Vor Ort

Nordost

Bock auf mehr Sichtbarkeit

Text Karin Aigner

Auszubildende wollen ernst genommen werden und brauchen eine klare Perspektive für die Zukunft. Die Jugendarbeit in Nordost setzt richtungsweisende Signale für die jungen Menschen.

Im August und im September sind im Landesbezirk 1.622 Jugendliche in allen Branchen in ihre Ausbildungen gestartet. Die Entwicklung ist stabil, aber es gibt noch Luft nach oben. Jetzt braucht es Überzeugung – unter der Fragestellung: Wie schaffen wir es, junge Mitglieder zu aktivieren und in unsere Strukturen einzubinden? Mobilisiert durch die politische Weltlage und Krisen, aber auch motiviert durch Erfolge, sendet die Jugend im Landesbezirk Nordost durch ihre Arbeit das deutliche Signal: Wir wollen mehr Mitspracherecht. Wir müssen ­sichtbar werden!

Dazu hat beispielsweise Alexander Kerwel (24), Elektroniker bei der Wacker Chemie AG, Werk ­Nünchritz, JAV-Vorsitzender und Mitglied des Bundesjugendausschusses, eine klare Vorstellung: „Es braucht noch viel Engagement. Denn wir hören zwar immer wieder, dass die Jugend die Zukunft der IGBCE ist. Aber wenn wir zu viel Bestehendes hinterfragen oder Veränderungen anstreben, stoßen wir bei den Älteren häufig auf Widerstand!“ Sein Favorit aus den Leitanträgen für den Bundesjugendausschuss ist der Antrag „Tarifpolitik gestalten“. Das Ziel: starke Forderungen und mehr Jugendmandate in den Tarifkommissionen, um diese dann mit Nachdruck auszugestalten. „Wir müssen zeigen, dass wir als Jugend auch bei den Tarifverhandlungen mitmischen wollen!“, betont ­Alexander Kerwel. Um gewerkschaftliche Themen bei jungen Leuten noch sichtbarer zu machen, ist er auch Teil der IGBCE Young Creators (Siehe Artikel). Sie geben auf Social Media in kurzen Clips Tipps für den Berufsstart, zu Bewerbungen oder zu Job-Fails. Alexander Kerwel ist auf Instagram zu finden unter: alex.kerwel.

Foto: IGBCE

Um die Transformation aktiv vorantreiben zu können, müssen wir uns als Jugend diese Beteiligung einfordern. Dabei dürfen wir laut und unbequem sein.

Alexander Kerwel,
Vorsitzender Bezirksjugendausschuss Dresden-Chemnitz

Foto: privat

Eine zentrale Kraft in der Jugendarbeit ist nicht nur eine stabile Anfängerwerbung, sondern auch die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV), die alle zwei Jahre neu gewählt wird. Die JAV trägt maßgeblich dazu bei, die Auszubildenden mit ihrem Bedarf und ihren Belangen abzuholen und sie bei ihrem Berufseinstieg bestmöglich zu begleiten. Oberstes Gebot dabei sind Teamarbeit und eine starke Gemeinschaft. Eine, die sich seit Jahren dafür einsetzt, ist ­Isabell Moritz (27). Sie ist als Sachbearbeiterin im Labor bei den Leipziger Wasserwerken für die Trinkwasserkontrolle zuständig. Parallel macht sie via Fernstudium ihren Bachelor Professional of Science und ist ehrenamtlich als Vorsitzende für den Bezirksjugendausschuss Leipzig tätig. Die 27-Jährige weiß aus eigener Erfahrung: „Auch als Auszubildende und Auszubildender kann man viel bewegen. Aber nur, wer den Mund aufmacht, kann mitgestalten und Einfluss nehmen auf Betriebe, Politik und Gesellschaft. Die Themen der Jugend müssen gehört werden – in den Betrieben und in der Öffentlichkeit.“

Das stetige Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen in den Bezirken hat in den letzten drei Jahren bereits die Weichen für den Weg in die Zukunft gestellt. Das beobachtet auch Tom Karl, Trainee zum Gewerkschaftssekretär im Landesbezirk Nordost. „Es ist beeindruckend, dass sich immer mehr junge Kolleginnen und Kollegen engagieren“, sagt er. Es zeigt sich, dass wir in der Tat schon einiges besser machen und sicher auch bald anders!“

Foto: privat

Die demografische Ent­wicklung erfordert zügiges Handeln. Nur mit klarem, gemeinsamem Fokus kann sich die gewerk­schaftliche Jugendarbeit zu einer tra­genden Säule der Zukunft entwickeln.

Tom Karl,
Landesjugendsekretär und Trainee