News
Vor Ort: Hessen-Thüringen
Wiesbaden
Aufbruch zum Kongress
Alle vier Jahre tagt der Gewerkschaftskongress, das höchste Gremium der IGBCE. So auch in diesem Jahr, vom 19. bis zum 24. Oktober. Mit dabei: eine Delegation aus dem Landesbezirk Hessen-Thüringen. Sie wird unter anderem über eine zweistellige Zahl an Anträgen abstimmen, die von der Landesbezirksdelegiertenkonferenz im Mai an den Kongress weitergeleitet worden sind.
Zur Kongressvorbereitung waren die Delegierten am 23. September zu einem Treffen im Kloster Heydau in Morschen (Nordhessen) eingeladen. Dabei sollten sie sich mit den Abläufen, mit den Höhepunkten sowie den Personalien und den Anträgen aus dem Landesbezirk vertraut machen.
Drei Personen aus Hessen-Thüringen werden bei der Konferenz für den Hauptvorstand der IGBCE kandidieren. Dafür wurden sie von den Bezirksdelegiertenkonferenzen und der Landesbezirksdelegiertenkonferenz nominiert. Zum ersten Mal kandidieren Alexandra Friedrich (B. Braun) aus dem Bezirk Kassel und Marion Palme (Sanofi-Aventis) aus dem Bezirk Rhein-Main. Schon länger dabei ist Hussin El Moussaoui (Evonik) aus dem Bezirk Mittelhessen.
Die beim Kongress beratenen und beschlossenen Anträge bestimmen, wie die Arbeit der IGBCE in den kommenden Jahren aussehen wird. In den Anträgen aus dem Landesbezirk Hessen-Thüringen geht es um Themen wie Kündigungsschutz, Rente, Kranken- und Pflegeversicherung, Kinderbetreuung, Freistellung von Betriebsräten, Angebote für Azubis und junge Beschäftigte, digitale Infrastruktur für ehrenamtliche Gremien, Unvereinbarkeit von Gewerkschaftsarbeit und Funktionen in der AfD und die Tarifpolitik.
Einer der umfangreichsten Anträge beschäftigt sich mit der Zukunft der Pharmaindustrie in Deutschland. Hier wird die IGBCE dazu aufgefordert, sich auf allen politischen Ebenen für die Industrie einzusetzen, und es wird eine Vielzahl von Zielen definiert, die eine zuverlässige, gute Pharmaindustrie sicherstellen sollen.
Frankfurt-Höchst
Neuanfang mit Sudarshan

Im Juli präsentierte Sudarshan-CEO Rajesh Rathi seine Standortpläne.
Foto: Sudarshan-Betriebsrat
Nach einer schweren Zeit blickt der Betriebsrat beim Pigmenthersteller Sudarshan in Frankfurt, der einstigen Pigmentsparte von Clariant, wieder mit Optimismus in die Zukunft.
Nach der Insolvenz der Heubach-Gruppe im April 2024, die die Pigmentsparte erst zwei Jahre zuvor von Clariant gekauft hatte, war im Oktober 2024 bekannt gegeben worden, dass der indische Pigmenthersteller Sudarshan Chemical Industries den Betrieb vom Insolvenzverwalter übernehmen werde. Voraussetzung war der Abbau von rund 150 Arbeitsplätzen. Da viele Beschäftigte das Unternehmen von sich aus verließen, kam es schließlich nur zu 76 betriebsbedingten Kündigungen. „Es war eine grausliche Situation. Viele Tränen flossen, das hat was mit uns gemacht“, berichtet Kai-Uwe Hemmerich, Vorsitzender des Betriebsrats in Frankfurt und des Konzernbetriebsrats. Und dennoch: „Ohne die Übernahme wäre Frankfurt komplett abgewickelt worden.“
Bei einer ersten Betriebsversammlung im Juli präsentierte Sudarshan-CEO Rajesh Rathi seine Pläne für den Standort. „Es ist sehr emotional für mich“, sagte er. „Frankfurt-Höchst ist ein historischer Ort. Hier wurden die Pigmente geboren.“ Unter anderem will er mehrere Millionen Euro investieren. „Ich denke, dass wir in Frankfurt die Zukunft gestalten.“ Äußerst positiv aus IGBCE-Sicht: Der neue Eigentümer ist dem Arbeitgeberverband beigetreten und zahlt Tariflohn. Auch erfreulich: Im Sommer haben 23 neue Azubis in Frankfurt angefangen.
Foto: privat
3 Fragen an …
Dennis Riemann
Was sollte man über dich wissen, wie bist du zur IGBCE gekommen?
Ich komme aus Hofheim im Taunus, bin 33 Jahre alt und stamme aus einem sozialdemokratisch-arbeitnehmerischen familiären Umfeld. Ich habe in Darmstadt und in Gießen Geschichte und Journalistik studiert und war nach dem Studium zwei Jahre lang Jugendreferent im Bezirk Rhein-Main. Anschließend habe ich das Trainee-Programm der IGBCE durchlaufen. Dabei war ich unter anderem im Bezirk Saarbrücken, im Bezirk Schleswig-Holstein, im Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland und in der Abteilung Mitbestimmung und Aufsichtsratsrecht in der Hauptverwaltung. Nach dem Trainee-Programm war ich als Sekretär im Bezirk Ludwigshafen eingesetzt. Seit Juli bin ich Fachsekretär für Gute Arbeit und Demografie im Landesbezirk Hessen-Thüringen.
Wie waren die ersten Monate?
Das war wie ein Nachhausekommen. Die meisten Leute im Landesbezirk kenne ich noch aus meiner Zeit im Bezirk Rhein-Main. Ich bin aktuell in der Einarbeitungsphase für meine Fachthemen und habe mich dazu bereits mit den anderen Fachsekretärinnen und -sekretären für Gute Arbeit und Demografie qualifiziert.
Was machst du als Fachsekretär für Gute Arbeit und Demografie?
Ich unterstütze die Kolleginnen und Kollegen in den Bezirken, wenn es um Arbeitszeitfragen geht, um Schichtarbeit und um die Tarifverträge zu Demografie und moderner Arbeitswelt. Ich bin als Ansprechpartner da, wenn es komplizierter wird. Dazu bin ich in einem guten Austausch mit den Abteilungen „Gute Arbeit und Fachkräftepolitik“ und „Tarifrecht und Gestaltung“ in der Hauptverwaltung.
Darmstadt
Vorbildprojekt

Foto: Wolfgang Lemders
Die Arbeitswelt verändert sich rasant – und wer darin bestehen will, muss sich regelmäßig weiterbilden. Das geht von Anforderungen an der aktuellen Position, um eine neue Aufgabe zu übernehmen, bis hin zur Karriereentwicklung. Doch welche Weiterbildung ist für wen die richtige? Wie schaffen es Mitarbeitende, ihren Bedürfnisse an das Unternehmen zu geben, die sich im neuen digitalen Arbeitsalltag für sie ergeben? In dieser Hinsicht herrscht oft Unsicherheit. Bei Merck helfen seit einiger Zeit speziell ausgebildete Weiterbildungsmentorinnen und -mentoren bei der Suche nach dem richtigen Angebot. Die Idee für das Projekt kam im Sozialpartnerdialog auf, die IGBCE-Vertrauensleute im Betriebsrat haben dann das Konzept zur Umsetzung erstellt. Der Grundgedanke: „Veränderungen betreffen vor allem die Beschäftigten und somit auch deren Führungskräfte“, sagt Andreas Becker, Vertrauensmann und Betriebsratsmitglied bei Merck. „Es geht darum, jemanden zu haben, der ansprechbar ist. Jemanden aus der Mitte der Belegschaft.“ Die Weiterbildungsmentorinnen und -mentoren sollen in den Arbeitsbereichen präsent sein, in denen sie beraten. Vor rund zwei Jahren begannen die ersten ihre Ausbildung durch die IGBCE-Tochter QFC. Merck gehört inzwischen zu den Pionieren zu dem Thema. Und auch andere setzen auf das Konzept. Bei B. Braun schlossen im Dezember 2024 zwanzig Beschäftigte ihre Qualifizierung ab.
Kleinostheim
Sparpläne bei Heraeus Covantics
Die IGBCE und der Betriebsrat bei Heraeus Covantics – auch noch bekannt unter dem alten Namen Quarzglas – kämpfen gegen den Abbau von rund 170 Arbeitsplätzen in Kleinostheim. „Der Erhalt von Arbeitsplätzen in Zusammenarbeit mit der IGBCE und externen Beratern steht an erster Stelle“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Stefan Heilmann. Für die Betroffenen gelte es, die bestmögliche Lösung zu finden. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass einige eine Beschäftigung in anderen Betrieben des Konzerns finden. Noch im Januar, als der neue Bereich durch den Zusammenschluss von Betrieben in Kleinostheim und in Bitterfeld entstand, hatte Heraeus versichert, dass keine Stellen wegfallen sollten. Nun sollen neben den Streichungen in Kleinostheim auch in Bitterfeld siebzig Arbeitsplätze verloren gehen. Das Unternehmen begründet das mit einem Rückgang der Nachfrage.