Video: Guide Helmut Hanitzsch führt durch das BASF Visitor Center.
Mit Soda und Zitrone
Ludwigshafen ist vor allem durch die BASF bekannt. Die Zentrale des weltweit größten Chemiekonzerns ist eine Stadt in der Stadt. Ihr Besucherzentrum lüftet die Geheimnisse der Wissenschaft und zeigt, wie sehr die Produkte der BASF unseren Alltag prägen – von der Zahnpasta bis zum Dübel.
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Der Rheinhafen ist der Hauptumschlagplatz: 40 Prozent der Produkte und Rohstoffe werden auf dem Wasserweg transportiert.
An sonnigen Tagen ist der Rhein ein echter Hochstapler. Er leuchtet smaragdgrün, als wäre er ein Meer. Doch dieser maritime Traum ist schnell ausgeträumt: Wer sich der Industriestadt Ludwigshafen auf der Kurt-Schumacher-Brücke über den Fluss nähert, blickt auf eine beeindruckende Hafenlandschaft. Containertürme und -kräne, Silos und Berge aus Kies säumen das Ufer. Dahinter entspinnt sich ein futuristisches Labyrinth aus vierspurigen Schnellstraßen und den berühmten Ludwigshafener Hochstraßen. Aus diesem Knäuel führen viele Wege zu den Werkstoren der BASF. Vor achtzig Jahren bauten die Stadtväter auf den Kriegstrümmern eine autogerechte Stadt, die den urbanen Idealen der Nachkriegszeit entsprach. So konnten die Beschäftigten aus den Dörfern in der Pfalz bequem in die Fabrik pendeln.
Früher Badehaus, heute Museum
Neben einem der Werkstore befindet sich das BASF-Besucherzentrum. Der dunkelrote Backsteinbau diente früher als Badehaus. Kein Arbeiter sollte das Areal verlassen, ohne sich die giftigen Stoffe, mit denen er zu tun hatte, vom Leib zu duschen. Wenn man heute durch die moderne Automatiktür ins Innere tritt, ist man überrascht. Hinter der historischen Hülle befindet sich ein Museum im schicken Industrial-Stil: anthrazitfarbene Böden, Treppengeländer aus glänzendem Stahl, ein gläserner Aufzug. Die sechs Etagen sind in der Mitte offen und gewähren einen Blick von unten bis nach ganz oben. Eine Transparenz, die auch inhaltlich gewünscht ist.
„Wir wollen Chemie erlebbar und begreifbar machen“, erläutert Guide Helmut Hanitzsch die Ziele des Besucherzentrums. Der 69-Jährige hat sein ganzes Berufsleben bei der BASF verbracht – von seiner Ausbildung zum Rohrinstallateur im Jahr 1971 über verschiedene Aufgaben bei der Standortsicherheit bis zu seiner aktuellen Beschäftigung. Seit 52 Jahren ist er außerdem IGBCE-Mitglied, weil es ihm wichtig ist, Demokratie zu leben. Sein Faible gilt der Firmengeschichte, die er aus dem Effeff kennt. An einem wandhohen Touchscreen scrollt er sich durch die Jahrzehnte.

Kleine Farbenlehre

Guide Helmut Hanitzsch an der Duftorgel
Am Anfang waren Farben
Angefangen hat alles vor 160 Jahren, als Friedrich Engelhorn das Unternehmen auf der anderen Rheinseite in Mannheim gründete. In seiner Leuchtgasfabrik fiel das Abfallprodukt Steinkohleteer an. Daraus wollte er synthetische Farben herstellen – zu jener Zeit eine Erfindung, die den Durchbruch für die Textilindustrie bedeutete. „Für ein Gramm Purpurfarbe brauchte man zuvor 8.000 Purpurschnecken, für zwei Kilo Indigofarbstoff hundert Kilogramm Indigopflanze“, verdeutlicht Hanitzsch, warum sich die Welt der neuen Farben schnell zu einem riesigen Markt entwickelte. Engelhorn legte mit ihnen den Grundstein für den Erfolg der BASF – die Abkürzung für Badische Anilin- und Sodafabrik. Schon im Namen spiegelt sich die bewegte Firmengeschichte wider: Zwar stand im badischen Mannheim die Wiege des Unternehmens, doch Engelhorn zog bald ins damals pfälzisch-bayerische Ludwigshafen um, weil er sich mit den Mannheimern nicht auf den Kaufpreis für ein Fabrikgrundstück einigen konnte.

Echt oder synthetisch? Die Unterschiede der Materialien sind kaum erkennbar.
Für alle Sinne
Die Ausstellung im Besucherzentrum geht noch weiter zurück. Sie startet mit den Grundlagen. „Die größte chemische Fabrik ist die Natur selbst“, betont Hanitzsch. Wer möchte, kann die Naturwissenschaft hier auch erschnuppern: An einer Duftorgel lassen sich natürliche Düfte mit den entsprechenden Imitaten vergleichen. Ein paarmal pumpt man mit dem Balg, und schon steigt einem durch eine Düse der Geruch von Rosenblüten oder Zitrone in die Nase. Dessen künstliche Alternative kommt in Seifen und Waschmitteln vor, dient außerdem als Aromastoff für Lebensmittel und Getränke oder als Rohstoff für Vitamine.
Das Besondere: Die BASF-Technologie ist in vielen Waren enthalten, ohne dass Endverbraucherinnen und Endverbraucher davon wissen. Obwohl diese Technologie Produkte schöner, haltbarer, bequemer und sicherer macht, ist der Name BASF nicht auf dem Endprodukt zu lesen. „Unsere Vor- und Zwischenprodukte werden von den Kunden weiterverarbeitet“, erklärt Hanitzsch das Phänomen. Die Ausstellung klärt über dieses Thema auf und zeigt, wie uns der Chemieriese im Alltag begegnet. BASF-Weichmacher finden sich zum Beispiel in Playmobil-Figuren und Gymnastikmatten. Kunststoffe made by BASF stecken in Dübeln, Fahrradreifen, Sportschuhen, aber auch in Tabs für die Spülmaschine oder in Zahnpasta. Forschung und Produktion gehen bei der BASF, die heute auf sechs Kontinenten vertreten ist, seit jeher Hand in Hand. Für die Entwicklung der großtechnischen Ammoniaksynthese erhielt der Manager, Chemiker und leidenschaftliche private Käfersammler Carl Bosch im Jahr 1931 sogar den Nobelpreis. Damit war der Weg frei für die industrielle Herstellung von Düngemitteln.

Wie groß die Anlagen der BASF sind, zeigt eine interaktive Karte.

Auch am Strand ist die BASF mit dabei.
Wie in einem Science-Fiction-Film
Bei einer Werksrundfahrt lassen sich die Produktionsstätten für all diese Innovationen entdecken. Im Bus gleiten die Passagierinnen und Passagiere durch die Stadt in der Stadt, deren Ausmaß etwa der Fläche von 1.400 Fußballfeldern entspricht. Sie ist ein pulsierender Ort wie aus einem Science-Fiction-Film: Über den Straßen erstreckt sich ein dichtes Rohrgeflecht, das die Anlagen und Betriebe auf dem Gelände miteinander verbindet. Denn, das ist Helmut Hanitzsch wichtig, die BASF ist kein Chemiepark, sondern ein Verbundstandort. Ein Abfall- oder Nebenprodukt eines Betriebes kann das Eingangsprodukt für eine Produktlinie nebenan sein. Mitten in der BASF-City, dem weltweit größten Chemiestandort in einer Hand, schlagen die Herzen aus Stahl – die Steamcracker. Darin werden Ethylen, Propylen und Butadien destilliert – die Vorprodukte für Kunststoffe, Lacke, Lösemittel, Pflanzenschutzmittel und Vitamine.
Im Jahr 2023 hat die BASF die weltweit ersten elektrisch beheizten Steamcracker-Öfen in Ludwigshafen ans Netz gebracht. Der Global Player möchte schließlich auch bei der Energietransformation zu den Pionieren gehören. Im Besucherzentrum widmet sich die Abteilung „Nachhaltigkeit“ all den Puzzleteilen, mit denen das Unternehmen klimaneutral werden will.
Am besten gelingt das wohl, wenn alle – von Vorstand bis zu Arbeiterin und Arbeiter – an einem Strang ziehen. Für Hanitzsch war diese Tradition schon immer ein Erfolgsgarant für die BASF. Dennoch hat er als Gewerkschafter bewegte Zeiten miterlebt, in denen die Mitarbeiterzahl in Ludwigshafen von fast 60.000 in den 1990er-Jahren nahezu halbiert wurde. Trotzdem ist er bis heute stolz darauf, ein Aniliner zu sein. Ein nachvollziehbares Gefühl, denn das Unternehmen hat die Welt verändert. Egal, worauf wir gehen, sitzen oder stehen – überall steckt es drin. Und früher klang es sogar von den Plattentellern, als die BASF ein eigenes Musiklabel hatte. All das ist im Besucherzentrum zu sehen und zu erleben.
Guide: BASF-Besucherzentrum Ludwigshafen
BASF-Besucherzentrum / Visitor Center
Weitere Information unter der Karte.
Ebertpark
Weitere Information unter der Karte.
Maudacher Bruch
Weitere Information unter der Karte.
Theater im Pfalzbau
Weitere Information unter der Karte.
Hotelempfehlung
Business-Hotel René Bohn
René-Bohn-Straße 4 67063 Ludwigshafen
DZ ab 140 Euro (mit Frühstück)
www.basf.com
Hotelempfehlung
Moxy
Im Zollhof 5
67061 Ludwigshafen
DZ ab circa 80 Euro (ohne Frühstück)
www.marriott.com
Gastronomie
ma[h]l:zeit im Feierabendhaus
Moderne Bistroküche in der
früheren BASF-Kantine.
www.mahlzeit-feierabendhaus.de
Brasserie
La Torre Da Angelo
Italienisches Restaurant in einem
ehemaligen Kirchturm.
www.latorredaangelo.de
BASF-Besucherzentrum / Visitor Center
Carl-Bosch-Straße 38
67063 Ludwigshafen
www.visitorcenter.basf.com
Auf Anfrage auch Themenführungen zur BASF-Geschichte oder zur grünen Transformation.
Ebertpark
Durch die BASF-Kolonie erreicht man den Ebertpark. Die grüne Lunge der Stadt erstreckt sich über 29 Hektar und bietet Liegewiesen, Wasserspiele und einen Rosengarten.
www.ebertpark.de
Maudacher Bruch
So eine Wildnis traut man einer Industriestadt wie Ludwigshafen kaum zu. Das Landschaftsschutzgebiet mit viel Natur, idyllischen Brücken und Wegen befindet sich an einem ehemaligen Altrheinarm. Es ist ein Ort zum Durchatmen und Picknicken.
Theater im Pfalzbau
Der Kulturtempel aus den 1960er-Jahren ist ein renommiertes Gastspielhaus für Tanz und Sprechtheater.
www.theater-im-pfalzbau.de