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Wesel

„Wir lassen uns nicht abspeisen!“

Entschlossen, solidarisch, aber auch emotional: die Geberit-Beschäftigten.

Foto: IGBCE/Abdulkadir Carkit

Pfeifkonzerte, kämpferische Reden und klare Botschaften vor dem Werkstor: Rund 150 GeberitBeschäftigte haben im Juli lautstark und entschlossen gemeinsam mit der IGBCE einen fairen Interessenausgleich und einen Sozialplan gefordert – denn die geplante Schließung des Weseler Werks bis Ende 2026 trifft rund 300 Menschen und ihre Familien ins Mark. „Nach über 120 Jahren Produktion auf höchstem Niveau sollen die Beschäftigten mit dem billigsten Angebot abgespeist werden“, rief der Geberit-Betriebsratsvorsitzender Jürgen Terweiden in die Menge. „Die Geberit muss sich ihrer sozialen Verantwortung stellen!“

Arbeitgeber mauert

Bereits Anfang des Jahres hatte Geberit seine Pläne bekannt gegeben. Die Beschäftigten und die IGBCE reagierten sofort mit dem Versuch, Alternativen zu entwickeln. Doch inzwischen ist klar: Der Arbeitgeber zeigt sich weder gesprächsbereit in Sachen Standorterhalt noch bei der Ausgestaltung eines sozialverträglichen Übergangs. „Wir werden uns das nicht bieten lassen“, sagt Sebastian Grzegorek, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IGBCE. „Die Geberit hat über Jahre gutes Geld verdient auch dank der Menschen hier in Wesel. Jetzt will sie sich aus dem Staub machen, ohne Verantwortung zu übernehmen. Das werden wir verhindern. Entweder wir setzen uns an den Verhandlungstisch – oder wir machen den Abschied so teuer wie möglich.“

Beschäftigte sind konfliktbereit

Viele der Kolleginnen und Kollegen arbeiten seit Jahrzehnten am Standort manche in zweiter oder dritter Generation. Mit der Aktion haben die Beschäftigten ein deutliches Signal gesendet: Sie sind bereit, für ihre Rechte zu kämpfen. Die IGBCE steht dabei fest an ihrer Seite. „Ein Interessenausgleich oder ein Sozialplan sind keine Almosen sie sind das Mindeste, was die Menschen nach all den Jahren verdient haben“, sagt Grzegorek. „Wenn der Arbeitgeber das nicht einsieht, sorgen wir dafür, dass er es spürt.“

Warum Tarifverträge wirken:

Eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Wer nach Tarif bezahlt wird, hat messbar bessere Karten selbst in Krisenzeiten. Denn Beschäftigte mit Tarifbindung fürchten seltener um ihren Arbeitsplatz, erhalten häufiger Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld, haben eher Zugang zu Homeoffice-Regelungen und profitieren öfter von Weiterbildung. Tarifverträge sichern Einkommen, schützen vor Willkür und machen Betriebe zukunftsfest.

Grafik: WSI Policy Brief Nr. 67, 2022

Nordrhein

Neuer Schwung für die Jugend

Foto: privat

Joshua Zobel (25) hat die Position des Landesbezirksjugendsekretärs bei der IGBCE Nordrhein übernommen. Der gelernte Werkzeugmechaniker engagierte sich bereits früh in der Jugend- und Auszubildendenvertretung (2016–2018). 2020 startete er als Jugendreferent im Bezirk Düsseldorf, bevor er als Trainee Erfahrungen in den IGBCE-Bezirken Niederrhein, Mannheim und Saarbrücken sammelte. Seit 2023 ist er Gewerkschaftssekretär in Düsseldorf.

Für seine neue Aufgabe hat der 25-Jährige klare Ziele: „Ich möchte an die tolle Arbeit meiner Vorgängerinnen und Vorgänger anknüpfen und eigene Impulse setzen“, sagt er. Auf der Bundesjugendkonferenz konnte er gemeinsam mit der IGBCE-Jugend Nordrhein bereits wichtige Anregungen einbringen. „Jetzt werden wir uns auf die Neuanfängerüberzeugung konzentrieren und die neuen Kolleginnen und Kollegen von der Gewerkschaftsarbeit überzeugen. Die enge Zusammenarbeit mit den jungen Kolleginnen und Kollegen ist eine große Bereicherung für mich.“

Joshua Zobel folgt auf

Foto: privat

Vanessa Dorenbeck, die als Gewerkschaftssekretärin in den Bezirk Düsseldorf gewechselt ist. Frank Löllgen, IGBCE-Landesbezirksleiter Nordrhein, freut sich ebenfalls über den Neuzugang: „Mit viel Leidenschaft und Erfahrung wird Joshua die IGBCE-Jugend weiter voranbringen. Wir wünschen ihm viel Erfolg!“


Baesweiler

BBT Biotech: gleicher Konzern, ungleiche Bedingungen

Die Kolleginnen und Kollegen in Baesweiler sind bereit, für ihre Rechte zu kämpfen – mit Unterstützung der IGBCE.

Foto: IGBCE

Während in der Konzernzentrale von BBT Biotech in Herdecke längst Tarifverträge gelten, arbeiten die Beschäftigten am Standort Baesweiler weiterhin ohne tarifliche Absicherung. Das sorgt zunehmend für Unmut und für entschlossene gewerkschaftliche Gegenwehr. „Wir sind hier nicht weniger wert“, bringt es eine Beschäftigte auf den Punkt.

Denn obwohl Baesweiler zum gleichen Konzern gehört, wird den dort arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Tarifvertrag verweigert. „Das ist kein Einzelfall“, sagt IGBCE-Gewerkschaftssekretär Jörg Erkens, der den Konflikt begleitet. „Konzerne nutzen ihre Struktur, um tarifgebundene Bereiche zu umgehen das ist nicht nur ungerecht, das ist politisch.“

Mit Haltung auf die Straße

Am Standort Baesweiler regt sich nun Widerstand. Die Beschäftigten dort sind organisiert, laut und entschlossen mit Plakaten, mit Haltung, mit ihrer Stimme. Sie wollen endlich die gleichen Rechte wie ihre Kolleginnen und Kollegen im Konzern. Dazu gehört vor allem: ein Tarifvertrag. „Wir sind nicht länger bereit, uns mit ein paar netten Worten abspeisen zu lassen. Wir wollen Sicherheit, Verlässlichkeit und vor allem: Würde“, sagt ein IGBCE-Mitglied.

Solidarität zahlt sich aus

Die IGBCE unterstützt die Beschäftigten vor Ort mit öffentlicher Sichtbarkeit, rechtlicher Beratung und politischem Druck. Erste Reaktionen des Arbeitgebers zeigen: Die gewerkschaftliche Bewegung bleibt nicht ungehört. „Wer Beschäftigte systematisch schlechterstellt, muss mit Gegenwind rechnen“, warnt Gewerkschafter Erkens. „Die Kolleginnen und Kollegen in Baesweiler sind bereit, für ihre Rechte zu kämpfen und wir stehen fest an ihrer Seite.“