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Vor Ort: Nord

Foto: DGB/Jelca Kollatsch

3 Fragen an …

Mehrdad Payandeh

Der scheidende Vorsitzende des DGB-Bezirks Niedersachsen Bremen Sachsen-Anhalt.

Was waren die wichtigsten Themen in deiner Amtszeit?

Politisch haben wir Gewerkschaften gerade in herausfordernden Zeiten viel bewegt. Wir haben mit dem Vorschlag eines Investitionsfonds (NFonds) in der Pandemie eine Debatte über Investitionen angestoßen. Die Gründung der Landeswohnungsgesellschaft oder aktuell das Tariftreue- und Vergabegesetz, das bei öffentlichen Aufträgen Gute Arbeit sichern wird, zeigen, dass wir immer konkrete Vorschläge einbringen, um die Probleme in Niedersachsen im Interesse der Menschen zu lösen. Die Corona-Krise war für die Beschäftigten eine Zäsur und riesige Herausforderung. Der Schutz unserer Kolleginnen und Kollegen stand an erster Stelle, gleichzeitig mussten wir uns dafür engagieren, dass die Gesellschaft weiter zusammensteht und letztlich gestärkt aus der Krise hervorgehen kann. Diese Zeit war sicherlich die prägendste Erfahrung der vergangenen acht Jahre.

Worin siehst du die größten Herausforderungen für deine Nachfolge?

Ich bin mir sicher, dass mein Nachfolger ein starker DGB-Vorsitzender sein wird. Er wird eine durchsetzungsstarke Stimme der Gewerkschaften für Gute Arbeit, soziale Sicherheit und eine starke und weltoffene Gesellschaft sein. Denn darauf kommt es jetzt an: Unsere Demokratie steht massiv unter Druck. Vieles, wofür Gewerkschaften stehen, wird angegriffen oder diskreditiert. Unsere klare Haltung für eine offene, solidarische und gerechte Gesellschaft werden wir nicht aufgeben. Gewerkschaftliche Errungenschaften lassen wir uns nicht nehmen. Und wir werden weiterhin mit viel Engagement für einen starken Industriestandort eintreten, für mehr Tarifbindung streiten und Gute Arbeit voranbringen.

Wir erleben gerade vermehrt, dass Arbeitgeber Tarifflucht begehen oder wie im Fall CR3 M. Hermsen Tarifverhandlungen rundweg ablehnen. Wie sollte die Politik den Kampf um Tarifverträge in den IGBCE-Branchen unterstützen?

Die Zahl der Beschäftigten, die tarifvertraglichen Schutz genießen, ist seit Jahren rückläufig. Viele Arbeitgeber stehlen sich aus der gesellschaftlichen Verantwortung und begehen Tarifflucht im Bereich der IGBCE kann man Adidas als abschreckendes Beispiel nennen. Die Tarifautonomie wird so zulasten der Beschäftigten ausgehöhlt. Die finanziellen Auswirkungen sind heftig. Die durch Tarifflucht verursachten sozialen und ökonomischen Negativfolgen darf man den Arbeitgebern schlicht nicht länger durchgehen lassen. Die Politik ist jetzt gefragt: Wirksame Tariftreue- und Vergabegesetze ohne Ausnahmeregelungen sind natürlich von zentraler Bedeutung. Aber wir brauchen darüber hinaus einen bundesweiten Aktionsplan, um sicherzustellen, dass bei der Auf- oder Abspaltung von Unternehmen bestehende Tarifverträge bis zu einer neuen Vereinbarung fortgelten und Branchentarifverträge leichter allgemein verbindlich erklärt werden können. Gute Arbeit ist ein zentraler Eckpfeiler für eine starke Demokratie und gelebte ­Beteiligung.


Hannover

Chemieindustrie langfristig stärken

Vertreterinnen und Vertreter von IGBCE und Arbeitgeberverband ChemieNord sowie Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (4. v. r.).

Foto: Niedersächsisches Wirtschaftsministerium

Krisenstimmung in der Chemieindustrie: Auch im Norden sehen sich viele Unternehmen in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Insbesondere die energieintensive Grundstoffindustrie verzeichnet starke Produktionsrückgänge und eine Kapazitätsauslastung von zuletzt nur 72 Prozent. Aus diesem Grund haben IGBCE-Landesbezirk und Arbeitgeberverband ChemieNord mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne Positionen erarbeitet, um die Wettbewerbsfähigkeit der Chemieindustrie langfristig zu stärken und die Arbeitsplätze zu erhalten.

Das Positionspapier wurde am 27. Oktober auf dem Chemiegipfel der Niedersächsischen Landesregierung präsentiert. „Produkte, die wir hier nachhaltiger herstellen als anderswo, müssen auch bei uns produziert werden“, sagte Landesbezirksleiter Ralf Becker, der die Interessen der Betriebsräte und der Beschäftigten der Branche vertrat. „Das muss auch für die Grundstoffindustrie gelten.“

Hannover

Engagiert auf dem Kongress

Foto: Nicole Strasser

„Das Richtige tun! Klar. Stark. Solidarisch“: Unter diesem Motto diskutierten die Delegierten des Landesbezirks Nord auf dem Gewerkschaftskongress der IGBCE im Oktober in Hannover Hunderte Anträge und vertraten dabei die Interessen der Mitglieder und der Betriebe aus ihrer Region.

Hannover

Chemietarifrunde: Mitglieder gefragt

Höhere Einkommen und bessere Möglichkeiten der Beschäftigungssicherung: Mit dieser Empfehlung eröffnete der IGBCE-Hauptvorstand am 3. November die Tarifrunde 2026. Startschuss für die Diskussion der Mitglieder auch in norddeutschen Betrieben: Was wollen wir? Was ist angemessen?

Dass der drittgrößte deutsche Industriezweig in Schwierigkeiten steckt, sei allen sehr bewusst, sagt Rafael Freund, Betriebsrat bei Forbo Siegling und Mitglied der Bundesbegleitkommission Chemie. Aber die Forderung nach einer an die Inflation angepassten Einkommenserhöhung sei richtig. „In Politik und Betrieben wurden gravierende Fehler gemacht. Die Zeche dürfen nicht allein die Beschäftigten tragen.“

Aus den Wünschen aus den Betrieben formuliert die Tarifkommission Nord ihren Forderungsbeschluss, bevor am 16. Dezember die Bundestarifkommission die endgültige Forderung für die Tarifrunde beschließt. Die regionalen Verhandlungen finden dann am 20. Januar 2026 statt. Kommt es hier zu keiner Einigung, treffen IGBCE und Arbeitgeber Anfang Fe­bruar auf Bundesebene aufeinander. Die erste Bundestarifverhandlung wäre am 3. und 4. Februar in Hannover.

Hannover

Viele Ausbildungsplätze unbesetzt

Foto: Cordula Kropke

Mit 1.106 neu angebotenen Ausbildungsplätzen haben die norddeutschen Chemie- und Pharmaunternehmen ihren Rekord aus dem Vorjahr um 27 Plätze nur knapp verfehlt. Alarmierend ist jedoch, dass mehr als jeder zehnte Platz, wie schon in den Vorjahren, nicht besetzt werden konnte.

Unverständlich angesichts des Fachkräftemangels in diesen Branchen und der erheblichen Zahl an Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden, meint Timo Bergmann, im IGBC-Landesbezirk zuständig für Ausbildung. Er kritisiert, dass Arbeitgeber dies mit „mangelnder Ausbildungsreife“ begründeten und trotzdem Unterstützungsangebote der Bundesagentur für Arbeit wie „ASA flex“, kurz für „Assistierte Ausbildung flexibel“, kaum in Anspruch nähmen.

Die „Assistierte Ausbildung flexibel“ bietet Nachhilfe, Unterstützung bei sprachlichen oder persönlichen Problemen und bei Schwierigkeiten mit dem Ausbildungsbetrieb. Mehr noch: Viele Unternehmen haben ihre eigenen Unterstützungsangebote für die Auszubildenden heruntergefahren. „Es gibt heute weniger Ausbilder und weniger Werkunterricht als vor zwanzig Jahren“, kritisiert Bergmann.

Schwerin/Hannover

Große Einigkeit

Foto: DGB

Eine starke Industrie, moderne Häfen und bezahlbare Energie: Die norddeutschen Landesregierungen und die Gewerkschaften verfolgen gemeinsam das Ziel, Norddeutschland als Industriestandort zu stärken. Das konstatierten die norddeutschen Ministerpräsidentinnen und -präsidenten bei ihrem Treffen mit IGBCE und weiteren DGB-Gewerkschaften in Schwerin am 18. September. „Viele unserer Unternehmen stehen aufgrund der Wirtschaftskrise und der zu hohen Energiepreisen unter Druck“, sagt Petra Adolph, stellvertretende IGBCE-Landesbezirksleiterin. „Damit unser Standort eine Zukunft hat, brauchen wir klare Investitionsprogramme für den Norden: Das Infrastruktur-Sondervermögen bietet die dafür nötige Grundlage.“

Hannover

Bildung im Norden

Lernen vor Ort: Der Landesbezirk bietet vielfältige Seminare sowie spannende Themen für den Bildungsurlaub an. Das Angebot reicht von Betriebsratsseminaren und Tarifführerschein über Arbeits- und Gesundheitsschutz im Betrieb bis KI in Lebens- und Arbeitswelt.

Hannover

Mitglieder geehrt

Foto: Rolf Orlowski

Rund dreißig Kolleginnen und Kollegen hat der Bezirk Hannover am 29. September auf seiner Jubilarsfeier für Jahrzehnte der Mitgliedschaft und des Engagements ausgezeichnet. Dazu gehörten Waltraut Hannig und Wilfried Schrader, die für 75 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden. In ihrer Rede betonte die stellvertretende Landesbezirksleiterin Petra Adolph die Treue zur Gewerkschaft, auch in schlechten Zeiten, die hinter diesen Jubiläen stehe. Gerade aktuell brauche es „Menschen mit Rückgrat, mit dem festen Glauben daran, dass Solidarität mehr ist als ein Wort“.

Hamburg

41. Neujahrsempfang

Foto: Cordula Kropke

Der Landesbezirk Nord lädt seine Mitglieder zum 41. Neujahrsempfang am 17. Januar 2026 ab 9 Uhr ins Bürgerhaus Hamburg-Wilhelmsburg ein. Mit dabei: der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis und der Landesbezirksleiter Ralf Becker, die das vergangene Jahr Revue passieren lassen und einen Ausblick auf die aktuellen Herausforderungen geben.