie und Gewerkschaften mehr ist als Symbolik. Er ist ein Versprechen, das Chemieland Nordrhein-Westfalen fit für die Zukunft zu machen.

Hannover

Delegierte aus NRW bestimmen den Kongress mit

Brachte ihre Themen ein: die Delegation aus Nordrhein und Westfalen beim Gewerkschaftskongress im Oktober in Hannover.

Foto: Nicole Strasser

Marl

Azubi-Power im Chemiepark

Ende September kamen über 600 Auszubildende zur ersten Verbundausbildungsversammlung aller Gesellschaften im Chemiepark Marl zusammen – ein Format, das künftig regelmäßig stattfinden soll. „So viele Azubis auf einmal habe ich hier seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen“, freute sich Ralf Ißleib, Ausbildungsleiter der Syneqt GmbH. Erstmals tagten alle Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) der Verbundausbildung gemeinsam – ein unternehmensübergreifendes Treffen, das in dieser Form bundesweit einzigartig ist und eindrucksvoll zeigte, wie eng Ausbildung und Mitbestimmung in Marl zusammengehören.

Vertreten waren JAVen zahlreicher Gesellschaften darunter Evonik Herne/Witten, Evonik Oxeno, Evonik Logistic Services, Synthomer Deutschland GmbH, Sasol Germany GmbH, Vestolit GmbH und Stockhausen Superabsorber GmbH. Die Vielfalt macht deutlich: Der Chemiepark Marl befindet sich im Wandel. Mit neuen Strukturen, etwa durch die Gründung der Syneqt GmbH als Infrastrukturdienstleisterin, verändern sich auch Zuständigkeiten in der Ausbildung. Die Kooperation in der Verbundausbildung gewinnt dadurch immer mehr an Bedeutung.

Cihat Koymali hob hervor, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen JAVen, Ausbildungsleitung und Betriebsräten sei: „Die Sozialpartnerschaft ist der Schlüssel, um pragmatische und zukunftsorientierte Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu finden“, ist sich der IGBCE-Gewerkschaftssekretär aus dem Bezirk ­Recklinghausen sicher.

Die Idee für die Versammlung entstand am runden Tisch der JAVen. Künftig soll sie zweimal jährlich stattfinden – als klares Bekenntnis zu Mitbestimmung, Zusammenarbeit und gelebter Sozialpartnerschaft.