News
Branchen & Betriebe
Chemie
„Ein längst überfälliges Signal“

Fotos: Andreas Reeg
Die EU-Kommission will den Chemiesektor wettbewerbsfähiger machen. Dazu hat sie Anfang Juli einen Aktionsplan vorgelegt, der Maßnahmen zum Senken der Energie- und Rohstoffkosten sowie steuerliche Anreize für Investitionen in Innovation und Nachhaltigkeit enthält. „Der Chemie-Aktionsplan ist ein wichtiges und längst überfälliges Signal für Europas drittgrößten Industriezweig“, kommentierte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis die Veröffentlichung. Besonders begrüßenswert sei, dass die EU-Kommission energiepolitische Entlastungen, den Erhalt industrieller Wertschöpfung in Europa und den Aufbau von Leitmärkten für grüne und klimaneutrale Produkte in den Fokus rücke. Der Aktionsplan sei ein guter erster Schritt, aber noch kein Erfolg. „Entscheidend ist nun, wie konkret und schnell die Maßnahmen umgesetzt werden und dass die Interessen der Beschäftigten miteinbezogen werden.“
Bayer
Frankfurt wird bis 2028 geschlossen

Mitte Mai protestierten Bayer-Beschäftigte in Frankfurt gegen die Schließungspläne.
Fotos: IGBCE
Der Chemiekonzern Bayer schließt nun definitiv seinen Standort in Frankfurt am Main – bekennt sich aber zu seinen anderen Werken in Deutschland. Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat haben sich Anfang Juli auf Eckpunkte einer Gemeinsamen Erklärung verständigt. Der Konzernvorstand spricht darin eine Bestandsgarantie für alle bestehenden Unternehmensstandorte im Bundesgebiet bis 2030 aus. Einzige Ausnahme ist der Standort Frankfurt mit rund 500 Beschäftigten, der bis 2028 aufgegeben wird. „Es war uns in den Verhandlungen sehr wichtig, nicht nur die unmittelbar betroffenen Beschäftigten bestmöglich zu unterstützen, sondern auch Sicherheit für alle weiteren Kolleginnen und Kollegen bei Bayer in Deutschland zu erlangen“, erklärten Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG, und Francesco Grioli, Vorstandsmitglied der IGBCE.
Exxon Mobil
Tarifverträge gekündigt

Fotos: privat
Zwar sei die IGBCE darüber vorab informiert worden, es habe aber keine Möglichkeit bestanden, vor den Kündigungen in Gespräche einzutreten, kritisiert IGBCE-Verhandlungsführerin Lina Ohltmann. „So eine Ankündigung – und das direkt vor dem Sommerurlaub – ist unmöglich.“
Sie betont: „Wir fordern die Arbeitgeber zu Verhandlungen auf, um gemeinsam eine Zukunft für die Exxon-Mobil-Beschäftigten in Deutschland zu gestalten. Die Kündigung der Tarifverträge nehmen wir nicht hin. Wir werden uns für faire Vergütungen und gute Arbeitsbedingungen für alle IGBCE-Mitglieder einsetzen.“
Ein erster Verhandlungstermin, zu dem die IGBCE Exxon Mobil aufgerufen hat, ist für den 7. August 2025 angesetzt.
Tarifticker
Flachglasveredelung und -verarbeitung
Die erste Tarifrunde der Flachglasveredelungs- und -verarbeitungsindustrie West hat keinen Abschluss gebracht. Während die IGBCE-Tarifkommission den durch steigende Preise verursachten Kaufkraftverlust der Beschäftigten betonte, bekräftigte die Arbeitgeberseite die Notwendigkeit einer „Nullrunde“. Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um 3 Euro pro Stunde und monatlich 100 Euro mehr für Auszubildende. Für IGBCE-Mitglieder soll es ein zusätzliches Urlaubsgeld in Höhe von 10 Euro pro Urlaubstag geben. Weiterverhandelt wird am 7. August. Die 2.300 Beschäftigten der Branche bearbeiten und produzieren unter anderem Fenster oder Windschutzscheiben.
Feuerfest und Säureschutz
Abschluss mit starken Einkommenserhöhungen: Insgesamt 6 Prozent mehr Geld gibt es für die rund 3.600 Beschäftigten in der Feuerfest- und Säureschutzindustrie. Darauf haben sich IGBCE und IG Bau in der zweiten Tarifverhandlung mit den Arbeitgebern geeinigt. Rückwirkend zum 1. Juni haben sich die Entgelte und die Ausbildungsvergütungen um 2,8 Prozent erhöht, ab dem 1. Juni 2026 steigen sie um weitere 3,2 Prozent. Der Tarifvertrag läuft 24 Monate. Die Beschäftigten der Branche produzieren Materialien, die extremen Temperaturen und chemischen Einflüssen standhalten, zum Beispiel feuerfeste Steine oder Isoliermaterialien.
Feinkeramik
Sechs-Prozent-Plus und Bonus gefordert

Forderung beschlossen: die Bundestarifkommission Ende Juni in Espenau.
Foto: Daniel Krist
Eine Entgelterhöhung um sechs Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit und einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder: Das fordert die IGBCE in der diesjährigen Tarifrunde der feinkeramischen Industrie für die bundesweit mehr als 18.000 Beschäftigten.
Im Vorfeld der Forderung hatte die IGBCE eine breit angelegte digitale Umfrage durchgeführt, an der sich rund 550 Feinkeramikbeschäftigte beteiligten. IGBCE-Verhandlungsführer Moritz Hautmann macht deutlich: „Alle Debatten und Umfragen haben gezeigt, dass die Beschäftigten sich dringend einen Bonus exklusiv für Mitglieder der IGBCE wünschen. Wir erwarten von den Arbeitgebern, dass sie diese Verantwortung annehmen und dazu liefern.“
Die Forderung nach einer Erhöhung der Vergütungen um sechs Prozent habe die Tarifkommission mit Vernunft und Augenmaß beschlossen: „Diese zurückhaltende Forderung trägt der teilweise angespannten wirtschaftlichen Lage der feinkeramischen Industrie Rechnung“, betont Hautmann. Während es bei der technischen Keramik rundlaufe, sei die Situation in anderen Sparten, beim Porzellan etwa, durchwachsen. Hautmann unterstreicht: „Vielen Unternehmen geht es aber auch sehr gut. Und die Prognose für die Branche ist positiv.“ Das liege auch an den vielversprechenden Signalen aus der Politik. Der von der Bundesregierung beschlossene Bau-Turbo könne mittelfristig dafür sorgen, dass die Nachfrage nach neuen Badezimmern und Fliesen steigt.
Die erste Verhandlungsrunde findet am 1. Oktober 2025 statt.