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Adidas
2. Liga statt Champions-League
Teamplay geht anders: Mit dem Ausstieg aus der Tarifbindung hat der Konzern ein grobes Foulspiel gegen seine Beschäftigten begangen.
Foto: Picture Alliance/dpa | Fredrik von Erichsen
Mit Adidas ist erstmals ein Industriekonzern aus dem Leitindex Dax aus der Tarifbindung ausgestiegen. Zum 1. September hat der Sportartikelriese aus Herzogenaurach den Flächentarifvertrag für die Schuh- und Sportartikelindustrie verlassen, indem er seine Mitgliedschaft im Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) von einer ordentlichen zu einer Mitgliedschaft ohne Tarifbindung geändert hat. Ein grobes Foul gegen die eigene Belegschaft.
Das nimmt die IGBCE nicht einfach hin: „Wir werden nicht akzeptieren, dass ihr bei der Entwicklung eurer Löhne und Arbeitsbedingungen künftig komplett der Willkür des Managements ausgesetzt seid. Wir werden alles uns Mögliche tun, um euch zurückzubringen unter den Schutz und die Sicherheit eines Tarifvertrags“, schreiben Sabrina Emrich und Frieder Weißenborn aus der Verhandlungskommission in einem Brief an die bei Adidas beschäftigten IGBCE-Mitglieder.
Konkret bedeutet das: Die IGBCE hat den Adidas-Vorstand zu Haustarifverhandlungen zunächst für die Standorte Uffenheim und Scheinfeld (einschließlich Langensteinach) aufgefordert. Eine Tarifkommission für Haustarifverhandlungen wurde bereits gewählt, die Forderung übermittelt. Sie sieht im Kern vor: Die Entgelttabelle für die Adidas AG soll sich um sieben Prozent erhöhen, mindestens jedoch um 200 Euro. Für die Entgeltgruppen 3 und 4 sollen zusätzliche Entwicklungsstufen eingerichtet werden, um langjährige Berufserfahrung angemessen wertzuschätzen. Außerdem sollen IGBCE-Mitglieder einen zusätzlichen freien Tag als Bonus erhalten. Dem Adidas-Vorstand wurde zur Reaktion eine Frist bis Ende November gesetzt. Sollte das Management die gesetzte Frist verstreichen lassen und die Forderung nach Aufnahme von Tarifverhandlungen ignorieren, wird die IGBCE den Druck auf das Unternehmen Schritt für Schritt erhöhen.
Die IGBCE-Verhandlungskommission kritisiert, dass die Beschäftigten unter Wert bezahlt werden – auch weil sich der weltweit agierende Konzern bei bisherigen Tarifrunden stets erfolgreich hinter den kleinen Mittelständlern im Arbeitgeberverband weggeduckt habe. „Ihr verdient ein Entgeltsystem mit Champions-League-Anspruch“, heißt es in dem Schreiben an die Mitglieder. „Was ihr stattdessen bekommt, ist höchstens 2. Liga.“
Viele Beschäftigte in Logistik und Musterproduktion sind seit Jahren in niedrigen Lohngruppen gefangen. Obwohl ihre langjährige Erfahrung entscheidend ist für das Ansehen und auch den Erfolg des Konzerns, gibt es für sie kaum Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Einen regulären Rechtsanspruch, ein Vertragswerk, auf das sich die Beschäftigten verlassen können, besteht ohne Tarifvertrag nicht. Denn Tarifverträge sind kein Selbstzweck, sie stehen für Transparenz, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit und Gleichberechtigung in der Arbeitswelt.
Pharmadialog
Stärkung der Gesundheitsindustrie
Treffen im Kanzleramt: Auftakt zu einem ressortübergreifenden Dialogprozess.
Foto: Bundesregierung
Deutschland soll nach Plänen der Bundesregierung als Pharma- und Medizintechnikstandort attraktiver werden. Anfang November fand deshalb im Bundeskanzleramt ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden statt. Es soll den Auftakt zur Entwicklung einer Pharma- und Medizintechnikstrategie bilden. Mit dabei war auch der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. „Wir begrüßen, dass die Bundesregierung jetzt Tempo machen will bei Ausbau und Stärkung der Gesundheitsindustrie“, kommentiert er im Anschluss an das Treffen. Die Branche gehöre zu den wenigen Zukunftsindustrien, bei denen Deutschland im internationalen Wettlauf noch gut im Rennen liege. Der Fokus dürfe aber nicht allein auf Hochtechnologie und Forschung liegen. Vassiliadis: „Wir müssen auch die Produktion von Standardmedikamenten und -wirkstoffen stärken.“
Landesbezirke
und 40 Bezirke – so ist die IGBCE ab dem 1. Januar 2026 aufgebaut. Dann nämlich verschmelzen die Landesbezirke Nordrhein und Westfalen zum neuen Landesbezirk Nordrhein-Westfalen. Und auch auf Bezirksebene bündelt die Organisation im Osten der Republik ihre Kräfte neu: Die Bezirke Dresden-Chemnitz und Leipzig fusionieren zum neuen Bezirk Sachsen; der Bezirk Halle-Magdeburg wird in Bezirk Sachsen-Anhalt umbenannt.
Tarifrunde Feinkeramik
Kein Bonus –
kein Abschluss
Die Tarifkommission diskutiert.
Foto: Guido Bergmann, IGBCE
Ohne Ergebnis ist Mitte November die zweite Tarifverhandlung für die 18.000 Beschäftigten der feinkeramischen Industrie vertagt worden. Zwar sei das von der Arbeitgeberseite vorgelegte Angebot noch nicht ausreichend gewesen, biete aber eine vernünftige Diskussionsgrundlage für eine dritte Verhandlung, erklärte der Verhandlungsführer der IGBCE, Moritz Hautmann. Knackpunkt der Gespräche war der von der Gewerkschaft geforderte Mitgliederbonus.
„Für uns ist klar: Der Bonus muss kommen. Das ist Kern unserer Forderung und entscheidend für unsere Mitglieder“, betonte Hautmann. Das hätten auch die Gespräche in den Betrieben sowie eine breit angelegte digitale Umfrage unter den Beschäftigten der Branche gezeigt. Bislang führe die Arbeitgeberseite aber nur Bedenken gegen den Mitgliederbonus an.
Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Vergütungen um sechs Prozent sowie einen Bonus exklusiv für IGBCE-Mitglieder. Die dritte Verhandlungsrunde findet am 21. Januar 2026 statt. Bis dahin wird die IGBCE mit tariflichen Aktionen den Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöhen.