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Vor Ort: Baden-Württemberg
Baden-Württemberg
Die Konferenz aus Sicht der Delegierten
Es waren „gute Diskussionen, wie sie bei Teams einfach fehlen“: Sabine Seebacher, Betriebsratsvorsitzende bei Koehler und Mitglied der Antragsberatungskommission, blickt auf eine erfolgreiche und gut besuchte Landesbezirksdelegiertenkonferenz zurück. Denn 2021 habe Corona vieles verhindert. Sie freut sich, dass insbesondere die für die Koehler-Beschäftigten wichtigen Anträge zur Rente für langjährig Versicherte und zur energieintensiven Industrie Teil des bevorstehenden Gewerkschaftskongresses sein werden. „Der Süden darf nicht vergessen werden“, fordert Seebacher in Hinblick auf Netzausbau und Wasserstoffanbindung.
Dieter Ries, mit 88 Jahren ältester Delegierte und Vorsitzender der Aktiven Seniorinnen und Senioren Mannheim, stellt einen Wandel der Themen fest: „Diese Menge an politischen Themen hatten wir früher nicht“, verweist er auf Anträge zu Migration, Rassismus, Kriege und rechte Parteien. Ries weiß, wovon er spricht: Er ist seit 62 Jahren Mitglied der IGBCE. „Was weiterhin ungelöst ist: die Entgeltungleichbehandlung von Frauen und Männern.“
Anna-Lena Rehm, die im Landesbezirksvorstand das Jugendmandat innehat, zeigt sich besonders mit der Podiumsdiskussion zufrieden. „Wir als Jugend haben hier super unsere Positionen vertreten, auch gegenüber den Erfahreneren“, sagt sie. Digitalisierung müsse mit Work-Life-Balance einhergehen, „und das hat Emily Mayer als Vertreterin der Mannheimer Bezirksjugend klar verdeutlicht.“
Stuttgart
Yannick Schulze ist zurück in Baden-Württemberg
Yannick Schulze und Landesbezirksleiterin Catharina Clay.
Foto: David Deininger
Seit seiner Wahl durch den Landesbezirksvorstand am 2. Juli ist Yannick Schulze neuer stellvertretender Landesbezirksleiter. Der 32-Jährige übernimmt die Funktion als Verhandlungsführer für die Papierindustrie inklusive des Flächentarifvertrags sowie die politische Begleitung der Pharma- und Automobilzuliefererbranche.
Er verantwortet die Zielgruppe KAAT (unter anderem außertariflich Angestellte) sowie die Koordinierung von Industrie-, Energie-, Umweltpolitik und die Öffentlichkeitsarbeit.
Schulze war zuvor dreieinhalb Jahre lang Fachsekretär in der Abteilung Junge Generation/Ausbildung in der IGBCE-Hauptverwaltung Hannover. Hier plante und koordinierte er unter anderem Großveranstaltungen wie die Bundesjugendkonferenz.
Bis 2022 war der Wirtschaftsingenieur bereits rund zwei Jahre im Landesbezirk tätig. „Ich freue mich, wieder in meiner Heimat zu sein“, sagt er. Nicht nur des Jobs wegen: Schulze ist Fan des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg, auch im Fanclub ehrenamtlich engagiert.
Yannick Schulze folgt auf Frank Heßler, der altersbedingt aus seiner IGBCE-Hauptamtlichkeit ausgeschieden ist.
Weinheim
Erfolgreich voneinander lernen

Beim Talenteprogramm des Landesbezirks Baden-Württemberg profitierte Cihan Manav, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Freudenberg & Co. KG (links, letzte Reihe, Vierter von rechts), vom gegenseitigen Austausch der Betriebsräte.
Foto: Axel Stefan Sonntag

Eines der Teams bei der Projektarbeit.
Foto: Axel Stefan Sonntag
Bereits mehrfach berichteten wir schon über das vom Landesbezirk angebotene, erfolgreiche Qualifizierungsangebot für Betriebsratsmitglieder, das Talenteprogramm. Auch Cihan Manav, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Freudenberg & Co. KG, nahm an der jüngsten Ausschreibung teil – und beendete es plangemäß im Dezember.
Wissenstransfer und Austausch
Rund 240 Beschäftigte arbeiten in Manavs Betrieb, der Freudenberg-Holding, und übernehmen hier administrative Konzernfunktionen, unter anderem in der Rechts-, der Finanz- und der Steuerabteilung.
Als Vertreter des noch relativ jungen Betriebsratsgremiums nutzte Manav die Fortbildung insbesondere zum Wissenstransfer und zum Austausch mit anderen IGBCE-Betriebsrätinnen und -Betriebsräten. Die im Talenteprogramm kennengelernten Kolleginnen und Kollegen von Roche lud er jüngst samt deren Arbeitgeberseite zu sich nach Weinheim ein, um mit einer starken gemeinsamen Stimme von den Vorteilen eines Langzeitkontos zu überzeugen. „Das war anfangs bei uns absolut nicht gewollt. Doch bei dieser Delegation musste sich unsere Arbeitgeberseite natürlich damit auseinandersetzen“, blickt er zufrieden zurück.
Die gemeinsamen Anstrengungen seines Teams haben sich erst einmal ausgezahlt: „Wir haben das Langzeitkonto-Modell unserer Konzerntochter FST bekommen. Für uns ist das aber nur eine Zwischenetappe.“ Denn das FST-Modell sei auf die Bedürfnisse der Freudenberg-Belegschaft nicht maßgeschneidert. „Es ist aufgrund der überwiegend körperlichen Arbeit bei FST im Großen und Ganzen für den vorgezogenen Renteneintritt konstruiert. Doch mit diesem unflexiblen System überzeugen wir junge Menschen, nach denen wir offensiv suchen, nicht. Dafür braucht es zum Beispiel auch die Möglichkeit, die im Konto angesparte Zeit für ein Sabbatical zu nutzen.“
Solidarität ist die Basis
Auch Kolleginnen und Kollegen von Essity lud Cihan Manav bereits in den Industriepark ein, um sich darüber zu informieren, wie sie ihren hohen Organisationsgrad in der Gewerkschaft erreichten. „Die Solidarität untereinander ist die Basis für alles, was wir erreichen möchten. Deswegen brauchen wir eine starke Gewerkschaft.“ Dabei lobt Manav die klare Haltung der IGBCE zum Thema Toleranz und Demokratie, „die so nicht alle Gewerkschaften aussprechen“, sagt er. „Ich bin in Deutschland geboren, aber leider schon als Kind mit Ausländerfeindlichkeit aufgewachsen. Mich schmerzt es, dass nun meine sechsjährige Tochter damit erneut konfrontiert wird“, sagt er.
Für Manav ist es wichtig, Haltung zu zeigen und nicht zu schweigen. „Auch wir alle in unseren Betriebsratsgremien tragen dafür Verantwortung. Erst recht dann, wenn es – wie bei Freudenberg – so viele ausländische Beschäftigte waren, die diesen Konzern mit groß gemacht haben.“