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Münster

Beschäftigte bei Haupt Pharma Münster setzen Zeichen

Arbeitgeber verweigert Anerkennung der Sozialpartnerschaft. Beschäftigte reagieren mit Warnstreiks.

Fotos: Bezirk Nordwestfalen (3)

Bei Haupt Pharma Münster herrscht seit Wochen Stillstand am Verhandlungstisch. Die Tarifverhandlungen zwischen der IGBCE und dem Pharma-Auftragsfertiger, der rund 250 Beschäftigte am Standort Münster zählt, stecken fest. Vor allem ein Punkt sorgt für Unmut: Der Arbeitgeber verweigert eine klare Anerkennung der IGBCE-Mitgliedschaft und zeigt bislang kein ernsthaftes Bekenntnis zur gelebten Sozialpartnerschaft.

Als Reaktion haben die Beschäftigten bereits zweimal zum Mittel des Warnstreiks gegriffen: Am 1. September legten sie für vier Stunden die Arbeit nieder, am 11. September folgte ein ganztägiger Ausstand. Die Signale aus Münster sind eindeutig – die Belegschaft steht geschlossen hinter ihren Forderungen.

„Die Kolleginnen und Kollegen kämpfen nicht nur für faire Bezahlung, sondern auch für Respekt, für Anerkennung und für eine klare Haltung zur Mitbestimmung. Ohne Bonus – ohne uns“, betont Christian Gronau, Verhandlungsführer der IGBCE. Auch Thomas Krug, Betriebsratsvorsitzender, Aufsichtsratsmitglied und Mitglied der Tarifkommission, macht deutlich, dass die Geduld der Beschäftigten erschöpft ist: „Wir erleben hier eine Blockadehaltung, die der Realität im Betrieb nicht gerecht wird. Die Beschäftigten leisten tagtäglich hervorragende Arbeit – sie verdienen mehr als leere Worte.“

Haupt Pharma Münster gehört seit einigen Jahren zur Aenova-Gruppe, einem der größten Pharma-Auftragshersteller Europas. Ursprünglich aus dem Pfizer-Konzern hervorgegangen, zählt das Unternehmen mit Sitz in Starnberg zu den zehn größten Pharma-Auftragsfertigern weltweit. Zuletzt hatte die Aenova-Gruppe einen Eigentümerwechsel erlebt: Sie wurde von der Kühne Holding AG übernommen. Unternehmer Klaus-Michael Kühne hält hier die Mehrheit – neben seinen Beteiligungen an Hapag-Lloyd, der Lufthansa und Brenntag. Mit dieser Übernahme war die Hoffnung verbunden, dass endlich stabile tarifliche Strukturen bei Haupt Pharma einkehren. „Leider zeigt der aktuelle Arbeitskampf, dass diese Hoffnung bislang enttäuscht wird“, sagt Krug. Nach einem ersten Gespräch mit dem neuen CEO Dominik de Daniel sei der Eindruck entstanden, dass die Holding eine sozialpartnerschaftlich andere Linie fahre – als den dringend nötigen tarifpolitischen Fortschritt für Münster zu verweigern.

Die IGBCE fordert den Arbeitgeber daher auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und sich klar zu einer echten Sozialpartnerschaft zu bekennen. Für die Beschäftigten steht fest: Sie sind bereit, weiter Druck zu machen, bis Respekt und Anerkennung nicht nur in Worten, sondern auch in verbindlichen Tarifregelungen verankert sind.

Marl

Laufen für die Bunabären: Chemiepark spendet Geld

Ehrenamt ist unbezahlbar: Teilnehmende am „Standort in Bewegung“ erlaufen hohe Spendensumme für Inklusionsinitiative.

Foto: Bezirk Recklinghausen

Marl, Ende August. Auf der Wiese am Chemiepark sind die letzten Pfützen längst getrocknet, doch die Erinnerung an das Lauffest im Mai ist noch frisch. Denn am 22. August wurde es offiziell: 12.229 Euro aus dem Benefizlauf „Standort in Bewegung“ gingen an die Specialhockey-Abteilung des VfB Hüls – die Bunabären.

Als Klaus Terheyden, stellvertretender Bezirksleiter der IGBCE Recklinghausen, gemeinsam mit Vertrauensleuten und Auszubildenden des Chemieparks Marl den symbolischen Scheck übergab, war die Freude groß. „Die Bunabären leisten wertvolle Arbeit für echte Inklusion im Sport – genau das wollen wir mit ‚Standort in Bewegung‘ fördern“, sagte Terheyden. Für ihn war es eine Premiere in der neuen Rolle als hauptamtlicher Gewerkschafter: „Mich hat beeindruckt, wie viele helfende Hände dieses Fest möglich machen. Auch wenn es zu Beginn kräftig geregnet hatte, war es ein tolles Lauffest. Dafür möchte ich mich im Namen der IGBCE bedanken.“

„Ehrenamt ist unbezahlbar“
Auch Marls Bürgermeister Werner Arndt, seit 16 Jahren Stammgast, würdigte das Engagement: „Es ist eine der größten Charity-Veranstaltungen in unserer Region. Besonders freut es mich, dass inklusiver Sport im Einzugsgebiet des Chemieparks gefördert wird. Ehrenamt – sei es bei den Bunabären oder bei den Vertrauensleuten ist unbezahlbar.“ Für Carsten Plänker, der die Spende stellvertretend entgegennahm, war die Übergabe ein bewegender Moment: „Ein ganz großes Dankeschön an die IGBCE. Wir machen hier ein Herzensprojekt, und diese Unterstützung zeigt uns, dass unsere Arbeit gesehen und geschätzt wird.“

Rückblick auf ein Familienfest
Die Spende stammt aus der 22. Auflage des Laufs im Mai. Hunderte Kolleginnen und Kollegen trotzten dem Regen, drehten ihre Runden und bewiesen: Solidarität lässt sich laufen. Besonders sportlich tat sich Ebutalip Bozan hervor, der mit 54 Runden beinahe einen Halbmarathon absolvierte – ein Sinnbild für Einsatzbereitschaft. Doch „Standort in Bewegung“ war mehr als ein Lauf-event. Auf dem Gelände präsentierte die Werkfeuerwehr ihre Einsatztechnik, Kinder übten Löschangriffe oder probierten Gabelstaplerfahren aus, und Aktionen wie Kinderschminken oder Menschenkicker sorgten für gute Laune. „Wir sind wettererprobt – und bereit. Es ist nicht nur ein Lauf, sondern auch ein Familienfest und ein Wiedersehen für viele unserer Kolleginnen und Kollegen“, sagte Bezirksleiterin Verena Gärtner.

Ein starkes Signal
Mit dem Spendenerlös unterstützen die Beschäftigten im Chemiepark Marl ein Projekt, das Kindern und Jugendlichen mit geistiger Beeinträchtigung eine sportliche Heimat gibt. Für die IGBCE und ihre Vertrauensleute ist es ein klares Bekenntnis: Solidarität endet nicht am Werkstor. „Standort in Bewegung“ bleibt damit weit mehr als ein Laufspektakel – es ist ein Statement für Gemeinschaft, gelebte Inklusion und die Kraft des Ehrenamts in unserer Region.