Vor Ort

Bayern

Wegweisend mit viel Wir-Gefühl

Text Michael Kniess

Die Bundesjugendkonferenz 2025 aus Sicht der bayerischen Delegierten ein Rückblick.

Erfolgreiche Anträge, inspirierender Austausch, viel Spaß: Die Bundesjugendkonferenz war aus bayerischer Sicht ein voller Erfolg.

Fotos: Alexander Glaß (6)

Sie gestalteten aktiv die gewerkschaftliche und gesellschaftspolitische Zukunft mit: 150 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet berieten vom 29. Mai bis zum 1. Juni in Dortmund über 153 Anträge. Einmal mehr unterstrich dabei die bayerische Gewerkschaftsjugend, welch junge, talentierte und engagierte Menschen es bei der IGBCE im Freistaat gibt. Von der zweitgrößten Delegation aller Landesbezirke gingen bei der diesjährigen Bundesjugendkonferenz, die alle vier Jahre im Vorfeld des IGBCE-Kongresses stattfindet, wichtige Impulse aus.

„Aus unserer Sicht war die Konferenz ein voller Erfolg“, resümiert Alexander Glaß, Mitglied der bayerischen Delegation. Besonders stolz sind er und seine 21 Kolleginnen und Kollegen auf die Anträge, die sie bei der Landesbezirksjugendkonferenz am 28. und 29. März auf Burg Schwaneck in Pullach bei München auf den Weg gebracht und die schließlich auch auf Bundesebene eine große Mehrheit gefunden haben.

Darunter ist der Antrag auf eine Anpassung des Betriebsverfassungsgesetzes dahingehend, dass die Größe der JAV-Gremien geändert wird. „Uns geht es darum, dass die Anforderungen an JAV-Mandatszahlen niedriger werden. Um die Arbeitsbelastung in den Gremien besser zu verteilen, ist es wichtig, ihre Mitgliederzahl zu erhöhen“, sagt Glaß, der Chemielaborant gelernt hat und BJA-Vorsitzender im IGBCE-Bezirk Nordostbayern ist. „Auf diese Weise wird die JAV-Arbeit gestärkt und die betriebliche Mitbestimmung nachhaltig verbessert.“

Weitere Anträge aus bayerischer Feder, die die Zustimmung der Delegierten bei der Konferenz gefunden haben, waren unter anderem das Plädoyer für die Förderung und die Stärkung von Jugendmandanten in IGBCE-Tarifkommissionen durch „Tarif-Tandems“, die Forderung nach mehr und vor allem bezahlbarem und ausreichend verfügbarem Wohnraum für Azubis sowie nach kostenlosen Hygieneprodukten für alle menstruierenden Personen, zunächst in IGBCE-Bürogebäuden und schließlich in allen von der IGBCE vertretenen Unternehmen.

Letztere Forderung wurde sogar direkt in die Tat umgesetzt: „Unser Antrag war am Vormittag, und am Nachmittag standen auf allen Toiletten bereits die entsprechenden Hygieneprodukte bereit“, berichtet Alexander Glaß. „Das zeigt, dass Beschlüsse wirklich etwas auslösen können.“ Das Erfahren von Selbstwirksamkeit ist es auch, was ihn am meisten beeindruckt hat: „Wenn man merkt, dass man mit seinem Engagement etwas ins Positive verändern kann, ist es jede Stunde, die man dafür arbeitet, auch wert.“

Solcher Stunden waren es viele, die die Delegierten bereits im Vorfeld der Bundesjugendkonferenz investiert hatten – die Konferenzvorbereitung begann bereits im September 2024 und erreichte ihren Höhepunkt mit einer intensiven Delegiertenvorbesprechung Anfang Mai in Neumarkt, bei der Anträge und Wortbeiträge ihren letzten Schliff erhielten. Entstanden sind auf diesem Weg nicht nur wegweisende und starke Anträge.

„Gerade bei uns auf bayerischer Seite war das Gemeinschaftsgefühl riesig. Es macht unglaublich viel Freude, mit anderen, die genauso Lust dazu haben, die Zukunft als Gewerkschaftsjugend aktiv mitzugestalten“, sagt Alexander Glaß. Die starken Impulse der bayerischen IGBCE-Jugend sollen nun beim Gewerkschaftskongress weiterwirken.


Fotos: privat (2)

3 Fragen an …

Clarissa Knott und Max Christoph

Der neue Vorsitzende (Bezirk Altötting) und seine Stellvertreterin (Bezirk Kelheim-Zwiesel) des Landesbezirksjugendausschusses (LBJA) über Ziele und Engagement.

Warum engagiert ihr euch im Landesbezirksjugendausschuss?

Max: Für mich war früh klar, dass ich nicht einfach nur Trittbrettfahrer sein will. Ich möchte etwas verändern – vor allem für junge Beschäftigte. Im LBJA habe ich eine Stimme, kann Themen anstoßen und für bessere Ausbildungsbedingungen kämpfen.

Clarissa: Der LBJA gibt uns die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen – auf Politik, Betriebe und die Gesellschaft. Hier bündeln wir die Erfahrungen und Forderungen vieler junger Kolleginnen und Kollegen.

Was wollt ihr als neu gewählter Landesbezirksjugendausschuss erreichen?

Clarissa: Wir haben jetzt vier Jahre vor uns, die wir in jedem Fall nutzen wollen, damit die Themen der Jugend gehört werden und möglichst viele junge Kolleginnen und Kollegen für die IGBCE begeistert werden können. Dabei spielen sicherlich das Bundes- und das Landesjugendtreffen eine große Rolle, in deren Vorbereitungen wir stark involviert sind. Außerdem setzen wir uns für die Stärkung der JAVen in den Betrieben ein – sie sind oft die erste Anlaufstelle für Azubis.

Max: Auch die politische Arbeit wollen wir wieder verstärkt in den Fokus rücken. Wir wollen unseren Beitrag leisten gegen die Politikverdrossenheit und den Rechtsruck im Land und immer wieder klarmachen, was bei uns in der IGBCE-Jugend nicht stattfinden soll: Ausgrenzung, Hass und Hetze.

Der Ausbildungsstart steht vor der Tür. Warum ist es wichtig und sinnvoll, sich als Azubi gewerkschaftlich zu engagieren?

Clarissa: Ganz einfach: Wer mitredet, kann mitgestalten ob bei Ausbildungsqualität, Arbeitszeiten oder Vergütung. Nur wenn wir als Gewerkschaft stark sind, finden wir Gehör bei der Arbeitgeberseite und können gute Tarifverträge verhandeln. Die zurückliegenden Tarifverhandlungen sind ein gutes Beispiel dafür.

Max: Viele wissen gar nicht, welche Rechte sie haben. Die IGBCE gibt Rückhalt, Wissen und Gemeinschaft. Wer sich früh engagiert, kann schon als Azubi etwas bewegen.