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Big in Ingelheim
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Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt und vertreibt Arzneimittel für Menschen und Tiere. Das Familienunternehmen gilt als beliebter Arbeitgeber und ist stark in der Region verwurzelt.
Boehringer Ingelheim
Einerseits Familienunternehmen, andererseits ein weltweit agierender Konzern: Boehringer Ingelheim wird mittlerweile in vierter Generation von der Gründerfamilie geführt und ist das größte private Pharmaunternehmen weltweit. Im Jahr 1885 erwirbt Albert Boehringer eine kleine Weinsteinfabrik in Nieder-Ingelheim. Das Unternehmen zählt 28 Beschäftigte. Im Jahr 1895 meldet Boehringer Ingelheim das erste Patent für ein neues Verfahren zur Herstellung von Backpulver auf Milchsäurebasis an. Schon früh liegt dem Firmengründer das Wohl der Beschäftigten am Herzen. Deshalb gründet Albert Boehringer 1902 eine Betriebskrankenkasse für Mitarbeitende. Weitere Sozialleistungen folgen: etwa Werkswohnungen, ein Unterstützungsfonds für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ruhestand oder eine Betriebsrente. Als der Unternehmensgründer im Jahr 1939 stirbt, arbeiten 1.500 Menschen bei Boehringer Ingelheim. In der Nachkriegszeit expandiert das Unternehmen ins Ausland – unter anderem nach Österreich, Spanien, Italien, Brasilien, Japan und in die USA – und wird so zu einem Global Player. Im Jahr 2024 wurden weltweit rund 66 Millionen Patientinnen und Patienten mit Medikamenten von Boehringer Ingelheim versorgt.
Gründung 1885
Rechtsform GmbH
Sitz Ingelheim am Rhein
Eigentümer in Familienbesitz (in vierter Generation)
Geschäftsbereiche Humanpharmazeutika und Tiergesundheit
Investitionen in Forschung (2024): 6,2 Milliarden Euro (23,2 Prozent des Nettoumsatzes)
Gewinn 36,6 Millionen Euro (2023)
Beschäftigte circa 54.500 weltweit (davon mehr als 18.700 in Deutschland)
Arbeitsumgebung
Boehringer Ingelheim ist sowohl im ländlichen Biberach als auch am Stammsitz in Ingelheim eine Institution. Wer „beim Boehringer schaffe geht“, dem stehen manche Türen weiter offen, etwa bei der Wohnungssuche. In Biberach ist Boehringer Ingelheim der größte Arbeitgeber, obwohl in der Umgebung eine sehr hohe Industriedichte herrscht. Außerdem gibt es im Umkreis von fünfzig Kilometern zahlreiche Pharmastandorte, allen voran die Pharmahochburg Ulm. Wenn dort Stellen gestrichen werden, klopfen viele Beschäftigte zuerst bei Boehringer Ingelheim an. Am Hauptsitz in Ingelheim ist die Eigentümerfamilie fest in der Stadt verwurzelt.
Um geeignete Fachkräfte und High Potentials an Rhein und Riß zu locken, bietet das Unternehmen jede Menge Benefits in den Bereichen Gesundheit und Sport, Kinderbetreuung, finanzielle Vorsorge und Weiterbildung. Es gibt zudem eine arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge, die individuell aufgestockt werden kann, Werkswohnungen oder zusätzliche Freistellungstage für pflegende Angehörige.
Die Berufsfelder sind extrem vielfältig: Bei Boehringer Ingelheim arbeiten unter anderem Biolog*innen, Mediziner*innen, Ingenieur*innen, Chemikant*innen, Chemielaborant*innen, Maschinenführer*innen, Projektmanager*innen, Jurist*innen, Marketing- und IT-Fachleute.
Betriebsklima
Die Zufriedenheit der Beschäftigten ist generell groß, die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist lang, die Fluktuation in der Belegschaft eher gering. Wie andere Unternehmen auch, befindet sich Boehringer Ingelheim in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld. Das bedeutet, das bestimmte Vorgaben – etwa beim Umsatz – erreicht werden sollen. Deshalb gibt es immer wieder Bereiche, in denen die Beschäftigten punktuell stärker belastet sind, weil das Arbeitspensum hoch ist oder weil es zu Umstrukturierungen kommt. Mitarbeitende, deren Jobs dadurch wegfallen, werden bei Bedarf qualifiziert und wenn möglich auf andere Arbeitsplätze im Unternehmen vermittelt.
An den Forschungsstandorten sorgen Fachkräfte aus dem In- und Ausland für internationales Flair. Mobiles Arbeiten ist nahezu für alle Beschäftigten möglich, außer im Schichtbetrieb. Eine feste Regelung, wie viel mobil gearbeitet werden darf, gibt es bisher nicht. Die Teams sprechen sich mit ihrer jeweiligen Führungskraft ab. Zuletzt hat die Unternehmensführung allerdings dafür plädiert, dass die Beschäftigten wieder häufiger ins Büro zurückkehren. Das sehen natürlich nicht alle positiv.
Mitbestimmung
Mitbestimmung hat eine lange Tradition bei Boehringer Ingelheim. Die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitnehmervertretungen und dem Unternehmen ist wertschätzend. Es herrscht eine gelebte Sozialpartnerschaft, geschenkt wird einander aber nichts. Es gibt einen Konzernbetriebsrat, fünf Gemeinschaftsbetriebsräte, das Euroforum (europäischer Betriebsrat), mehrere Gesamtbetriebsräte, Vertrauensleutekörper und eine Gesamt-Jugend-und-Auszubildenden-Vertretung (JAV). Zwischen allen Gremien findet ein regelmäßiger Austausch statt.
Es gibt Hunderte Betriebsvereinbarungen zu den unterschiedlichsten Themen. Seit mehr als einem Jahr verhandeln Mitbestimmung und Unternehmensleitung über eine Betriebsvereinbarung zum Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI), denn die Technik soll flächendeckend eingesetzt werden – also in der Produktion, in der Forschung und auch im administrativen Bereich. Viele Beschäftigte sind davon betroffen, was bei den Betriebsräten wiederum Fragen aufwirft. Zum Beispiel: Wie ändern sich die Jobs? Welche Auswirkungen hat es auf die Mitarbeitenden? Was muss in Bezug auf Datenschutz beachtet werden? Noch gibt es diese Vereinbarung nicht, sie ist aber auf der Zielgeraden.
Tarifbindung
Boehringer Ingelheim unterliegt dem Flächentarifvertrag der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Er gilt uneingeschränkt für alle Tarifbeschäftigten. Es gibt eine Öffnungsklausel, die Arbeitnehmerüberlassungen regelt. Außerdem ist es für die Beschäftigten auch möglich, ein Jobrad als normale Entgeltumwandlung und nicht nur über den Zukunftsbetrag zu leasen.
Die Wochenarbeitszeit beträgt für alle Beschäftigten – egal ob tariflich oder außertariflich beschäftigt – 37,5 Stunden. Wenn Überstunden anfallen, können diese abgegolten werden. Es gibt drei Arbeitszeitmodelle: Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit und Schichtarbeit. Letztere ist vor allem in der Produktion notwendig. Es gibt zahlreiche Schichtmodelle – unter anderem Vollkonti, Drei-Schicht-Modell oder Zwei-Schicht-Modell. Weil es auch bei Boehringer Ingelheim generell immer weniger Menschen gibt, die Schicht arbeiten wollen, versucht das Unternehmen seit Jahren, die Schichtarbeit attraktiver zu gestalten, etwa durch neue Schichtmodelle. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Anhebung der Nachtschichtzulage von 20 auf 25 Prozent nach der Chemie-Tarifrunde im Frühjahr 2022. Damals hatte die IGBCE eine Nachtschichtzulage von 20 Prozent verhandelt. Bei Boehringer Ingelheim lag der Nachtzuschlag bereits vor dem Abschluss bei 20 Prozent, deshalb stockte der Arbeitgeber auf 25 Prozent auf.
Zukunftsfähigkeit
Die Pharmabranche hat eine ganz eigene Dynamik: Sie wird sehr stark von Innovationen, Preisregulierungen und im Moment auch durch die Zollpolitik der USA beeinflusst. Der größte Markt von Boehringer Ingelheim sind die USA. Insofern schaut der Konzern ganz genau, wie sich dieser Markt entwickelt. Außerdem verfolgt das Unternehmen neue Strategien, um Produkte deutlich schneller auf den Markt bringen zu können.
Bis 2030 plant Boehringer Ingelheim außerdem, in den Unternehmensabläufen CO₂-neutral zu werden. Der weltweite Anteil des aus erneuerbaren Energien bezogenen Stroms lag 2024 bei 75 Prozent. Am Stammsitz in Ingelheim entstand ein neues Biomasseheizkraftwerk. Pro Jahr können dadurch rund 50.000 Tonnen CO₂ eingespart werden.
In Sachen Fachkräftenachwuchs setzt das Unternehmen auf eine bedarfsgerechte Ausbildung. Diesen Herbst haben 236 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung begonnen. Das Angebot ist breit: 24 Ausbildungsberufe und 15 duale Studienabschlüsse stehen zur Wahl. Nach ihrem Abschluss werden die meisten Ausgelernten übernommen – allerdings zunächst nur auf zwei Jahre befristet.
Das sagt Boehringer Ingelheim
Respekt, Empathie und Vertrauen werden bei Boehringer Ingelheim großgeschrieben. Man investiere gezielt in Forschung, Standorte und Mitarbeitende. Gleichzeitig arbeite man derzeit daran, Entscheidungen schneller zu treffen, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Unser Fazit
Boehringer Ingelheim ist ein familiengeführter Weltkonzern mit einer breiten Palette an Berufsfeldern. Für die Beschäftigten tut das Unternehmen viel – vor allem in den Bereichen Gesundheitsprävention, Unterstützung von Familien und finanzielle Vorsorge. Das allgemeine Geschäftsumfeld in der von Innovationen und Entwicklungszyklen getriebenen Pharmabranche ist herausfordernd und verlangt von den Beschäftigten eine hohe Flexibilität. Mit milliardenschweren Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie dem Umbau der Energieversorgung hin zu einer klimagerechten Produktion rüstet sich das Unternehmen für die Zukunft.
Quellenhinweis: Dieser Arbeitgebercheck basiert auf Recherchen bei Beschäftigten, Betriebsräten, Vertrauensleuten sowie Betriebsbetreuerinnen und -betreuern der IGBCE. Die zusammengetragenen Informationen sind aus Gründen des Quellenschutzes bewusst anonymisiert. Jede Angabe kann jedoch konkret bestimmten Quellen zugeordnet werden. Zudem wurden öffentlich zugängliche Quellen einschließlich der Angaben des Unternehmens selbst genutzt.