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Branchen & Betriebe
Adidas
„Unsportlich und unsolidarisch“
Kritisiert Adidas’ Austritt: Birgit Biermann, stellvertretende Vorsitzende der IGBCE.
Foto: Stefan Koch
Der Sportartikelhersteller Adidas ist aus der Tarifbindung ausgestiegen: Zum 1. September 2025 hat der Konzern seine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband von einer ordentlichen zu einer Mitgliedschaft ohne Tarifbindung umgewandelt. Das bedeutet, dass ab dem 1. September für die rund 8.000 Beschäftigten des Konzerns keine neuen Tarifabschlüsse mehr gelten.
„Mit dem Austritt aus der Tarifgemeinschaft verlässt Adidas den Pfad von Sozialpartnerschaft und Fairplay“, kritisiert die stellvertretende Vorsitzende der IGBCE, Birgit Biermann, die auch Mitglied im Adidas-Aufsichtsrat ist. „Dieser Schritt ist nicht nur grob unsportlich und unsolidarisch dem eigenen Team gegenüber, Adidas schadet sich damit auch selbst.“ In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels reiche es nicht aus, allein auf die Zugkraft einer Marke zu setzen. „Dieses Unternehmen wird durch die Belegschaft getragen, und die Beschäftigten verlangen Sicherheit, Gerechtigkeit und Verlässlichkeit bei Entgelt, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen – und die gibt es nur mit Tarifvertrag.“
Adidas begründet den Austritt aus der Tarifbindung unter anderem mit der aktuellen Tarifforderung der IGBCE nach einem exklusiven Tarifvorteil für Gewerkschaftsmitglieder. „Wir haben in der IGBCE bereits für mehr als 300.000 unserer Mitglieder Vorteile vereinbart, und für keinen Arbeitgeber war das bislang ein Grund zur Flucht aus dem Tarif“, betont Oliver Heinrich, Tarifvorstand der IGBCE. Die Entscheidung des Adidas-Vorstands sei weltfremd und provokant.
Sportartikel- und Schuhindustrie
Ohne Ergebnis
Sieben Prozent mehr Geld, eine Erweiterung der Entgeltgruppen von acht auf elf, ein Mitgliedervorteil und eine überproportionale Erhöhung der Azubi-Vergütung – das sind die Forderungen der IGBCE in der aktuell laufenden Tarifrunde der Sportartikel- und Schuhindustrie. Bei der zweiten Verhandlung konnten sich Gewerkschaft und Arbeitgeberseite erneut auf kein Ergebnis einigen.
„Das letzte Angebot der Arbeitgeber lag weit unter den Erwartungen und dem Forderungsbeschluss der Tarifkommission“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. Der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) hatte ein Entgeltplus von 2,8 Prozent ab Entgeltgruppe 5 angeboten, zudem eine zusätzliche Entgeltgruppe und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um maximal 100 Euro. Über einen Mitgliederbonus wollte die Arbeitgeberseite zwar diskutieren, aber keinen Abschluss dazu in dieser Runde.
In der Branche arbeiten rund 13.000 Beschäftigte, 8.000 allein bei dem börsennotierten Sportartikelhersteller Adidas, der zum 1. September 2025 aus der Tarifbindung ausgeschert ist. „Unsere Forderungen wären gerade für Adidas finanziell überhaupt kein Problem. Aber der Konzern hat sich aus der Verantwortung als Sozialpartner gezogen“, sagte Weißenborn. Die IGBCE werde weiterhin dafür kämpfen, dass Adidas in die Tarifbindung zurückkehrt.
Energie
„In der Realität angekommen“
Solarmodule und Windräder entlang der Autobahn 44 bei Bedburg.
Foto: Picture Alliance | Jochen Tack
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche hat Mitte September einen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Fazit: Wenn die Energiewende ein Erfolgsmodell bleiben solle, müssten Verlässlichkeit, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Tragfähigkeit der Kosten für den Wirtschaftsstandort ins Zentrum rücken. Reiche schlägt zehn Schlüsselmaßnahmen vor, darunter eine bedarfsgerechte Optimierung des Netzausbaus, eine Überprüfung des angenommenen Energiebedarfs sowie den schnellen Zubau neuer Gaskraftwerke.
IGBCE-Chef Michael Vassiliadis erklärte dazu: „Spät ist die deutsche Energiepolitik endlich in der Realität angekommen. Der Monitoringbericht deckt die Probleme der Energiewende in der Vergangenheit schonungslos auf und zieht die richtigen Schlüsse, um den Umbau künftig systematischer, günstiger und verlässlicher zu machen. Er bestätigt in vielen Teilen unsere langjährige Kritik am Management der Transformation.“ Entscheidend sei, dass aus den Schlussfolgerungen nun auch schnell „konkretes Handeln“ werde.
des deutschen Stromverbrauchs sollen bis 2030 aus erneuerbaren Energien kommen. An diesem seit Jahren definierten Ziel der Energiewende will Wirtschaftsministerin Katherina Reiche festhalten – obschon sie grundsätzlich einen Kurswechsel anstrebt und den Weg zu diesem Ziel anders gestalten will.
Tarifticker
Hohlglasveredelung und -verarbeitung
Die IGBCE-Tarifkommission hat ihre Forderungen für die Verhandlungen in der Hohlglasveredelung und -verarbeitungsindustrie West beschlossen: Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sollen um 1,50 Euro pro Stunde steigen. Die Nachtschichtzulage soll auf 25 Prozent pro Stunde erhöht werden, zwischen 0 und 4 Uhr auf 40 Prozent pro Stunde. Außerdem soll der IGBCE-Mitgliederbonus weiterentwickelt werden. Die rund 2.300 Beschäftigten der Branche verarbeiten und veredeln zum Beispiel Getränkeflaschen, Konservengläser oder Glasleuchten.
BP
In der zweiten Tarifverhandlung für die 1.100 Beschäftigten des Mineralölkonzerns BP haben die Arbeitgeber massive Einschnitte gefordert: Sie wollen, dass die Tarifentgelte im Vergleich zum aktuellen Stand um durchschnittlich zehn Prozent – für den Bereich Retail/Aral sogar um durchschnittlich 25 Prozent – reduziert werden. Die IGBCE-Tarifkommission hat das klar zurückgewiesen. Sie will in der diesjährigen Tarifrunde stattdessen eine zusätzliche Freistellung in Zeit für alle IGBCE-Mitglieder, auch für AT-Beschäftigte, durchsetzen. Außerdem sollen die Tarifentgelte und die Ausbildungsvergütungen so steigen, dass die Kaufkraft aller Beschäftigten abgesichert ist. Die Verhandlungen gehen am 2. Oktober weiter.